Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Der Bauer ernährt sich dem Volksmund nach ausschließlich von Dingen, die er kennt. Wenn man bedenkt, was Bauern heutzutage so anpflanzen, dann müssten Bauern demzufolge Veganer sein, die sich von Cornflakes (Mais) und Rapsöl ernähren. Aber das nur am Rande.

Eine Bekannte erzählte, sie habe unlängst einen Bauern zu Gast gehabt. Der eröffnete den Abend mit einem Exkurs über asiatisches Essen („Ratten esse ich nicht!“) und verabschiedete sich in die innere Emigration, als ihm offenbart wurde, es gebe an diesem Abend Falafel. Später saß er am Tisch und verlangte fortlaufend vom Gastgeber, doch „noch mal so ’ne Frikadelle“ gereicht zu bekommen. Niemand verriet, dass es sich um frittiertes Kichererbsenpüree handelte.

Gestern aß ich beim Asiaten. Ein Masaman-Thai-Curry mit Huhn, schmackhaft scharf, frisch aus dem Wok, mit viel knackigem Gemüse. Neben mir reihte sich die Schlange derer, für die sich asiatisches Essen auf „Nudelbox mit pikanter Soße“ beschränkt, maximal noch erweitert durch Hühnchen-süß-sauer. Während die meisten Nudelboxer mich kaum beachteten, scherten dann doch nach und nach drei von ihnen aus der Reihe aus und fragten, was ich denn da Leckeres esse – und änderten die Bestellung von Nudelbox in „das, was der Herr da isst“.

Merke: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht – es sei denn, man frisst es ihm vor der Nase weg. Dann will er es plötzlich auch haben.