Der traditionsreiche Harburger Eisenwarenhändler gliedert seine Sparte Berufsbekleidung in eigene Dependance aus

Harburg. Die Rückkehr der Local Heroes hat Innovationsberater Andreas Haderlein gefordert, der im Auftrag der Süderelbe AG die Einzelhandelssituation in der Harburger Innenstadt analysierte. Die Präsenz der lokalen Helden sei nicht nur identitätsstiftend, sie könne auch motivierend auf junge Existenzgründer wirken, um die Lüneburger Straße als „Herzstück der City“ nachhaltig wiederzubeleben. Dass seine Worte so schnell auf fruchtbaren Boden fallen würden, hätte Haderlein sicher kaum erwartet. Jetzt hat ein namhafter „Dino“ des lokalen Einzelhandels angekündigt, sich bald an der „Lü“ zu zeigen: Der Eisenwarenhändler Kock & Sack wird Ende März eine Filiale in der Bremer Straße 2 eröffnen.

„Wir werden unsere Sparte Berufsbekleidung ausgliedern und künftig unter dem Namen Alpha Workwear & more anbieten“, verriet Marcel-Gustav Sack, Salesmanager des Familienunternehmens, dem Abendblatt. Entstehen soll ein „moderner Laden“, der ein „besonderes Einkaufserlebnis“ schaffe. „Wir wollen mit unserem Ableger vor allem junge Leute ansprechen“, so der 31-Jährige. Deshalb werde es in dem Store auch kühle Getränke und bequeme Sitzmöglichkeiten geben. Damit der geneigte Kunde das pralle Angebot erst einmal im besten Wortsinn „sacken lassen“ könne.

Die Geschäftsführer des 1913 in der Moorstraße gegründeten Harburger Traditionsunternehmens folgen mit der neuen Dependance einem Trend. Workwear-Branchenprimus Engelbert Strauss aus dem hessischen Biebergemünd hat in der jüngeren Vergangenheit konstant Umsätze jenseits der Marke von 100 Millionen Euro pro Jahr vermeldet, Tendenz steigend. „Workwear ist en vogue. Weil sie eben nicht nur bei der Arbeit schmückt, sondern auch in der Freizeit. Vor allem in jener, die vorrangig draußen, also unter freiem Himmel verbracht wird“, sagt Marcel-Gustav Sack. Das gelte für Hemden, Hosen und Jacken ebenso, wie für stabiles Schuhwerk.

Die Planungen in der Kock & Sack-Zentrale am Kleinen Schippsee 13 sind schon weit gediehen. In dem 107 Quadratmeter großen Alpha-Store, der momentan noch das am 3. März schließende Fotofachgeschäft Alster Photo beherbergt, soll es vor allem Artikel der Marken Dickies, Puma Safety, Atlas und des dänischen Herstellers F. Engel geben. Engelbert Strauss übrigens deshalb nicht, weil die Firma ihre selbst hergestellten Produkte durch einen eigenen Versandhandel vertreibt.

Apropos Versandhandel. Auch diese Sparte hat bei Kock & Sack in den vergangenen Jahren an Bedeutung zugelegt – wenn auch mehr im Groß-, als im Einzelhandel. „Unser Web-Shop hat uns bislang nicht zwingend jene Zuwachsraten beschert, wie von vielen Experten allgemein prognostiziert“, sagt Sack jr. Zwar würden 10.000 bis 15.000 Seitenzugriffe pro Tag registriert, aber bei weitem nicht so viele Käufer: „Viel mehr ist es so, dass über den Online-Shop wieder mehr Kunden in den Laden kommen, weil sie die begehrten Maschinen und Geräte vor dem Kauf doch noch einmal anfassen und ausprobieren wollen.“ Auch deshalb sei der Alpha-Showroom an der Lü nur konsequent. Das Gros ihres Online-Umsatzes generiert Kock & Sack derweil als Marketplace-Anbieter über Amazon und E-Bay.

Große Freude über die neue Kock & Sack-Filiale herrscht auch bei Norbert Radszat. Bei einer Podiumsdiskussion des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden zum Thema „City Harburg, quo vadis?“ am vergangenen Donnerstag im Hotel Lindtner hatte er keinen Hehl daraus gemacht, dass er als Vermietungsmanager des Geschäftsentwicklungsprojektes BID Lüneburger Straße „dicke Bretter“ bohren müsse. Die Versäumnisse der vergangenen zehn bis zwölf Jahre ließen sich eben nicht so schnell revidieren, den „nationalen Einzelhandel wieder auf die Landkarte“ zu bringen, brauche Zeit.

In diesem Sinne sei der Schritt von Kock & Sack ein Schritt in die richtige Richtung. „Online-Handel ist nicht die ultimative Antwort im tiefgreifenden Strukturwandel der Branche“, so Radszat.: „Das Geschäft an der Straße hat längst noch nicht ausgedient.“