Seit Jahrzehnten Industriebrache mitten in der Stadt: Geht es jetzt mit dem Buchholzer Rütgers-Gelände endlich voran?

Buchholz. Ein weißer Fleck auf der Landkarte mitten in Buchholz soll endlich Bauland werden: Seit die Rütgers-Werke in den 1980er-Jahren ihre Produktion eingestellt haben, liegt das Gelände zwischen Bahnhof und Heidekamp brach. Der Grund: Im Boden liegen noch Schadstoffe aus der Produktion, denn bei Rütgers wurden Eisenbahnschwellen und Leitungsmasten aus Holz mit Teeröl imprägniert. Bevor hier also Wohnbebauung entstehen kann, muss das Gelände saniert werden.

Die neuesten Entwicklungen haben jetzt Vertreter der Rütgers GmbH im Stadtplanungsausschuss vorgestellt. Zunächst gab Geschäftsführer Thomas Nalenz einen Rückblick auf die Geschichte der Produktionsstätte: Der größte Teil des Geländes diente der Anlieferung per Bahn – auf werkseigenen Gleisen – sowie der Lagerung und Trocknung der fertigen Bahnschwellen. Der eigentliche Betrieb, in dem die Holzteile in einer Kammer mit Unterdruck eingeölt wurden, ist heute der Bereich, der am meisten belastet ist und daher auch künftig von einer Bebauung ausgenommen bleibt. „Diese Kernzone hat eine Fläche von etwa 170 mal 116 Metern“, erläuterte Nalenz. Diese Kernzone werde weiterhin im Besitz der Firma Rütgers bleiben.

Auf dem Rest des Geländes, das insgesamt elf Hektar nördlich und fünf Hektar südlich des Heidekamps umfasst, könnten bis zu 425 Wohneinheiten entstehen. Einen konkreten Investor gibt es noch nicht. An einem Sanierungsplan arbeiten Rütgers und der Landkreis Harburg, namentlich die Umweltbehörde, schon seit längerem. „Der Plan ist schon sehr weit entwickelt“, sagte Nalenz. Jedoch hätten die Beratungen ergeben, dass anders als anfangs geplant die Kernzone mit ins Gesamtkonzept einbezogen werden müsse und nicht beide Bereiche getrennt betrachtet werden könnten. Zurzeit sei eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung der Kernzone in Arbeit, sie solle im März vorliegen. Im Mai sollen die Ergebnisse mit der Umweltbehörde abgestimmt werden. Im Juni könne dann auf dieser Basis mit der Stadt ein stadtplanerisches Konzept entwickelt werden, der Sanierungsplan selbst soll im August fertig sein und der Umweltbehörde übergeben werden. Ein Sanierungsvertrag könnte dann Ende 2015 oder Anfang 2016 geschlossen werden.

Die Ausschussmitglieder wollten lieber konkret wissen, wann das Gebiet bebaut werden könnte. „Sanierung und Erschließung werden ineinander greifen, Voraussetzung ist ein rechtskräftiger Bebauungsplan“, versicherte Nalenz und nannte als möglichen Termin Anfang 2017. In der Vergangenheit waren immer wieder Termine für Vertragsschlüsse zur Sanierung ebenso wie zur Bebauung angekündigt und verworfen worden. „Das hatten wir doch schon vor Jahren...“, „nun ja, die Grenzwerte ändern sich ja dauernd...“, äußerten sich etwa Arno Reglitzky (FDP) und Joachim Zinnecker (Grüne) missmutig. Weil sich die Sanierung in die Länge zieht, waren in der Vergangenheit auch immer wieder potenzielle Investoren abgesprungen.

Zur Schadstoffbelastung erklärten Nalenz und der Geologe Rainer Domalski, dass ein Teil des Bodens ausgetauscht werden müsse. Unterhalb der Kernzone habe sich eine Schadstofffahne gebildet, die sich über einen längeren Zeitraum ausgebreitet habe, nun aber zum Stillstand gekommen sei. Sie liegt nicht nur unter dem Rütgersgelände, sondern unterquert in bis zu 50 Meter Tiefe die Heidestraße und die Soltauer Straße.

Was mit der Kernzone passiere, wollte Gudrun Eschment-Reichert (SPD) wissen. „Die können wir brachliegen lassen. Die Schadstofffahne wird im Zuge des Sanierungsverfahrens vermindert“, erläuterte Domalski. Da es sich bei den Rückständen um organische Substanzen handelt, können diese von Mikroorganismen biologisch abgebaut werden. Der Zustand des kontaminierten Geländes werde mittels Probebohrungen fortlaufend überwacht. „Weitere Details geben wir bekannt, wenn der Sanierungsplan steht“, kündigte Domalski an.