Markt darf sich auf maximal 3300 Quadratmetern ansiedeln, um den Einzelhandel nicht zu gefährden

Neu Wulmstorf. Der Protest war vehement, die Aufruhr groß. Mit erheblichem Widerstand hatten die Einzelhändler an der Bahnhofstraße in Neu Wulmstorf gegen eine mögliche Ansiedlung eines Famila-Verbrauchermarktes an der Matthias-Claudius-Straße reagiert. Sie fürchteten um ihre Existenz. Doch offenbar ist alles gar nicht so dramatisch. Das geht aus einem Gutachten von Dr. Lademann & Partner, Gesellschaft für Unternehmens- und Kommunalberatung mbH in Hamburg hervor, das die Gemeinde Neu Wulmstorf gestern in die Öffentlichkeit gegeben hat. Die Studie sollte eine Einschätzung abgeben, ob bei einer Famila-Ansiedlung eine Umverteilung des Umsatzes für ansässige Betriebe so gravierend ist, dass sie aufgeben müssten.

Die Antwort der Gutachter ist: Nein. Sie halten eine Störung des Ortskerns für ausgeschlossen, wenn sich Famila an der Matthias-Claudius-Straße ansiedeln sollte. Maßgeblich bei ihrer Untersuchung war, dass die Umverteilung des Umsatzes nicht zehn Prozent übersteigt. Denn bei mehreren Gerichtsurteilen waren die zehn Prozent und mehr Umsatzumverteilung immer der kritische Schwellenwert für das Schwächen bestehender Einzelhändler.

Neben den Ortskern Neu Wulmstorf haben die Gutachter auch den Einzelhandelsstandort Neugraben und die Ortsmitte von Elstorf unter die Lupe genommen. Weder für Neugraben noch für Elstorf sehen sie ein Problem. „Eine städtebaulich relevante Schwächung des Zentrums von Neugraben kann ausgeschlossen werden“, heißt es. Auch der Einzelhandel in Elstorf muss nicht das Aus fürchten. „Insbesondere die Bewohner von Elstorf werden weiterhin vorwiegend die ihnen mit Abstand nächstgelegene Einkaufsgelegenheit aufsuchen“, so die Gutachter.

Das alles gilt allerdings nur, wenn der Famila-Markt eine bestimmte Verkaufsflächengröße nicht übersteigt. Das sind 3700 Quadratmeter, davon 2700 Quadratmeter für Lebensmittel und die restlichen 1000 Quadratmeter für Bekleidung, Schuhe, Bücher und ähnliches. Eigentlich deckt sich das mit der Planung von Famila. Der Verbrauchermarkt hat vor, sich mit 3500 Quadratmeter auf dem ehemaligen Möbel-Meyn-Gelände niederzulassen. Doch inzwischen ist klar, dass Famila die Fläche reduzieren muss.

Politik und Verwaltung in Neu Wulmstorf haben vor wenigen Wochen dem Edeka-Markt Warncke an den Wulmstorfer Wiesen zugesagt, seine Verkaufsfläche um 400 Quadratmeter erweitern zu können. Das bedeutet im Umkehrschluss: Famila darf sich lediglich auf 3300 Quadratmetern ausdehnen. Ob das für Famila ein Hindernis darstellt ist noch unklar. Die Verbrauchermarktkette konnte sich dazu am Freitag nicht äußern.

In den nächsten Wochen setzen sich die Fraktionen mit dem Gutachten auseinander und beraten am Donnerstag, 12. März, 19.30 Uhr, im Rathaus, Bahnhofstraße 39, in Neu Wulmstorf über das Thema. Thomas Grambow, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, war zumindest überrascht, wie positiv das Gutachten ausfiel. „Wenn ich alles zusammenfasse, habe ich ein gutes Gefühl, dass wir mit Famila ins Geschäft kommen können.“

CDU-Fraktionsvorsitzender Malte Kanebley wollte sich noch nicht äußern. „Das ist so umfänglich, das muss ich erst einmal mit der Fraktion besprechen“, sagte er. Gerhard Peters, Koordinator der Initiative Ortszentrum Neu Wulmstorf, der stets gegen eine Famila-Ansiedlung protestiert hatte, konnte sich nicht äußern. Er ist im Urlaub.