Kenji Kamino spricht auf Einladung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft über Hiroshima

Winsen. Mit der Kapitulation Japans endete am 2. September 1945 der Zweite Weltkrieg auch in Asien. Doch zuvor wurden die Menschen in Hiroshima und Nagasaki Zeugen des verheerendsten Kampfmittel-Einsatzes in der Kriegsgeschichte. Zum ersten und bislang einzigen Mal warfen die Amerikaner am 6. und 9. August 1945 Atombomben über der Insel ab. Mehr als 200.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Über die Gründe, warum Amerika die Bomben tatsächlich zündete, streiten Experten bis heute. Dieser Frage widmet sich am kommenden Mittwoch, 11. Februar, auch Kenji Kamino. Der Mediziner aus Hannover hält auf Einladung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Winsen in der Schloßkapelle im Schloß, Schloßplatz 4, in Winsen von 19 Uhr an einen Vortrag zum 70. Gedenkjahr zum Thema „Atombombenabwürfe auf Japan - Warum?“. Der Eintritt ist frei.

Kamino lebt seit 1974 in Deutschland. Nach dem Studium der Humanmedizin in Marburg und Düsseldorf war er zuletzt als Pathologe an der Medizinischen Hochschule in Hannover tätig. Der stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises Hannover-Hiroshima befasst sich seit vielen Jahren intensiv mit verschiedenen Aspekten der japanischen Kultur. Er war bereits mehrere Male mit seinen Vorträgen bei der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Winsen zu Gast. Am kommenden Mittwoch widmet er sich dem Kriegsende in Japan. Das Gedenken an die Opfer spielt in Japan eine große Rolle in der nationalen Kultur und im nationalen Selbstverständnis. Weltweit wurden Hiroshima und Nagasaki zu Symbolen für die Schrecken des Krieges und vor allem eines möglichen Atomkrieges zu Zeiten des Kalten Krieges.

Die Besucher des Vortrags erfahren so beispielsweise, dass US-Präsident Harry S. Truman im Haus Erlenkamp in Potsdam den Befehl zum Einsatz der neuen Waffe gab. Dort hatte die amerikanische Delegation während der Potsdamer Konferenz Quartier bezogen. Als Rechtfertigung für den Einsatz der Atombombe führten die Amerikaner immer wieder das Ziel an, Japan möglichst schnell zur Kapitulation zu bewegen und so den Krieg auch in Asien zu beenden.

Die Auswirkungen waren verheerend: Die Atombombenexplosionen töteten insgesamt etwa 92.000 Menschen sofort – fast ausschließlich Zivilisten und von der japanischen Armee verschleppte Zwangsarbeiter. An Folgeschäden starben bis Jahresende 1945 weitere 130.000 Menschen.

Kamino bezieht neben den historischen Hintergründen auch die aktuellen Entwicklungen in Russland sowie die japanische Partnerstadt Winsens, Fukui, in den Vortrag ein. Sie wurde in der Nacht des 19. Juli 1945 „konventionell“ bombardiert. Die Innenstadt wurde bei dem Angriff zerstört.

Die Partnerschaft mit der Provinz Fukui besteht seit mittlerweile 15 Jahren. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft hatte sie maßgeblich mitgestaltet. Am 29. Oktober 1999 unterzeichneten der Landkreis Harburg und die Stadt Winsen dann ein Freundschaftsabkommen mit dem Gouverneur der Präfektur. Fukui liegt an der westlichen Seite Japans, am chinesischen Meer. Sie ist die japanische Provinz mit den meisten Kernkraftwerken – und erdbebengefährdet.