Das Dialogforum Schiene Nord informierte in Winsen über Bürgerbeteiligung – und das Bürgerbündnis über Bahn-Pläne

Winsen. Einträchtig, Seite an Seite, stehen die Pavillonzelte des Dialogforums Schiene Nord und des Bürgerbündnisses Nordheide vor dem Winsener Rathaus. „Wir übernehmen die erste Runde Kaffee, Sie die zweite, ok?“, fragt Daniel Hitschfeld vom Dialogforum-Stand Gerhard Rötzer vom Bürgerbündnis-Stand. Der ist einverstanden. „Wir haben damit kein Problem, dass nebenan die Bürgerinitiative informiert. Wir sind ja nicht die Bahn“, betonen Hitschfeld und seine Kollegen Joachim Wehner und Anna Spiess. Die drei arbeiten für die Agentur vom Hoff, die im Auftrag des niedersächsischen Verkehrsministeriums sowohl das Dialogforum selbst leitet als auch die Bürgerbeteiligung koordiniert. Um den Bürgern Gelegenheit zu geben, ihre Vorschläge und Einwendungen bei der Suche nach Alternativen zur Y-Trasse vorzubringen, tourt das Dialogforum seit Montag durch die Region. Gestern Nachmittag war Winsen das Ziel.

Aufgabe der drei Agenturmitarbeiter ist in erster Linie, die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung vorzustellen. Obwohl das Angebot am Infostand letztlich das gleiche wie im Internet ist, geht das Dialogforum auf die Straße. „Zu Detailfragen der Trassen können wir allerdings nicht viel sagen“, räumt Anna Spiess ein. „Wir sind ja nicht die Deutsche Bahn, das müssen wir auch immer wieder erklären.“ Stattdessen erläutern sie also das Beteiligungsverfahren. Am Stand sind Postkarten erhältlich, auf denen man seine Anregungen und Wünsche eintragen kann. Jede Postkarte hat eine Nummer. Die Ergebnisse werden ausgewertet, gebündelt und in die Diskussion einfließen. Jeder Teilnehmer erhält nach Eingang seiner Anfrage einen Referenzcode, der der Dokumentation des Dialogprozesses beigefügt wird. So kann jeder sein Thema schnell wiederfinden. „Wir streben an, die Auswertung bis zum nächsten Forum in Celle vorliegen zu haben“, sagt Hitschfeld. „Das bedeutet aber nicht, dass die Bürgerbeteiligung dann zu Ende ist. Sie ist selbstverständlich weiterhin möglich.“

Etwa die Hälfte der Fragen am Stand betreffe das Verfahren und die andere Hälfte die Trassenplanung selbst, berichtet Anna Spiess. Auch ein Steller Ehepaar lässt sich von ihr beraten. „Wir haben über die Variante, die direkt an Stelle vorbeiführt, noch gar nicht viel gehört. Wir wissen nur, dass unser Bürgermeister sich gegen eine neue Trasse durch die Feldmark ausgesprochen hat“, sagen sie. Da verweist Daniel Hitschfeld die beiden freundlich an die Nachbarn vom Bürgerbündnis, dort hängen Landkarten und Trassenskizzen aus. „Wir wollen, dass vorhandene Strecken ausgebaut werden, statt neue Trassen zu planen“, erläutern Gerhard Rötzer und Hans-Gerd Wittrock. Das Bürgerbündnis greift den Vorschlag der Bundestagsabgeordneten Kirsten Lühmann auf, die eine Stärkung der Strecken Rotenburg-Verden, Lüneburg-Uelzen, Nienburg-Wunstorf und die „Amerikalinie“ Verden-Soltau-Uelzen setzt. Das Bürgerbündnis ergänzt die Vorschläge noch um Nienburg-Minden. „Es geht darum, die Knoten Hamburg, Harburg und Hannover zu entlasten“, erläutern sie.

Auch Winsens Bürgermeister André Wiese und der Landtagsabgeordnete André Bock schauen kurz vorbei. „Wir haben 30 Postkarten bekommen. Wir würden gern gleich 100 nachbestellen“, sagt Wiese. Wer es gestern nicht zum Infostand geschafft hat, kann sich die Postkarten im Rathaus abholen.

Gerhard Rötzer zeigt den Dialogforumsvertretern derweil die Übersichtskarte. Anders als in den Grafiken der Bahn ist der Trassen-Suchkorridor im richtigen Maßstab dargestellt. „Hier wohne ich“, sagt er und deutet auf die Ortschaft Bahlburg. „Das sind 500 Meter Luftlinie bis zu den Gleisen. Wenn die Bahn mir allerdings Vierfachverglasung anbietet, können wir gern reden“, betont Rötzer. „Schreiben Sie genau das auf Ihre Postkarte“, rät ihm Daniel Hitschfeld.

Das Infomobil kommt am 13. März von 14 bis 17 Uhr erneut nach Winsen. Die nächste Zusammenkunft des Dialogforums ist am 24. April in Celle. Bis dahin sollen aktuelle Verkehrsprognosen vom Bund vorliegen. Die Sitzung wird live im Internet übertragen und kann über YouTube abgerufen werden.

Infos: www.dialogforum-schiene-nord.de und Telefon 0800/7242212 (gebührenfrei)