Wagen mit einem Kleinkind an Bord versinkt im Hafenbecken. Die Mutter hatte vergessen, die Handbremse zu ziehen

Stöckte. Es muss ein Albtraum für sie gewesen sein: Nur mit knapper Not hat eine Mutter aus Winsen ihr Kind vor dem Ertrinken gerettet. Dabei hatte alles ganz harmlos begonnen. Die 33-Jährige war mit ihrem kleinen metallicblauen Smart unterwegs auf der Kreisstraße 1 am Stöckter Deich. Mit an Bord, waren ihre kleine 19 Monate alte Tochter, und eine Menge Altglas, das noch in einen Container wandern sollte. Am Stöckter Hafen hielt die Frau an, um die alten Gläser und Flaschen zu entsorgen. Sie parkte ihren kleinen Wagen, holte das Altglas aus dem Auto und ging in Richtung Glascontainer. Allerdings war die junge Mutter nicht ganz bei der Sache: Als sie ihren Pkw am Hafen parkte, vergaß sie nämlich, die Handbremse anzuziehen oder einen Gang einzulegen. Als sie ihrem Fahrzeug den Rücken zudrehte, setzte sich der Wagen auf dem abschüssigen Untergrund in Bewegung und rollte in Richtung Wasser. „Ich habe ein Klatschen gehört und dann diesen furchtbaren, markerschütternden Schrei“, erzählt Bernhard Klein.

Der 49-Jährige arbeitet beim Bootsclub Oberelbe. Unter anderem ist er auch dafür zuständig, den kleinen Hafen auf die Saison vorzubereiten. Rund 45 Liegeplätze gibt es hier, beliebt ist der Hafen wegen seiner idyllischen Lage an der Ilmenau. Zu dem Zeitpunkt des Unglücks werkelte Klein in einem Schuppen, der nur zehn Meter entfernt vom Hafenbecken steht. Als er den schrecklichen Schrei hörte, war er gerade damit beschäftigt, Plastiktonnen wasserfest zu machen, die später als schwimmender Untergrund für die Holzstege dienen, an denen im Sommer die Bootsbesitzer ihre Schiffe festmachen, wenn sie im Hafen sind. Der Schrei der verzweifelten Mutter ließ alle Alarmglocken in ihm schrillen: „Ich sah, wie die Frau ins Wasser sprang.“ Es gelang ihr, die Tür des Smart zu öffnen, im Inneren schrie das kleine Mädchen in seinem Kindersitz.

Klein dachte keine Sekunde an das kalte Wasser und stürzte der Mutter hinterher. Obwohl der Smart schon ein Stück abgesackt war, schaffte die Winsenerin es, ihr Kind aus dem Sitz zu befreien und aus dem Auto zu ziehen. Als Klein Sekunden später am Hafenbecken ankam, stand die Frau im Wasser und hielt ihm ihre Tochter entgegen: „Die war total in Panik“. Klein nahm das Kind in Empfang. Die Kleidung der Mutter hatte sich am Wagen verhakt, sie schaffte es nicht mehr aus eigener Kraft, aus dem Wasser zu kommen. „Das Wasser hatte gerade abgeebbt und die Hafenmauer war ziemlich hoch“, berichtet der Retter in der Not. Er sprang ins Hafenbecken und mit seiner Hilfe schaffte es die Frau, sich an Land zu retten. „Da gab’s für mich überhaupt kein Nachdenken, ich habe nur noch gehandelt“, erinnert sich Klein.

Inzwischen hatte auch eine Frau aus einer Werkstatt, die sich auf dem Gelände befindet, bemerkt, dass sich am Wasser ein Drama abspielte. Sie kam dazu und nahm die drei durchnässten Menschen erst einmal mit ins Warme. Innerhalb kürzester Zeit trafen Polizei, Feuerwehr und ein Rettungsdienst ein und versorgten die Mutter und ihre kleine Tochter. Klein selbst, setzte sich, nass wie er war, ins Auto und fuhr nach Hause, „da hab ich mich erst mal umgezogen“, erzählt er ganz pragmatisch. Ob ihm das kalte Bad etwas angetan hat, darüber macht er sich keine Gedanken, „ich bin sowie schon erkältet“ winkt der Ohlendorfer ab. Der Smart wurde später aus dem Hafenbecken geborgen. Insgesamt waren 35 Mitarbeiter und Helfer im Einsatz.