Norddeutsche Top-Quilterinnen übergaben Arbeiten an das DRK-Hospiz für den Hamburger Süden

Es gibt Spenden, deren Wert sich nie und nimmer in Geld berechnen lässt, sondern nur in dem, was die Gabe denen, die geben und denen, die empfangen, bedeutet. So eine Spende erhielt das Harburger Hospiz gestern: Fünf Quilterinnen überreichten Decken und Wandbehänge an Hospizleiterin Britta True. Quilts sind auch unter dem Namen Patchwork bekannt.

Die Quilts sind in gemeinsamer Arbeit entstanden. Einmal im Monat treffen sich die Frauen, die über die gesamte Metropolregion verteilt leben, und setzen die einzelnen Stücke zusammen, aus denen die Werke bestehen. Mit allen, die regelmäßig und unregelmäßig teilnehmen, umfasst die Gruppe ein gutes Dutzend fleißiger Handarbeiterinnen. Bereits seit 18 Jahren nähen sie für Hospize und andere Einrichtungen. Bei den Gästen der Hospize erfreuen sich vor allem die Bettquilts großer Beliebtheit: Sie geben der Bettwäsche Persönlichkeit, und den Hospizgästen das Gefühl, dass sich jemand für sie besondere Mühe gegeben hat.

„Die Tradition des Quilt-Nähens geht auf schwedische Amerika-Auswanderer im 19. Jahrhundert zurück. Die erhielten in ihren Heimatdörfern von jedem, den sie zurückließen ein Stoffquadrat als Erinnerung“, erklärte Gruppen-Sprecherin Inge Hansen Hospiz-Leiterin Britta True. „In der neuen Welt nähten sich die Ex-Schweden daraus eine Decke.“

Die damaligen Haupt-Siedlungsgebiete schwedischer Auswanderer befanden sich in der nördlichen Prärie-Ebene, weitab von großen Städten. Tuch war schwer zu bekommen. Das änderte sich erst, als Saatguthersteller anfingen, ihre Ware in Leinensäcke abzupacken. Plötzlich boomte das Patchwork-Nähen auf den Farmen der Schweden. Andere Amerikaner waren fasziniert und in den USA entwickelte sich das Quilt-Nähen zu einer eigenen Kunstform. Mit den Care-Paketen kamen Quilts zurück nach Europa.

Da waren Quilts schon längst keine einfachen Flickendecken mehr: Mit ausgefeilten Techniken fügen Quilterinnen und Quilter verschiedene Stoffe zu Mustern und Bildern zusammmen. Mal wiederholt sich ein Muster auf jedem Quadrat exakt, mal wird von Quadrat zu Quadrat ein Thema variiert und mal wechseln sich Themen ab. Ein Quilt ist ein Epos. Wer jemanden im Haus hat, der quiltet, hört ständig die Nähmaschine surren, denn ratternde Geräte kommen anspruchsvollen Handarbeiterinnen gar nicht erst ins Haus. Außerdem muss man ständig Platz schaffen, denn quiltende Personen neigen dazu, Stoffe und Garne in großen Mengen zu horten.

Eine der Pionierinnen des Quiltens in Deutschland war die Marmstorferin Chrilla Wendt. Die studierte Architektin war mit einem Hochschullehrer verheiratet und hatte Quilting kennengelernt, als ihr Mann eine Gastprofessur in den USA hielt.

Chrilla Wendt fing an, sich über diese Kulturtechnik zu informieren und Wissen anzulesen. Gleichzeitig begann sie, selbst zu quilten. Das war in den 70er-Jahren. Im Bekanntenkreis und durch Mundpropaganda darüber hinaus, gelangten ihre Quilts zu Ruhm und man bat sie, Kurse zu geben. So wurde sie Volkshochschul-Lehrerin. An der VHS Othmarschen gab Chrilla Wendt fast 30 Jahre lang ihr Wissen weiter – nebenberuflich. Hauptberuflich war sie wissenschaftliche Assistentin an verschiedenen Hamburger Hochschulen. Viele er Frauen, die jetzt im Hospiz die Spende übergaben, kommen aus ihren Kursen. Die meisten von ihnen könnten allerdings mittlerweile selbst Kurse geben. Eigentlich hatte Chrilla Wendt die Übergabe der Quilts schon selbst in die Wege geleitet. Genau an dem geplanten Tag jedoch starb sie plötzlich und unerwartet. Die Gruppe der Wohltätigkeitsquilterinnen trifft sich weiter regelmäßig einmal im Monat. Den Rest der Zeit verbringen die Damen allerdings nicht ohne Nadel und Faden: „Wir bereiten Stücke für die gemeinsamen Arbeiten vor oder arbeiten an eigenen Projekten“, sagt die Finkenwerderin Inge Hansen. Eines ihrer eigenen Projekte, ein Wandquilt, der auch schon auf internationalen Ausstellungen gezeigt wurde, befand sich auch unter den Spenden.

Die Damen übergaben fünf Bettquilts und drei Wandbehänge. „Mit den neuen Quilts werden unsere Gästezimmer noch wohnlicher und schöner – eine behagliche Atmosphäre für die Menschen, die wir begleiten“, sagt Hospiz-Pflegedienstleiterin Marion Basler. Hospizleiterin Britta True ergänzt: „Ich schätze das Engagement sehr, da ich selbst handarbeite und weiß, wie viel Arbeit in solchen Werken steckt“.

Gleichwohl freut sich das Hospiz auch stets über Geldspenden.