„Nachtschicht“ am Großen Schippsee: Armin Rohde, Barbara Auer und Minh Khai Phan Thi stehen vor der Kamera

Harburg. Nicht wenige Passanten reiben sich verwundern die Augen oder bleiben stutzend stehen: Eine Polizeiwache am Kleinen Schippsee neben Karstadt? Wo doch wenige hundert Meter weiter an der Lauterbachstraße vor nicht all zu langer Zeit das große Harburger Kommissariat eingeweiht wurde? Wer genauer hinsieht, entdeckt neben dem weißen Schriftzug „Polizei“ über der in den vergangenen Wochen leerstehenden ehemaligen Videothek und oft mehreren Streifenwagen vor der Tür noch Anderes: Lichttechnik, Kameras, Komparsen und einige der bekanntesten und beliebtesten deutschen Schauspieler: Armin Rohde, Barbara Auer und Minh-Khai Phan-Thi zum Beispiel. Sie gehören zum Team der ZDF-Krimi-Serie „Nachtschicht“. Denn die Polizeiwache ist nichts anderes als: Kulisse. Das verrät auch ein Zettel, der vorsorglich an die Tür der Wache geklebt wurde.

In mühevoller Kleinarbeit ist die frühere Videothek außen wie innen zum Standort einer täuschend echt wirkenden „Polizeiwache“ umgebaut worden. Verantwortlich dafür ist die Film- und Fernsehproduktion „Network Movie“. Bereits seit dem vergangenen Montag ist die etwa 40-köpfige Crew für Dreharbeiten der „Nachtschicht“ in Harburg vor Ort. Die hochkarätigsten Schauspieler wie Armin Rohde, Minh-Khai Phan-Thi oder Barbara Auer sind indes jeweils nur einige Tage in Harburg zu Gast, um dort die Ermittlungen für die 13. Folge des Fernsehkrimis aufzunehmen. Viele Szenen dieser Folge, für die insgesamt 25 Drehtage geplant sind, spielen sich in der neuen, selbstverständlich improvisierten Polizeiwache ab.

Der Buchautor und Regisseur Lars Becker sorgt in der Folge mit dem Arbeitstitel „Der letzte Job“ für verkehrte Welten. Im Fokus der Ermittlungen steht nämlich die Kommissarin Lisa Brenner (Barbara Auer) selbst. Die Polizeipsychologin sitzt im Verhörraum ausnahmsweise und in brisanter Sache auf der Seite der Beschuldigten. Sie hat im Dienst den Wachmann Branko Novak erschossen. Einige Indizien deuten darauf hin, dass sie in Selbstjustiz gehandelt hat. Ein Rückblick auf die drei vorangegangenen Tage verrät, wie Lisa Brenner in die brenzlige Situation geraten ist.

Der Kriminaldauerdienst (KDD) ermittelt nämlich laut Drehbuch in einem Mordfall an einem Kollegen. Unbekannte, die an der polnischen Grenze mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs waren, hatten einen Polizeihauptmeister, der sie stoppen wollte, brutal erschossen. Handelt es sich bei ihnen um Schleuser? Es befanden sich Ausländer im Bus, wahrscheinlich Flüchtlinge aus Afrika. Als das leere Fahrzeug in einem Parkhaus in Steilshoop aufgefunden wird, suchen Lisa Brenner und Yannick Kruse (Christoph Letowski) eine stillgelegte Hamburger Schule auf, die nun eine Flüchtlingsunterkunft ist. Lisa folgt ihrem Instinkt und spricht mit einer Geflüchteten (Pegah Ferydoni). Am Versuch, das Vertrauen der traumatisierten Syrerin zu gewinnen, scheitert sie. Als Lisa Odile noch einmal aufsuchen will, ist die junge Frau verschwunden und wird am nächsten Tag tot im Wald gefunden. Lisa sucht nach Odiles Mörder und gibt keine Ruhe, bis sie ihn findet.

Lars Becker entwirft auch im Harburger Fall einen Spiegel gesellschaftlicher Brennpunkte. In „Der letzte Job“ greift er mit der Flüchtlingsproblematik erneut ein gesellschaftlich relevantes Thema auf. Das Gespräch zwischen Lisa Brenner und der Syrerin verdeutlicht die Schwierigkeit, echtes Vertrauen bei Flüchtlingen zu gewinnen.

Sogenannte „Location-Scouts“, Fachleute, die darauf spezialisiert sind, für Filmteams geeignete Drehorte zu finden, hatten die ZDF-Crew auf die Immobilie in Harburg aufmerksam gemacht. Die Dreharbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte März, ein genauer Sendetermin steht noch nicht fest.