Werner Hebestriet aus Buchholz verwandelt Geweihe, Hörner und Zähne in Zierat und Gebrauchsgegenstände – zum Beispiel USB-Sticks

Buchholz. Warum seine Beschäftigung ausgerechnet Hirschhornschnitzen heißt, kann Werner Hebestriet gar nicht sagen. „Der Name hat sich irgendwie durchgesetzt.“ Denn Hebestriet schnitzt nicht nur an Geweihen von Hirschen, sondern auch an den Hörnern von Mufflons oder an Mammutzähnen. Und aus denen zaubert Hebestriet dann die verrücktesten Dinge: Einfache Knöpfe, Kugelschreiber, Gürtelschnallen, Besteck, Jagdmesser, Broschen oder auch USB-Sticks. Die sind das Neueste in der breiten Produktpalette, die der Schnitzer anbietet. Hebestriet experimentiert gern, probiert sich an immer neuen Herausforderungen. Bis jetzt sind ihm in seinem Schaffensdrang keine Grenzen gesetzt.

Auf dem Kunsthandwerkermarkt im Wildpark Schwarze Berge begann Hebestriets Karriere als Hirschhornschnitzer. Ein Freund hatte ihm vor etwa 15 Jahren das erste Hirschgeweih besorgt, ihm einen Prospekt für Messer in die Hand gedrückt und Hebestriet schnitzte drauflos. Aus den Überbleibseln schnitzte er dann auch erste Broschen. Auf dem Kunsthandwerkermarkt ist Hebestriet inzwischen nicht mehr. „Der geht über eine ganze Woche. Irgendwann muss ich ja auch noch arbeiten“, sagt Hebestriet, der sein Geld als Koch am Hamburger Flughafen verdient. Hebestriet sieht bei beiden Tätigkeiten gewisse Parallelen. „Auch als Koch muss man kreativ sein“, sagt Hebestriet.

Sein Job verschlug ihn einst auch nach Moskau. Und dort legte er sich einen seiner größten Schätze zu. „In Moskau habe ich einen Mammutzahn erworben“, erzählt Hebestriet, der bei der Materialbeschaffung seine über die Jahre gewachsenen Kontakte nutzt. So bezieht er seine Geweihe, Hörner und Zähne aus Schweden, Russland, Polen oder Bayern. In Bayern, genauer gesagt in Rosenheim, besuchte Hebestriet den einzigen Berufs-Hirschhornschnitzer Deutschlands. Dem schaute er bei der Arbeit über die Schulter. „Die Nachfrage dort ist noch viel größer“, sagt der Hobby-Hirschhornschnitzer. Das läge auch daran, dass dort deutlich mehr Tracht getragen würde. Berufs-Hirschhornschnitzer könne er noch nicht werden. „Das ist bisher im Norden nicht möglich. Hier im Norden gehört das nicht zum Kulturgut“, sagt Hebestriet. Doch Stammkundschaft hat der Schnitzer sehr wohl: „Am Kiekeberg habe ich einem Mann bereits drei Gürtelschnallen verkauft.“ Die gehören zu den teureren Produkten, die Hebestriet verkauft. Inzwischen kann er sich sogar über Kundschaft aus Amerika freuen.

Hebestriet ist Vater von zwei Töchtern. Als sie noch in den Kindergarten gingen, waren seine Schnitzereien bei den Kindern sehr beliebt. „Gerade wenn es im Winter kalt war, haben die Kinder die Jacken einfach nicht zugekriegt. Die Hände waren zu kalt und sie bekamen die Zipper der Jacke einfach nicht zu fassen. Da waren meine selbstgeschnitzten Hirschhorn-Zipper natürlich der absolute Renner.“ Seiner jüngeren Tochter hat Hebestriet das Schnitztalent vererbt. Sie ist inzwischen auch fleißig dabei. Hebestriets Figuren und Gegenstände währen für die Ewigkeit. „Andere pflanzen Bäume, ich schnitze Hirschhorn für die Ewigkeit. Das sage ich auch meinen Kunden gerne“, sagt der Buchholzer.

Inzwischen ist er auf vielen Weihnachtsmärkten Stammgast, so ist er jedes Jahr in Nenndorf oder auch am Kiekeberg in der Adventszeit anzutreffen. Hebestriet zog Ende der 70er Jahre aus dem Harz nach Buchholz, wo er bis heute mit seiner Frau Susanne lebt. Im Keller hatte er sich seine eigene kleine Werkstatt eingerichtet. Dort fräst er feine Gravuren in die Hörner und Geweihe verschiedenster Tiere. Wer Interesse an Hebestriets Arbeiten hat, kann sich auf seiner Facebook-Seite informieren und ihn kontaktieren.

Nur auf eines muss Werner Hebestriet achten – „Wenn er arbeitet und die Geräte und Geweihe warm werden, dann stinkt das wie nichts Gutes“, sagt Susanne Hebestriet. In manche Arbeiten hat Werner Hebestriet mehr als 30 Stunden investiert. In mühevoller Feinarbeit achtet er auf jedes Detail. So entstanden aus Geweihrosen Gürtelschnallen mit Hirschmotiven, und aus Wildschweinzähnen Schlüsselanhänger. „Dafür muss ich mir dann tatsächlich eine Brille aufsetzen“, so der 57-jährige, der seine kreative Ader schon früh entdeckte. „Ich hatte schon immer eine große Bastelleidenschaft und wollte mich kreativ ausleben.“ Seit zehn Jahren kümmert sich Hebestriet intensiver um die Hirschhorn-Schnitzerei. Gleichzeitig schnitzt er auch gerne Motive in Kürbisse und will als nächstes mit einem Nachbarn zusammen im Garten schmieden.