An der Bauernweide in Neugraben gilt Tempo 30, trotzdem kommen die Menschen nicht über die Fahrbahn

Neugraben. In einer Tempo-30-Zone sollen Autofahrer mit erhöhter Aufmerksamkeit fahren. Darum wird in Tempo 30-Zonen kein Zebrastreifen benötigt und deshalb auch nicht genehmigt. Soweit die Theorie der Straßenverkehrsbehörden.

In der Straße Bauernweide in Neugraben ist die Geschwindigkeit auf 30 km/h begrenzt. Theoretisch müssten Fußgänger die Straße jederzeit ohne langes Warten überqueren können. Die Praxis sieht anders aus: Über 300 Meter führt die Bauernweide schnurgerade auf die Cuxhavener Straße zu. Dabei hat sie gegenüber den einmündenden Straßen Vorfahrt. Die Bauernweide ist einer der Haupt-, Zu-und Abfahrtswege für die Fischbeker Wohngebiete nördlich der B73. Viele Autofahrer, die glauben, die Ampel an der Einmündung zur Cuxhavener Straße noch bei grün schaffen zu können, sehen die rot eingekreiste 30 auf den Schildern in dieser Situation eher als Vorschlag denn als Vorschrift.

„Es gibt Zeiten, da kann man die Bauernweide nicht überqueren, ohne lange warten zu müssen“, sagt Hans Walter Schilling. Er wohnt direkt an der Straße und engagiert sich dafür, dass hier ein Zebrastreifen eingerichtet wird. Zweimal gab es hier schon welche, beide Male verschwanden sie wieder. Sie waren nur aufgrund von Ausnahmesituationen genehmigt worden.

„Dabei wurde zumindest der Zebrastreifen, der hier im vergangenen Jahr war, gut angenommen“, sagt Schilling. „Und er hat auch zu keinen Problemen geführt.“ Der Zebrastreifen in Höhe der Kreuzung Alte Weiden/Süderelbering/Bauernweide war eingerichtet worden, weil der Umbau der Bushaltestellen in der parallel verlaufenden Neugrabener Bahnhofstraße noch mehr Autoverkehr als ohnehin schon auf die Bauernweide lenkte.

„Obwohl der Zebrastreifen viel genutzt wurde, hat sich kaum Rückstau dahinter gebildet“, sagt Schilling „Er war also keine Behinderung. Jetzt aber stehen die Anwohner aus der Bauernweide und der Straße Alte Weiden wieder minutenlang am Straßenrand, bis sie zum Markt können.“

Schilling war deshalb schon öfter im Regionalausschuss Süderelbe vorstellig. Dort stieß er auf offene Ohren und bedauerndes Schulterzucken. „Einen Zebrastreifen neu einzurichten wird die Straßenverkehrsbehörde aufgrund ihrer Vorschriften nicht genehmigen“, sagt Ahrend Wiese, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Regionalausschuss. „Und die beiden provisorischen Übergänge konnten wir nicht erhalten.“

Der Zebrastreifen an der Kreuzung war nur mit mobilen Hinweisschildern versehen und wurde sofort abgebaut und vom Asphalt entfernt, als der Umbau der Bahnhofsstraße beendet war. Ähnlich war es Jahre zuvor auch dem anderen Behelfszebrastreifen etwas weiter die Straße herauf ergangen. Der war im Jahr 2005 angelegt worden, als das Kaufland-Warenhaus in die ehemalige Karstadt-Filiale am Neugrabener Markt zog und dabei seine Parkflächen neu organisierte. Das sorgte für erheblichen Mehrverkehr auf der Bauernweide. Kaufland erhielt daher die Auflage, in der Umbauzeit einen Zebrastreifen anzulegen und ihn nach dem Umbau wieder zu entfernen.

„Auch diese Querung wurde gut angenommen“, sagt Arend Wiese. „Deshalb wollten wir sie damals erhalten. Aber genau an dem Tag, an dem wir den Antrag einbrachten, hatte Kaufland den Zebrastreifen entfernen lassen. Auf den Tag genau fristgerecht, mit soviel Auflagentreue hatten wir nicht gerechnet!“

Jetzt gilt also wieder die Theorie, dass ein Zebrastreifen hier nicht benötigt wird und die Praxis, dass die Anwohner deshalb am Bordstein stehen bleiben müssen. Wiese ist damit ebenso unzufrieden, wie Schilling, aber er hat eine Idee: „Wenn man schon keinen Zebrastreifen bekommt, könnte eine Fahrbahnverengung eventuell helfen“, sagt er, „Das ist an anderen Stellen in Süderelbe schon genehmigt worden.“ Die Voraussetzungen dafür will er jetzt über eine kleine Anfrage in der Bezirksversammlung erfahren.