Die Steenbeeker zeigen Arsenik un ole Spitzen in der Buchholzer Empore – die intensive Probenzeit hat begonnen

Buchholz. Der Geruch alter Möbel schlägt einem sofort entgegen, die Häkeldeckchen, der Vitrinenschrank, das kitschüberfrachtete Teeservice. Auf dem alten Sofa von undefinierbarer Farbe – irgendwas zwischen beige, grün und grau – sitzen zwei alte Damen in Spitzenkleidern. Sie haben einen Plan, einen Auftrag: Ältere einsame Herren von ihrem Leiden erlösen. Genauer gesagt, die Schwestern Adele und Martha bringen die Männer, die sich als angehende Untermieter vorstellen, mit selbstgemachtem, aber vergifteten Fliederbeerwein um die Ecke.

Das Ganze geschieht auf Plattdeutsch, denn die „Steenbeeker“, das Niederdeutsche Theater aus Buchholz, haben für diese Saison das Stück „Arsen und Spitzenhäubchen“, in der Platt-Fassung von Konrad Hansen „Arsenik un ole Spitzen“, ausgewählt. Regisseur Tommy Smidt ist froh, den bekannten Klassiker endlich aufführen zu können. „Wir hatten bislang immer zu wenige Männer. Nachdem wir intensiv für neue Mitglieder geworben haben, ist es uns jetzt aber gelungen“, sagt er. Gleich fünf Laienschauspieler sind zum ersten Mal bei einer Steenbeeker-Produktion dabei: Axel Flemming, Jan Wegener, Gerhard Strich, Arne Brink und Horst Wohlers. Und glücklicherweise musste keiner von ihnen Plattdeutsch neu lernen, aber für eine Auffrischung steht Luise Hering bereit, die bei der anstehenden Aufführung auch als Souffleuse fungiert.

Die Neuen sind bei der Probe am Sonnabendvormittag mit Eifer dabei: Arne Brink hat sich als „Herr Göbel“ extrem hässliche falsche Zähne angelegt. Die beiden alten Damen, gespielt von Heidi König und Rosita Brinkmann, horchen ihn aus, ob er denn wirklich alleinstehend ist. Gerade wollen sie ihm den köstlichen „Flederbeerwien“ einschenken, da springt Neffe Martin, gespielt von Jan Wegener, auf und wirft Herrn Göbel raus. Was dieser nicht weiß: Nur so ist er dem Tod knapp entkommen. Tommy Smidt, der selbst einen weiteren Neffen der Damen spielt, welcher sich für Kaiser Wilhelm hält, gibt noch ein paar Tipps. „Seit ausladender in euren Bewegungen, nicht so verhalten.“ Die Szene wird noch einmal gespielt, dann ist der Regisseur, der selbst eine rot-blaue Galauniform trägt, zufrieden. „Das ist eine tolle Truppe. Es macht Spaß, das Stück gemeinsam zu entwickeln, jeder bringt seine Ideen ein. Keiner sagt ‚Herr Regisseur, was soll ich denn jetzt machen?‘“, lobt Smidt seine Mitspieler, die zwei Abende pro Woche und in der Schlussphase auch den einen oder anderen Sonnabend dafür aufbringen.

Insgesamt stehen elf Personen auf der Bühne, Arne Brink sogar in einer Doppelrolle. Denn die beiden alten Damen sind nicht die einzigen, die morden. Neffe Jonas (Axel Flemming) macht sein eigenes Ding, und weil er ständig auf der Flucht ist, lässt er sich von seiner Schönheitschirurgin Dr. Einstein (Maria Lepin) laufend ein neues Gesicht verpassen. Lepin ist übrigens die Einzige, die nicht Plattdeutsch sprechen muss, sondern ihr Sächsisch sprechen darf. „Eigentlich ist die Rolle auf Hochdeutsch, aber wenn ich nun schon eine Sächsin habe, darf sie ihren Dialekt auch behalten“, sagt Smidt.

Sieben weitere Steenbeeker stehen hinter der Bühne für die Technik bereit oder haben im Vorfeld Kulissen und Kostüme gefertigt. Die alten Möbel stammen aus einer Möbelscheune, das für das Stück erforderliche Podest, das eine Treppe darstellt, wurde von der Winsener Jugendwerkstatt KOMM gebaut, die auf Bühnenbau spezialisiert ist. „Darüber sind wir sehr froh. So zahlen wir nur die Materialkosten“, sagt Smidt. Schließlich muss ein Laientheater immer auf die Kosten schauen.

Dreimal wird „Arsenik un ole Spitzen“ aufgeführt. Die Vorpremiere ist am Sonntag, 15. März, in Schneverdingen (Freizeitbegegnungsstätte, 16 Uhr). In Buchholz gibt es zwei Aufführungen in der Empore: Die Premiere ist am Sonnabend, 21. März, um 20 Uhr, am Sonntag, 22. März, wird das Stück ab 16 Uhr wiederholt. Karten für Buchholz zum Preis von neun bis 17 Euro können über die Empore, Telefon 04181/287878, reserviert werden.