Externe Seemannsambulanz wird zur Fachabteilung im Krankenhaus Groß-Sand. Dr. Jan-Gerd Hagelstein übernimmt die Leitung

Wilhelmsburg. Das Krankenhaus Groß-Sand ist um eine Abteilung reicher: Die Seemannsambulanz, gehört jetzt als Fachabteilung zum Haus. Bisher war das medizinische Angebot für Seeleute als externe Praxis in den Räumlichkeiten der Klinik untergebracht und von dem Allgemeinarzt Dr. Jan-Gerd Hagelstein betrieben worden. „Von der Integration der Ambulanz in das Krankenhaus verspreche ich mir eine noch effektivere Betreuung erkrankter Seeleute – weil alle erforderlichen Schritte aus einer Hand gewährleistet werden“, so Hagelstein. In Hamburg und vor allem im Hafen ist der Mediziner seit langem als „Hausarzt der Seeleute“ bekannt. Insbesondere im Falle komplexer Erkrankungen, bei denen verschiedene Fachrichtungen gefragt sind, können Diagnostik und Therapie in Kooperation mit den anderen Abteilungen des Krankenhauses Groß-Sand zeitnah und auf kurzem Weg realisiert werden.

Denn gerade die Zeit spielt bei der Behandlung von Seeleuten eine große Rolle: „Früher lagen die Schiffe zwei bis drei Tage im Hafen, heute laufen sie oft nach ein paar Stunden wieder aus – medizinische Maßnahmen müssen entsprechend schnell erfolgen“, erklärt Hagelstein.

Ein Beispiel: Ein Schiffsarzt berichtete Hagelstein von einem Steward, der seit Wochen unter unklaren Bauchschmerzen litt. Keine zwölf Stunden sollte das Schiff in Hamburg festmachen. „Durch den Kontakt mit dem Kollegen an Bord konnten wir hier alles vorbereiten. Der Patient war informiert und kam nüchtern, Magen- und Darmspiegelung konnten wir schnell und direkt vor Ort durchführen. Solche Termine sind auch mit dem besten Netzwerk aus niedergelassenen Fachkollegen nur schwer zu organisieren.“ Für den Steward mit den Bauchschmerzen lief die Sache glimpflich ab. Mit gesicherter Diagnose und entsprechender Medikation erreichte er sein Schiff rechtzeitig – um seinen Job musste er nicht länger fürchten.

Für manche kommt es anders: Bis zu 300 internationale Seeleute werden nach Schätzungen der Deutschen Seemannsmission jährlich in Hamburger Krankenhäusern stationär behandelt. Auch hier erweist sich die enge Zusammenarbeit zwischen Seemannsambulanz und den weiteren Disziplinen der Klinik immer wieder als Vorteil. „Wir stehen in engem Austausch mit den Ärzten und Pflegekräften und vermitteln zum Beispiel bei sprachlichen Schwierigkeiten”, berichtet Hagelstein. Gleichzeitig sind der ehemalige Marinearzt und die Fachärztin Dr. Jennifer Görndt täglich in Kontakt mit Reedereien, Agenturen und Seemannsmission. „Wir sind mit den Gegebenheiten im Hafen und auf See vertraut und wollen als Teil des Krankenhauses Groß-Sand eine Lücke füllen, die nach der Schließung des Hafenkrankenhauses Ende der 1990er Jahre geblieben ist.“