Zum zehnten Jubiläum der „Wissensfabrik Deutschland“ fuhren vier Jesteburger Oberschüler nach Berlin und trafen den Wirtschaftsminister

Jesteburg. Wann kommt man schon mal dazu, einen echten Minister zu treffen? Vier Siebtklässler aus der Oberschule Jesteburg hatten vor kurzem die Gelegenheit, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Hand zu schütteln und ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Lennart Eckelmann, Helen Gerlach, Sarah Peters und Jakob Leser waren, begleitet von ihrem Lehrer Christian Menk, in die Hauptstadt gereist, um beim zehnjährigen Jubiläum der Wissensfabrik Deutschland dabei zu sein und ihr Schulprojekt vorzustellen.

Die Wissensfabrik ist eine Initiative von rund 120 Unternehmen und Stiftungen. Gegründet wurde sie 2005 als gemeinnütziger Verein von neun Firmen, darunter BASF, Bosch, fischer, Follmann, KSB, TRUMPF und Voith. Sie bietet eine Plattform, um Wissen zu teilen und zu vermehren. Der Verein hat das Ziel, Politik und Wirtschaft zu einer stärkeren Zusammenarbeit zu motivieren, um Bildung und unternehmerisches Denken und Handeln vor allem beim Nachwuchs zu fördern. Die Bilanz nach zehn Jahren Arbeit ist beeindruckend: 2500 Bildungspartnerschaften mit Kindertagesstätten und Schulen wurden geschlossen. Insgesamt 700.000 Kinder und Jugendliche aller Altersstufen konnten an Projekten zu Naturwissenschaften, Technik oder ökonomischer Bildung teilnehmen. 12.000 Lehrer wurden im Rahmen der Schulprojekte geschult. Darüber hinaus hat die Wissensfabrik rund 180 Start-ups durch Mentorenprogramme oder Knowhow unterstützt.

Ein wichtiges Anliegen: Die Bildung im Kindesalter. Die Wissensfabrik entwickelt gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern Projekte, die deutschlandweit in Kitas und Schulen umgesetzt werden. Schwerpunkt dabei ist, Kinder Naturwissenschaften, Technik und ökonomische Bildung ganz praktisch erleben zu lassen und den Spaß auch an diesen Themen zu wecken. Dabei vermitteln die Projekte weit mehr als nur das Wissen über Stromkreise, Oberflächenspannung und den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn. Sie fördern Teamfähigkeit, Sprachkompetenz, lösungsorientiertes Denken und soziale Kompetenzen. Weiterhin haben die Schüler die Möglichkeit, Unternehmen anzusehen und Berufe kennenlernen. Für weiterführende Schulen bietet die Wissensfabrik vier praxisorientierte Leuchtturmprojekte an, die gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern entwickelt wurden. Die Kinder können mit diesen Projekten zum Beispiel lernen, wie Unternehmen arbeiten, indem sie selbst eines gründen und betreiben. Auch physikalische, technische und andere komplexe Fragen werden mit den Leuchtturmprojekten praxisnah erforscht.

Auch das Autohaus Kuhn und Witte in Jesteburg ist Mitglied in der Wissensfabrik und Bildungspartner der dortigen Oberschule. Es unterstützte das Projekt „Kinder entdecken Technik“, das die Klasse 7a vor zwei Jahren beschäftigt hatte. Damals packten die 25 Kinder die gut bestückte Werkzeug- und Materialkiste, die die Wissensfabrik für die einzelnen Projekte zusammengestellt hat, aus. Obenauf lag ein Zettel mit einer kleinen Geschichte von ein paar Kindern, die auf einer einsamen Insel einen breiten Fluss überwinden müssen, um an leckere Früchte zu kommen. Die jungen Wissenschaftler schnitten Holzleisten, sägten und schmirgelten und bauten aus dem Material eine sehr stabile Brücke. Bei dem Jubiläumsfest in Berlin bekamen sie die Aufgabe, ihre Brücke noch einmal nach zu bauen - kein Problem für die vier Kids, die innerhalb von anderthalb Stunden ihre Konstruktion Wirklichkeit werden ließen. „Das war ziemlich cool, ich war wirklich beeindruckt“, lobte Mathe- und Physiklehrer Christian Menk seine Schützlinge.

Zur Belohnung gab es für die Kinder noch ein bisschen was zu sehen von der großen Hauptstadt – so genossen die Kids aus Jesteburg eine Sightseeing-Tour zum Reichstag und zum Brandenburger Tor. Noch in diesem Schuljahr steht für die Kinder ein neues Projekt an, diesmal soll zum reinen Konstruieren die Technik kommen: „Es hat sicher etwas mit Autos, Wagen oder einer Seilbahn zu tun“, mutmaßt der Lehrer. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

Wirtschaftsminister Gabriel war auf jeden Fall beeindruckt von der Leistung der Oberschüler. Er lobte in seiner Gastrede die Arbeit der Wissensfabrik: „Mit großem Engagement hat sie viele attraktive Projekte gestartet und ist Kooperationen mit Bildungsträgern eingegangen. Mit dieser Vielfalt kann die ökonomische Bildung gezielt auf die Interessen der Schülerinnen und Schüler eingehen.“ Der Minister betonte, dass junge Menschen interessiert daran seien, wie Gesellschaft und Wirtschaft funktionieren. Es gehe darum, ihnen objektive Einblicke und einen Austausch mit erfolgreichen Unternehmern und erfahrenen Praktikern zu ermöglichen. „Wir wollen Schüler für Unternehmertum und Selbstständigkeit begeistern. So legen wir den Grundstein für eine neue Gründerkultur in Deutschland“, sagte Gabriel weiter.

Bei seiner Festansprache forderte der Vorsitzende des Lenkungskreises der Wissensfabrik, Bosch-Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach, unter anderem ökonomische Bildung als Schulfach flächendeckend in Deutschland einzuführen. Dr. Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Firma Trumpf, kündigte außerdem die Entwicklung eines IT-Projektes für Schüler an: Kinder bewegten sich heute mühelos in der digitalen Welt. Entscheidender Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb werde sein, das Wissen für neue Geschäftsmodelle zu nutzen. „Unser IT-Projekt bereitet die Schüler gezielt darauf vor, einen ganzheitlichen Blick auf Technik zu entwickeln“.