Hilfe für Menschen mit künstlichem Darmausgang, Stammtisch trifft sich einmal im Monat

Harburg. Sie treffen sich an jedem ersten Mittwoch im Monat. Etwa 60 Teilnehmer zählt die Gruppe, wenn alle dabei sind. Und obwohl die Sache ernst und nicht zum Spaßen ist, fällt beim Blick in die Runde kein Mensch auf, der sich traurig gibt. Es geht um Darmkrebs und Blasenkrebs, um Behandlungsmethoden, um künstlichen Darmausgang oder auch künstliche Harnableitung. Darüber wird in der Gruppe gesprochen. Das hilft. Informationsaustausch ist wichtig für Erkrankte, für Menschen in klinischer Behandlung aber auch für Familienangehörige.

Deutsche ILCO lautet der Name des Selbsthilfevereins. ILCO ist eine Zusammensetzung aus den Anfangsbuchstaben von Ileum (Dünndarm) und Colon (Dickdarm). Ein künstlicher Darmausgang oder eine künstliche Harnableitung heißt „Stoma“, die dazugehörige Operation „Urostomie“. Dr. med. Michael Siassi, Oberarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Asklepios Klinik Harburg, nahm als Experte jüngst am Urostomie-Stammtisch der ILCO-Gruppe Hamburg-Süd teil, um medizinische Fragen der Teilnehmer zu beantworten. Ort des monatlichen Gruppentreffens ist das Restaurant „Dubrovnik“ an der Winsener Landstraße 42 in Fleestedt, Gemeinde Seevetal. Beginn der Treffen ist jeweils um 15 Uhr.

Renate Rosenberg, seit 2008 Leiterin der Gruppe Hamburg-Süd, begrüßte neben Oberarzt Michael Siassi diesmal auch die Hamburger ILCO-Regionalsprecherin Erika Hartkopf. „Gerade bei unserer Behinderung besteht großer Beratungsbedarf“, sagt Erika Hartkopf, „deshalb macht es Sinn, als Betroffener oder Angehöriger an unseren Gruppentreffen teilzunehmen.“ Die Gruppe stellt fortlaufend Jahresprogramme auf, abwechselnd mit Erfahrungsaustausch oder auch Referentenbesuchen. Mitarbeiter der Deutschen ILCO nehmen an Seminaren des Bundesverbands teil. In Deutschland erkranken jährlich etwa 70.000 Menschen an Darmkrebs. Mehr als 100.000 Menschen leben mit einem Stoma.

Gruppenleiterin Renate Rosenberg trifft derzeit noch eine Reihe ganz besonderer Vorbereitungen. Das nächste Gruppentreffen am Mittwoch, 1. April, 15 Uhr, steht bevor und ist mit einem Jubiläum verbunden. Die ILCO-Gruppe Hamburg-Süd besteht seit 40 Jahren. Das soll gefeiert werden. Ort des Geschehens wird das neue Medienzentrum an der Asklepios Klinik Harburg, Eißendorfer Pferdeweg 52, sein. Eingeladen sind unter anderem Vertreter der Harburger Krebsgesellschaft aber auch Sponsoren. Dazu zählt unter anderem das im Bezirk Harburg und im Landkreis Harburg vertretene Sanitätshaus Dierbach.

Renate Rosenberg: „Unsere Jubiläumsfeier ist auch geeignet, Kontakt zu unserer Gruppe aufzunehmen.“ Geselliges Beisammensein wird in der Gruppe unter anderem gefördert durch eine jährliche Ausfahrt und eine Weihnachtsfeier. Renate Rosenberg ist im Besucherdienst in der Asklepios Klinik Harburg engagiert. Eine weitere Mitarbeiterin besucht die Krankenhäuser in Buchholz und Winsen, um Kontakt zu Patienten und Angehörigen aufzunehmen.

Während die ILCO-Gruppe Hamburg-Süd seit 40 Jahren besteht, ist der 1972 gegründete Deutsche ILCO-Bundesverband – er hat seinen Sitz in Bonn – bereits drei Jahre älter. Die Gruppe Hamburg-Süd hat ihren Ursprung in den ILCO-Gruppen Harburg-Winsen und Lüneburg. Als Teilnehmer der Gründungsveranstaltungen und engagierter Unterstützer gilt Prof. Dr. med. Volker Bay, der bis 1994 als Chefarzt am Allgemeinen Krankenhaus Harburg tätig und am 7. April vergangenen Jahres im Alter von 85 Jahren gestorben war. Renate Rosenberg: „Wir behalten sein Wirken in guter Erinnerung.“ Die Gruppe Hamburg-Süd gehörte zunächst zur Region Niedersachsen-Nord und war der Region Hamburg im Jahr 2000 zugeteilt worden.