„FlohZinn“ in den Wilhelmsburger Zinnwerken verbindet Trödel mit Kultur und ist Hamburgs zurzeit innovativster Basar

Wilhelmsburg. Von einem Geheimtipp wird bald nicht mehr die Rede sein können: Der monatliche Flohmarkt in den Wilhelmsburger Zinnwerken mit dem sinnigen Namen „FlohZinn“ hat eine solche Popularität erreicht, dass am Markttag kaum ein Parkplatz in der Umgebung der mehr als 100 Jahre alten Fabrik zu finden ist. Die Mixtur aus Garagenverkauf, Kinderzimmerausverkauf, Kreativwirtschaft und Kultur macht „FlohZinn“ zu dem innovativsten und unterhaltsamsten Flohmarkt, den Hamburg zurzeit zu bieten haben dürfte.

Hier kauft die türkische und bulgarische Mutter günstig Kinderkleidung. „Zahl’ so viel du willst“ steht leutselig auf einem bunt bemalten Schild, das auf Mützen und andere Textilien in einem Koffer verweist. Genau so entdeckt die deutsche Kreative hier Dekorationsartikel für die eigene Bude und läuft mit einem alten Holzfenster unter Arm aus der alten Zinnfabrik.

Für die einen ist „FlohZinn“ klassischer Schnäppchenmarkt mit Musik. Für die anderen ist es Konzert mit Basar drum herum. Zu jedem Markt gehört Livemusik, jeweils aus einem anderen Genre. Der Hamburger Kneipenchor hat den Besuchern ebenso einen Floh ins Ohr gesetzt wie es die russisch singende Polka-Punk-Combo tun wird, die beim nächsten Markt im April die Zinnwerke-Bühne bespielen wird. Freunden des erfolgreichen Fernsehexperiments „Konspirative Küchenkonzerte“ bei ZDF Kultur dürfte das Konzept bekannt vorkommen, scheinbar nicht Zusammengehörendes zusammen zu bringen. Den Kulturflohmarkt kuratiert das Wilhelmsburger Fernsehproduktionsunternehmen Hirn & Wanst, das die „Küchenkonzerte“ erfunden hat.

Die Bratwurst mit Brot kostet nur 1,50 Euro. In den Zinnwerken gelten „Wilhelmsburger Preise“. Nichts darf teuer sein. In der Lounge mit der orientalisch anmutenden Teppichkulisse ruht der Gast in Sesseln aus und trinkt Kaffee oder eine bekannte Hamburger Trendbrause. Probierfreudiges Publikum ordert den „Glühbruch“, mit dem Wilhelmsburger Kräuterschnaps „Deichbruch“ angereicherten Glühwein.

An ihrem Konzept-Flohmarktstand verkauft Mathias Lintl, Chefkoch der berühmten Soulkitchenhalle, für deutlich unter zehn Euro Damenröcke. Neben den Röcken gibt es Rock 'n' Roll: Wilhelmsburgs Plattenverkoster Wolfgang Strobl tischt Vinylschnäppchen auf. Auch bei ihm gelten Wilhelmsburger Preise: Die Schallplatte von Tom Waits kostet nur fünf Euro – ein Glas roten Beerenschnaps gibt es gratis dazu. „Alle dachten doch, nach der Bauausstellung bricht alles auf den Elbinseln zusammen. Aber es passiert was in Wilhelmsburg“, sagt Strobl.

Fest in seinen Fahrplan hat Fabian Sengebusch mittlerweile die Zinnwerke aufgenommen. In seinem Comicbus verkauft der Hamburger ausgewählte Graphic Novels

„FlohZinn“, jeden ersten Sonntag des Monats, ab 10 Uhr, Wilhelmsburger Zinnwerke, Am Veringhof 7