Weigerung des Veterinäramtes Winsen, das Aufstallgebot zu beenden, stößt auf Kritik

Winsen. Auf scharfe Kritik von Tierschützern und kleinen Geflügelhalter stößt die Weigerung des Veterinäramts in Winsen, das Aufstallungsgebot für Geflügel zu beenden. Diese Verweigerungshaltung sei umso unverständlicher, als sogar das Land Mecklenburg-Vorpommern mit seinen vier Ausbrüchen von Vogelgrippe im November und Januar inzwischen die nach der Geflügelpest-Verordnung möglichen Restriktionen auch in den Risikogebieten an der Küste und in den Rastgebieten der Zugvögel mit Wirkung zum 28. Februar 2015 aufgehoben hat.

Auch der Präsident der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW), Friedrich-Otto Ripke, forderte die Veterinärämter inzwischen auf, die Stallpflicht zu beenden, um weitere finanzielle Nachteile für Freilandhalter abzuwenden.

Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V. (AGfaN) moniert indes, dass sich der Landkreis über die vom niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer schon am 16. Februar angeregte Prüfung der „Verhältnismäßigkeit auch im Sinne des Tierschutzes“ hinwegsetzt im Gegensatz zum an Zug- und Wasservögeln nicht armen Landkreis Cuxhaven, in dem es Geflügel-Massentierhaltungen und auch besonders wertvolle Elterntierherden gibt.

„Unter der wochenlangen Stallhaltung leiden nicht nur die zwangsweise eingekerkerten Hühner, Enten und Gänse, sondern auch ihre Besitzer, die das Elend täglich ansehen müssen“, heißt es.

Im Bereich der Aufstallungspflicht im Landkreis Harburg, der sich nördlich der K86/B4 bzw. der Bahnlinie Harburg–Lüneburg erstreckt (je nachdem, was südlicher verläuft), gebe es keine größeren Freilandhaltungen für Legehennen. Mit der Beibehaltung des Aufstallungsgebots treffe das Veterinäramt also in erster Linie die oftmals abschätzig als „Hinterhofhaltungen“ diffamierten kleinen Freilandhaltungen wie die des Landwirts Sasse in Sangenstedt mit derzeit etwa 150 Legehennen.

Insbesondere die Hobbyzüchter verzeichneten schwere Nachteile durch zahlreiche unbefruchtete Eier und sehen ihren Tierbestand dadurch gefährdet“, prangert Eckard Wendt von der AGfaN an. Es sei schlimm genug, dass seit dem ersten Seuchengang mit H5N1 im Jahr 2006 schon fast jeder zweite Rassegeflügelzüchter sein interessantes Hobby resigniert aufgegeben hat. Auch gebe es keine Interessierten mehr, die sich unter den erzwungenen Auflagen der Erhaltungszucht alter Rassen widmen wollen.

Dies sei aber wegen der wertvollen, im Laufe der Jahrhunderte entstandenen genetischen Vielfalt auch im Hinblick auf die zukünftige Geflügelzucht wichtig. Die Geflügelzucht sei mit ihren Legelinien und Masttieren unter Tierschutzgesichtspunkten in eine Sackgasse geraten und müsse zukünftig wieder verstärkt auf alte Rassemerkmale zurückgreifen können.