Der Hamburger Verein Yehudi Menuhin Live Music Now bot Flüchtlingen im Café Refugio ein besonderes Konzerterlebnis

Harburg. Kaffee, Tee und Kuchen gab es natürlich auch - wie an jedem Tag, an dem das „Refugio“, das Café der Gastfreundschaft, an der Bremer Straße 9, geöffnet hat. Diesmal allerdings konnten sich die Gäste auch an einem Konzert erfreuen, das vom Hamburger Verein „Yehudi Menuhin Live Music Now (LMN)“ organisiert worden war. Gäste des im Herbst vergangenen Jahres von der Harburger Trinitatis Kirchengemeinde eingerichteten Refugio (Bedeutung: „In der Zuflucht“) kommen aus dem Kreis der in Hamburg, zumeist in Harburg, lebenden Flüchtlinge. Und die zeigten sich hocherfreut, neben kostenlos serviertem Kaffee und Kuchen diesmal auch ein Stück erstklassiger Kultur genießen zu können.

„Für die Flüchtlinge ist das Refugio zu einem beliebten Treffpunkt geworden, der sie aus der Tristesse der Wohnunterkünfte herausholt“, sagt Michael Schade, der Leiter des Cafés. Damit die mehr als 60 Konzertbesucher ausreichend Platz zur Verfügung hatten, waren die Tische im größten Zimmer des Hauses weggeräumt oder beiseite geschoben worden. Die Stühle standen im Halbkreis. So bot sich für alle ein guter Blick auf die vortragenden Künstler. In den Räumen des Hauses befand sich früher das Jugendcafé der Kirchengemeinde. Applaus brandete auf, als die Künstler den kleinen Konzertsaal betraten.

Konzertorganisatorin Catrin zu Stolberg hatte die LMN-Stipendiaten, die beiden als hochbegabt eingestuften Sänger Vera Alkemade (Sopran) und Tim Maas (Bariton) sowie die Pianistin Karolina Trojok, nach Harburg bestellt. Für die Musikstudenten im Masterstudiengang sind derartige Konzerte ein Teil ihrer Ausbildung. Catrin zu Stolberg: „Die Musiker gewinnen an Konzerterfahrung, lernen zu moderieren, da sie durch die LMN-Konzerte führen. Sie bauen auf diese Weise eine Beziehung zu ihrem jeweiligen Publikum auf.“ Und dieses Konzert in Harburg brachte ihnen Kontakt zu einem bunt gemischten Publikum aus Jung und Alt aus unterschiedlichen Herkunftsländern, zumeist aus dem kriegsgeschüttelten Syrien. Michael Schade und Catrin zu Stolberg kamen zum Ende des Konzerts - die Künstler trugen als Zugabe „Tulpen aus Amsterdam“ in niederländischer Sprache vor - zu der Erkenntnis, dass dieses gemeinsame Erlebnis einfach glücklich gemacht hat. „Wir haben uns wie eine fröhliche, große Familie gefühlt“, sagt Catrin zu Stolberg.

Der weltberühmte Violinist Yehudi Menuhin (1916 bis 1999) war Zeit seines Lebens ein auf Frieden und Selbstbestimmung ausgerichteter Mensch. „Gesang ist die Muttersprache der Menschlichkeit“, war eine seiner Überzeugungen. So hat sich der ehrenamtlich tätige und gemeinnützig wirkende Hamburger Verein „Yehudi Menuhin Live Music Now“ soziales Engagement mit der Förderung junger Musiker zum Ziel gesetzt. Bereits seit 16 Jahren werden Konzerte in sozialen Einrichtungen jeder Art in und um Hamburg veranstaltet, darunter in Krankenhäusern, Hospizen, Behindertenschulen oder auch Gefängnissen. Wegen des Erfolgs im Harburger Refugio dürfte das erste Konzert von LMN nicht das letzte gewesen sein. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir wieder kommen“, sagt Catrin zu Stolberg.

„Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude“, hatte Yehudi Menuhin einst gesagt. Vergangenes Jahr organisierten die ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder 230 Konzerte.