Verein „Hilfe für Krebskranke Kinder Seevetal“ spendete an UKE-Forschungszentrum und an dessen Sozialfonds

Horst. Das Neuroblastom ist eine ebenso rätselhafte wie heimtückische Krebsform: Sie befällt fast nur Kinder unter drei Jahren, lässt sich nur schwer diagnostizieren und verläuft in fast der Hälfte der Fälle tödlich. Das Neuroblastom ist auch eine seltene Krebsform. Zum Glück, möchte man meinen, doch für die Betroffenen ist das fatal: Seltene Krankheiten sind für die kommerzielle Pharma-Forschung unattraktiv. Geforscht wird trotzdem – an Instituten, die aus Steuern und Spenden finanziert werden, wie dem Kinderkrebs-Zentrum am Universitätskrankenhaus Eppendorf. Dessen Fördergemeinschaft konnte am Sonnabend in der Horster Mühle einen großen Spendenscheck entgegen nehmen: 70.000 Euro hatte der Verein „Hilfe für krebskranke Kinder Seevetal“ im vergangenen Jahr zusammengesammelt, um das Zentrum zu unterstützen. Für die Fördergemeinschaft nahmen Geschäftsführer Klaus Bublitz und Kuratorin Renate Vorbeck den Scheck entgegen, für das Kinderkrebs-Zentrum bedankte sich Professor Ingo Müller.

Einen Teil der Spende wird der Förderverein in seinen Sozialfonds stecken. „Auch das ist ein wichtiger Teil unser Arbeit“, sagt Klaus Bublitz. „Eltern krebskranker Kinder – also unserer Patienten – geraten fast unweigerlich in finanzielle Not. Dafür haben wir den Sozialfonds.“

Der größte Teil geht aber an die Arbeitsgruppe rund um Ingo Müller. Der erforscht das Neuroblastom und hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte machen können. „Frühe Stadien des Neuroblastoms treten viel häufiger auf als das tödliche vierte Stadium“, sagt er. „Aber ein Großteil der Neuroblastome im frühen Stadium verschindet auch wieder ohne jemals wieder aufzutauchen – allerdings auch ohne entdeckt zu werden.“

Die so selbst geheilten Kinder haben Antikörper gebildet, die die Krebszellen vernichten. Müllers Team – außer ihm noch drei weitere Wissenschaftler – erforschen diese Antikörper, um sie den Menschen zur Verfügung stellen zu können, die sie nicht selber bilden. „Zunächst einmal ging es darum, das Eiweiß zu identifizieren, auf das der Antikörper anspricht“, erklärt Müller. „Das ist uns mittlerweile gelungen und das war der größte Durchbruch. Mit diesem Eiweiß können wir jetzt nämlich im Labor die Bildung der Antikörper provozieren.“

Der nächste Schritt für die Arbeitsgruppe ist es, die Antikörper „aufzureinigen“. Das heißt, sie von sonstigem Material, das sich in ihrer Anzuchtschale befindet, zu trennen, damit die Antikörper therapeutisch besser verwertbar werden. Hier hat Müllers Mannschaft noch viel Fleißarbeit vor sich.

Der Verein „Hilfe für krebskranke Kinder Seevetal“ hat seine Wurzeln in einer Elterninitiative, die 1976 an der Horster Grundschule entstand. Ein Kind, das die Schule besuchte, war an Krebs erkrankt, die anderen Eltern schlossen sich zusammen und organisierten einen Basar, um der Familie zu helfen. Dieser Schulbasar findet seitdem jährlich statt und ist immer noch die größte einzelne Einnahmequelle des Vereins. Im vergangenen Jahr kamen hier über 26.000 Euro zusammen. Eine jährliche Gala sowie viele Einzelspenden von Firmen und Privatpersonen sind für den Rest der Spenden verantwortlich. Seit Bestehen sammelte der Verein mehr als 1,3 Millionen Euro .

Aus der Elternschaft der Horster Grundschule rekrutieren sich immer noch die die meisten Aktiven des Vereins. Auch die Vorsitzende Anette Kosakowski und ihre Stellvertreterin Birgit Medenwold-Ruh waren vor zweieinhalb Jahrzehnten Horster Schulmütter. „Mittlerweile sind schon unsere Kinder hier aktiv“, sagt Kosakowski.