Eine Glosse von Rainer Burmeister

Auch wenn es zwischen der EU und dem neuen Regierungsbündnis in Athen noch jede Menge Differenzen um Finanzhilfen, Kredite und den Euro gibt: Um die guten Beziehungen zwischen Deutschen und Griechen hierzulande mache ich mir keine Sorgen. Denn jeglicher drohenden Knoblauchfahne zum Trotz herrscht in den zahlreichen Botschaften und Konsulaten, die in Harburg Stadt und Land „Attika“, „Rhodos“, „Marathon“ oder „Thessaloniki“ heißen, weiter Riesenandrang. „Beim Griechen“ – auch so eine Bezeichnung – geht es eben nicht um Politiker wie Varoufakis, Kammenos und Tsipras, sondern um gar nicht so viel anders klingende Gaumenfreuden wie Stifado, Tzatziki, Gyros und Suzukakia.

Alles Geschmackssache, wie auch in der Mode. Da sind übrigens die hier angesiedelten hellen Hellenen dem neuen Politikertrend in Athen meilenweit voraus. Der offene Hemdkragen, mit dem einige griechische Kabinettsmitglieder auf Auslandsreisen ihre schlipsgesteuerten Kollegen in Resteuropa verblüffen, gehört beim Bordpersonal in den hiesigen Restaurants und Tavernen längst zur Standardausstattung.

Bei solch sympathischen „Gast-Arbeitern“, die mit der Rechnung auch noch einen Ouzo („geht aufs Haus“) servieren, kommt die Frage nach einem Schuldenschnitt zu meinen Gunsten natürlich nicht auf den Tisch. Im Gegenteil: Ich runde mit einem Trinkgeld nach oben ab.