Winsen will mit Hilfe der Bürger Gelder aus der Städtebauförderung in die Kreisstadt holen. Auftakt mit 60 Experten

Winsen. Aufbruchstimmung in Winsen. Zum Auftakt der Überlegungen über eine neue Innenstadt haben sich am Mittwoch 60 Experten aus der Stadt getroffen, um erste Ideen zu entwickeln. Sie sollen schließlich zu einem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEC) führen, das zum 1. Juni als Antrag zur Städtebauförderung beim Land Niedersachsen eingereicht werden soll. Bis zur Abgabe müssen Planungs- und Verwaltungsausschuss der Stadt die Pläne zudem politisch beschließen. Betroffen ist der Bereich vom Bahnhof bis zur Deichstraße.

„Die Expertengespräche sind Teil des breiten Beteiligungsverfahrens beim ISEK für die Kernstadt. Dieses Konzept ist abhängig von guten und individuellen Anregungen, Vorschlägen und Ideen aus dem Kreis der Bürger. Insoweit ist mit den Expertengesprächen ein vielversprechender Anfang gemacht“, sagte Bürgermeister André Wiese. Der CDU-Politiker war mit der Beteiligung der Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümer zufrieden. „Wir haben eine Beteiligung, die nahe bei 100 Prozent liegt. Für mich ist das ein Signal für die Bereitschaft, etwas zu verändern,“ sagte Wiese. In drei Arbeitsgruppen befassten sich die Beteiligten mit den Themen Wirtschaft und Einzelhandel, Mobilität, Verkehr, Wohnen, Arbeiten und Leben.

Erhält Winsen den Zuschlag bei der Städtebauförderung, könnte die Stadt von Zuschüssen von mehreren Millionen Euro profitieren. Grundsätzlich werden Maßnahmen zu einem Drittel vom Bund und einem Drittel vom Land gefördert. Das letzte Drittel zahlt die Gemeinde. Auch private Vorhaben können im Rahmen des Programms gefördert werden. „Wenn die Stadt investiert, sind auch private Eigner eher bereit, etwas zu unternehmen“, sagte Frank Schlegelmilch von BPW Baumgart+partner. Das Stadtplanungsbüro begleitet neben der Grundstücksentwicklungsgesellschaft DSK das Projekt. Die Stadt hat dafür rund 40.000 Euro bereit gestellt. Schlegelmilch geht davon aus, dass nun Maßnahmen für die nächsten zehn bis 15 Jahre vereinbart werden könnten.

„Wir sind gerade an dieser Planungssicherheit interessiert. Sie ist für potenzielle Investoren wichtig“, sagte Helmut Gericke, ein Apotheker, der in Winsen das Gesundheitszentrum in der Marktstraße aufgebaut hat. Zu den Zielen der Neugestaltung gehört, dass sich die Bürger stärker mit ihrer Stadt identifizieren. „Wir haben uns schon lange intensiv mit der Stadtentwicklung befasst und begrüßen es jetzt, dass nun die Weichen auch auf der politischen Ebene gestellt werden“, sagte Theo Bettendorf, Senior-Chef des Textil- und Modehauses Düsenberg&Harms KG. Bettendorf steht auch mit an der Spitze des City-Marketings und des Vereins für Wirtschaft und Stadtentwicklung.

Das Projekt wird in Winsen mit einer Bürgerversammlung am 23. Februar ab 19 Uhr im Marstall fortgesetzt. „Teilnahmevoraussetzung an dieser öffentlichen Veranstaltung ist allein das Interesse an einer guten Zukunft der Winsener Innenstadt“, sagt Wiese. Daran schließt sich am 21. März von neun bis 15 Uhr eine Bürgerwerkstatt im TSV Heim, Jahnplatz, an. Dabei sollen Ziele in Gruppen erarbeitet werden. Am verkaufsoffenen Sonntag, 22. März, ist von 13 bis 18 Uhr ein Bürgerdialog am Rathaus geplant. Am 19. Mai beginnt um 19 Uhr die Abschlusspräsentation des Stadtentwicklungskonzeptes. Sie ist wieder für den Marstall geplant. Mit einem Entscheid über die Bewilligung von Fördermitteln durch Bund und Land rechnet die Stadt für März 2016.

Weitere Informationen bietet die Internet-Seite des Projektes. Unter www.winsen2030.de findet sich neben allem Wissenswerten auch die Rubrik „Machen Sie mit!“ Dahinter verbirgt sich ein Forum, in dem jeder nicht nur Fragen stellen und Anregungen vorbringen kann, sondern das auch einen Austausch mit den Fachleuten oder anderen Interessierten ermöglicht, teilte die Verwaltung am Mittwoch mit.

In den 70er Jahren hatte es in Winsen schon einmal eine Sanierung der Innenstadt mit Fördermitteln des Landes Niedersachsen gegeben. Seitdem wurden immer wieder Diskussionen über neue Projekte in der Kreisstadt geführt. Jetzt will Bürgermeister Wiese neu durchstarten. „Mit der Städtebauförderung bieten der Bund und das Land den Städten eine finanzielle Unterstützung an“, schreibt er. „Dieses Angebot möchten wir nutzen.“