In der Grundschule machen die Kinder sehr erfolgreich Schülerzeitung. Am Sonnabend werden sie mit einem Preis geehrt

Hanstedt. Wenn dienstags in der Grundschule Hanstedt kurz vor eins die Glocke klingelt, packen die Kinder ihre Ranzen und stürmen ins Freie. Nicht so die zwölf Kids, die jetzt im Delphin-Klassenzimmer sitzen. Die acht Jungen und vier Mädchen sind Jungredakteure und arbeiten mit an der hauseigenen Schülerzeitung „Durchblick“. Bevor es aber losgeht, wird zuerst einmal gemümmelt: Auf dem langen Arbeitstisch steht ein Teller mit belegten Schnittchen, die aus dem Brötchenverkauf übrig geblieben sind. „Kurz vor eins haben die Kinder einfach Hunger. Wenn der Adrenalinspiegel in den Seilen hängt, kann man nicht vernünftig arbeiten“, sagt Esther Driessler, die den Kindern beim Zeitungmachen hilft und versucht, den Überblick zu behalten.

Vor drei Jahren hat sie das Projekt angeschoben. Unterstützt von drei Müttern erscheint zwei bis dreimal im Jahr eine 40 bis 48 Seiten starke Ausgabe, die dem jungen Redaktionsteam aus dem Händen gerissen wird. Das Schülerblatt kommt nicht nur in Hanstedt an. Im vergangenen Jahr gewann der „Durchblick“ gleich zwei Preise. Zum einen wurde er zur drittbesten Schülerzeitung Niedersachsens in der Kategorie „Grundschule“ gekürt, außerdem gab’s für den Beitrag „Ich wollt ich wär ein Huhn“ einen Sonderpreis des Spiegels, der jedes Jahr die besten Schülerzeitungsmacher aus ganz Deutschland auszeichnet.

Das kommende Wochenende wird besonders spannend für die Dritt- und Viertklässler, denn sie gehören wieder zu den Finalisten des Juniorenpressepreises und reisen am Sonnabend nach Hannover, um ihre Auszeichnung entgegen zu nehmen.

Doch nun steht die Arbeit an der neuesten Ausgabe an. „Die Fußballseiten sind immer noch nicht fertig“, mahnt Esther Driessler nach einem Blick auf ihre Themenliste. Einem Portrait über Marco Reuss fehlt es noch an Fakten, die Jungs, die dafür zuständig sind, geloben Besserung. Weiterhin beschließt man gemeinsam die Spieletipps aus dem Blatt zu kippen, bis zum Erscheinen der Zeitung Anfang März ist noch so viel zu tun, das schafft keiner mehr. Außerdem finden alle, dass der Bericht vom Weihnachtsmarkt nicht mehr so richtig aktuell ist, auch er landet im Papierkorb. Für den Artikel über den Kunst- und Kreativkurs fehlen noch die Fotos und Selina muss berichten, dass sie die Vorstellung ihres Haustieres nicht machen kann, da es leider gerade verstorben ist. Kilian hat sich zu Hause ein plattdeutsches Rätsel ausgedacht und sein Werk per Mail verschickt, jetzt wird gemeinschaftlich angetestet, ob es etwas taugt. Alle finden es gut, Kilians Rätsel ist abgesegnet. Und ganz der Profi, der er ist, hat er sogar an eine Auflösung für seine jugendlichen Leser gedacht – das macht man schließlich so auch in einer echten Zeitung. Jetzt setzt sich der Viertklässler, bewaffnet mit Zettel und Stift, an einen Tisch und werkelt an einem Eingangstext für seine Geschichte. Nebenan grübeln Niklas und Tim über Fragen, die sie bei der Preisverleihung am Sonnabend dem Ministerpräsidenten Stephan Weil stellen wollen. Außerdem müssen noch ein paar Anzeigen ins Blatt, am Nachmittag wollen noch ein paar Freiwillige gemeinsam mit einer Mutter auf Kundenfang bei den Hanstedter Geschäftsleuten gehen.

Alle sind mit Feuereifer bei der Sache, mit Unterstützung der drei freiwillig helfenden Mütter kommen alle gut voran. „Wichtig ist mir, dass die Kinder die Texte selbst schreiben“, sagt Esther Driessler, „nur wenn’s kneift, setzen wir uns gemeinsam mit ihnen zusammen hin und helfen.“ Damit die Seiten auch voll werden, gibt es in jeder Ausgabe ein Thema, das sich durch das Blatt zieht. Diesmal geht es um den Begriff „schutzbedürftig“. Dazu gibt es einen Buchtipp, Geschichten rund um den Artenschutz für Tiger und Schneeleopard, außerdem waren alle im Wildpark und haben sich über die Arbeit dort schlau gemacht. In Sachen Kinderschutz wollen die jungen Zeitungsmacher rauskriegen, wie eine Telefonseelsorge arbeitet. „Wir werden da mal anrufen und fragen, wie das eigentlich abläuft“, erklärt Driessler die neuste Idee des Redaktionsteams. Die Kinder arbeiten allein an den Geschichten, maximal sind sie zu viert: „Zu viele Köche würden den Brei verderben“, lacht Esther Driessler.

Rund 250 Exemplare „Durchblick“ werden Anfang März erscheinen. Der bunte Mix aus Unterhaltung und Infos kommt nicht nur bei den Grundschülern an, auch die Hanstedter sind immer neugierig auf das Produkt aus dem Delphin-Klassenzimmer. Wer 50 Cent übrig hat und mal durchblättern möchte, bekommt die Schülerzeitung auch in der Hanstedter Buchhandlung oder im Rathaus.