Die Theater AG des Gymnasiums Meckelfeld inszeniert die „Komödie im Dunkeln“ von Peter Shaffer

Kurzschluss. Stromausfall. Die totale Dunkelheit. Eigentlich eine unangenehme Situation. Aber in Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“ liegt die größere Bedrohung in der Wiederkehr des Lichts. Wie das sein kann, zeigt jetzt die Theater AG des Gymnasiums Meckelfeld, die das Stück in zwei Aufführungen auf die Bühne bringt. Dabei entwickelt das ambitionierte Schultheater um Regisseur Edwin Hagemann die bekannte Farce des britischen Dramatikers sogar literarisch fort. Die Meckelfelder Inszenierung lüftet ein halbes Jahrhundert nach der Uraufführung das Geheimnis, wie die Figur des russischen Kunstmäzens zu ihrem Reichtum gekommen ist. Eine Antwort, die Autor Peter Shaffer bisher schuldig blieb.

An diesem Abend soll für den talentierten, aber erfolglosen Bildhauer und Maler Bindsley Miller (Marcel Schneuer) alles anders werden. Eine steinreiche Kunstsammlerin (Sherrly Corsepius) hat ihren Besuch angekündigt, um einige Werke zu kaufen. Um Eindruck zu schinden, schaffen Bindsley und seine Verlobte Carol (Nina Henning) einige teure Möbel des nebenan wohnenden und verreisten Antiquitätenhändlers in die eigene triste Bude. Dann fällt das Licht aus, und Bindsley muss sich im Dunkeln seiner unerwartet auftauchenden Ex-Freundin (Marie Benning), seines harschen Schwiegervaters in spe (Justin Röper) und des plötzlich zurückkehrenden Antiquitätenhändlers (Felix Mohr) erwehren.

Das Publikum amüsiert sich über die vielen Fettnäpfchen, die in der Dunkelheit lauern und von denen kaum eines ausgelassen wird. Die orientierungslosen Akteure lassen sich zu Dingen verleiten, für die sie sich bei Licht schämen würden. So liegt im Licht und in der Gestalt der Elektrikerin (Henrike Völsch) die eigentliche Bedrohung.

Peter Shaffer macht seine Black Comedy, wie die Farce zweideutig im Original heißt, mit einem Trick sichtbar: Die Bühne ist hell, wenn sie für die Darsteller im Dunkeln liegt, und dunkel, wenn das Licht angeht. Das vermeintliche Unbeobachtetsein in der Dunkelheit ist somit für das Publikum voll ausgeleuchtet.

Der Kniff birgt für die Schauspieler die Schwierigkeit, sich im Hellen so zu begegnen und zu bewegen als ob sie orientierungslos im Dunkeln tapsen würden. „Es fällt schwer, auf Worte und Bewegungen eben nicht zu reagieren“, beschreibt Marie Benning die besondere Herausforderung. Das Ensemble hat deshalb die Ausstellung „Dialog im Dunkeln“ in der Hamburger Speicherstadt besucht, in der Blinde ihre Gäste in völliger Dunkelheit führen.

Das Theater am Gymnasium Meckelfeld ist dafür bekannt, Werke der Weltliteratur in die eigene Lebenswelt, den Landkreis Harburg, zu transportieren, um das Publikum zu erheitern. So schimpft die snobistische Carol: „Seit Modern Talking meinen die Prolls, sie könnten sich alles erlauben!“ Eine Anspielung auf den Musiker und Produzenten Dieter Bohlen, der im benachbarten Tötensen lebt.

Neben solchen wohl dosierten Abweichungen vom Originalskript, entwickelt die Meckelfelder Inszenierung Peter Shaffers bekannte Farce sogar literarisch mit einer grotesken Zusatzszene fort. Die Elektrikerin erkennt in der russischen Kunstsammlerin ihre vor zehn Jahren verschwundene Schwester aus Kasachstan wieder. Die sei einst sturztrunken mit einem Eisbär ins Kino gegangen, dann in eine Entzugsanstalt eingeliefert worden und nach ihrer Therapie eine erfolgreiche Kunsthändlerin geworden.

Der echte oder im Suff eingebildete Eisbär dürfte eine Anspielung an den weißen Hasen aus „Mein Freund Harvey“ sein. Die berühmte Komödie ist eines der Lieblingsstücke von Theater-AG-Leiter Edwin Hagemann.

„Komödie von Dunkeln“ von Peter Shaffer, Donnerstag, 19. März, und Freitag, 20. März, jeweils 19.30 Uhr, Gymnasium Meckelfeld, Appenstedter Weg 100, Eintritt: 2 Euro (Schüler), 3 Euro (Erwachsene)