Bewohner der Neuländer Siedlungsgemeinschaften fordern vor neuer Bebauung eine Lösung bestehender Probleme

Harburg. Die knapp 1000 Bewohner Neulands, die größtenteils in den Siedlungsgemeinschaften Neuland und Wohlersweg zusammengeschlossen sind, lehnen auch die inzwischen geänderten Entwürfe des Bebauungsplans „Neuland 23“ ab. Wie berichtet sieht der B-Plan vor, ab 2020 auf dem knapp 34 Hektar großen Wiesengelände an der Autobahn A1, Anschlussstelle Hamburg-Harburg, einen Logistikpark für Lager- und Speditionsunternehmen bauen zu können. Noch bis kommenden Montag, liegen die Entwürfe zur öffentlichen Einsichtnahme im Harburger Bauamt aus. Vertreter der Siedlungsgemeinschaften hatten vor wenigen Tagen ein Informationsgespräch im Bauamt und ergänzen nun ihre bisherigen Einwendungen.

Größtes Unbehagen bereitet den Siedlungsbewohnern nach wie vor das unzureichend funktionierende örtliche Grabensystem zur Be- und Entwässerung der Siedlungsgebiete. Mangelhafte Abführung des Oberflächenwassers bei stärkeren Regenfällen und nicht ausreichend funktionierende Schleusen- und Pumpenanlagen am Elbdeich sind seit mehr als 25 Jahren Anlass für Kritik, weil die zuständige Behörden, darunter das Harburger Bezirksamt, bislang nicht ausreichend für Verbesserungen sorgten, herrscht bei den Siedlungsbewohnern große Skepsis gegen die Logistikansiedlung. Obwohl - wie berichtet - Neuland 23 als sogenanntes „Klima-Modellquartier“ entwickelt werden soll, das kein zusätzliches Regenwasser ins örtliche Grabensystem leitet, zeigen sich die Bewohner der Nachbarschaft nicht beruhigt. Sascha Wentland, erster Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft Neuland in einem Schreiben an Bezirksamtsleiter Thomas Völsch: „Es gibt für uns keine Gründe, unsere bisherigen schriftlichen Bedenken und Einwendungen zu N23 neu zu formulieren, zu überdenken oder aufzugeben.“

Ein besonderes Problem sehen die Bewohner darin, dass das Baugelände um 3,5 Meter mit Erdreich aufgeschüttet werden soll, wobei etwa ein Meter des Erdreichs im Untergrund versinken würde. Wentland: „Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Umfeld. Diese Erhöhung, einschließlich Bebauung, sorgen mit ihrem Gewicht für eine Versackung und belasten den sensiblen Untergrund. Das wirkt sich auf das Grundwasser wie auch auf das Oberflächenwasser aus. Das Wasser wird sich seinen Weg suchen, nämlich in die im Westen tiefer liegenden Gräben, die wiederum in die Neuländer Wettern fließen.“

Die Bewohner Neulands sprechen auch von einer totalen Fehlplanung, weil für ökologischen Ausgleich keine in den Siedlungsgebieten vorhandenen Freiflächen ortsnah aufgewertet werden sollen sondern Flächen außerhalb des Bezirks. Sie fordern auch, dass ihre seit Jahrzehnten bestehenden Probleme mit den Gräben im Zuge des B-Planverfahrens gelöst und nicht von dem Verfahren entkoppelt wird. Wentland: „Wir machen auch darauf aufmerksam, dass die Anwohner während der Bauzeit keine Warntöne der Baufahrzeuge akzeptieren werden. Die Fahrzeuge der Firma Neuland Beton waren für uns bereits ein schlechtes Beispiel. Das darf sich nicht wiederholen."

Als Klima-Modellquartier soll das Logistikgelände selbst bei Starkregenfällen, die nur etwa alle 30 oder gar 100 Jahre vorkommen, kein Wasser an die örtlichen Gräben abgeben. Hamburgs Behörden sprechen von einem klimaorientierten und integrierten Regenwasser- und Energiemanagement für das künftige Industriegebiet, das künftig 24 Stunden pro Tag in der Nähe zum Hamburger Hafen und zur Autobahn betrieben werden kann. Mit diesem Klima-Projekt sollen auch Erfahrungen für weitere Planungen der Hamburger Stadtentwicklung gesammelt werden.

Bezirksamtssprecherin Bettina Maak hat Erklärungen zum Klima-Modellquartier vorgelegt. Demnach soll durch unterschiedliche Vorkehrungen dafür gesorgt werden, das alles anfallende Oberflächenwasser im Industriegebiet bleibt und dort auch für klimatische Verbesserungen gespeichert wird. Beispielsweise soll der aufgeschüttete Erdboden derart zusammengesetzt sein, dass er das Wasser aufnimmt.

Starkregen kann über gedrosselte Abläufe in eine Ausgleichsfläche fließen. Hallendächer der Logistikunternehmen sollen zu 90 Prozent begrünt werden. Auf den Dächern anfallendes Regenwasser wird in Zisternen gespeichert. Die sorgen in Zeiten von Trockenheit dafür, dass die Dachflächen ständig feucht gehalten werden können. Die Feuchtigkeit sorgt nach den Worten von Bettina Maak für Verdunstungskälte und damit für Klimaverbesserungen und Energieeinsparungen. Solaranlagen zur Gewinnung von elektrischer Energie oder warmen Wassers sollen den Grünpflanzen auf den Dächern zudem Schatten spenden und das Klima positiv beeinflussen.