Eine Glosse von Antje Cords

Selbst als Fußgänger auf dem Fußweg ist man im Dunkeln unfallgefährdet. Neulich stieß ich abends beim Einkaufen fast mit einer älteren Dame zusammen. Sie stand mitten auf dem schlecht beleuchteten Weg und schaute angestrengt in das Gebüsch. Als ich schon fast aufgelaufen war, rief sie plötzlich „Hexe! Hexe!“ Ich rang nach Luft, doch dann verstand ich: Sie meinte nicht mich, sie suchte ihren Hund. Und der schien keine Lust zu haben, zu Frauchen zurückzukehren. Wahrscheinlich gab es interessantere Gerüche im Gebüsch – von Mäusen oder attraktiven Hunden.

Die Dame konnte ihren Vierbeiner nicht einfangen, da er im Dunkeln unsichtbar blieb. Sie musste also warten und so kamen wir ins Gespräch. Ja, sie habe ja selber Schuld, sagte sie. Denn sie habe das tolle, blinkende Halsband zu Hause gelassen.

Ach so? Bisher war ich immer der Meinung gewesen, Hunde trügen diese nervigen Blinkdinger, damit Autofahrer sie sehen können. Aber jetzt wurde ich eines Besseren belehrt: „Ich habe es gekauft, damit ich den Hund finde“, sagte sie.

Aha! Die Sicherheit spielt also gar keine Rolle. Da fiel mir ein, dass ich mich als Radfahrer häufig mit einem anderen Problem herumschlage. Immer wieder stoße ich bei meinen Fahrten auf dem Radweg auf – selbstverständlich – unbeleuchtete und stets dunkel gekleidete Fußgänger. Die sind manchmal sehr spät als Verkehrshindernis zu erkennen. Vielleicht wäre es eine gute Sache, genau die mit blinkenden Halsbändern zu versehen. Ich könnte mir vorstellen, dass so mancher Unfall zu verhindern wäre.