Nächste Woche sollen die ersten Flüchtlinge auf dem Wohnschiff im Harburger Binnenhafen einziehen

Harburg. Nächste Woche ist es so weit: Die ersten Flüchtlinge ziehen auf das Wohnschiff „Transit“ im Harburger Binnenhafen. Kim Hahn, Claudia Weiß und Jörg Wedel freuen sich jetzt schon darauf. Sie sind das Sozial-Betreuungsteam auf der Transit.

„Vor allem freue ich mich auf die vielen verschiedenen Menschen mit ganz unterschiedlichen Kulturen und Geschichten“, sagt Claudia Weiß. Wann genau die ersten Bewohner einziehen, steht noch nicht ganz fest. Überall am und ums Schiff wird noch gearbeitet. Noch sind nicht alle Zimmer fertig eingerichtet, hier fehlen noch die Herde in den Gemeinschaftsküchen, dort müssen die Betten noch mit Matratzen versehen werden. Strom und Wasser kommen noch provisorisch, das Abwasser wird in Tankbehältern gesammelt und täglich entsorgt, bis in einigen Wochen alle Leitungen zur Transit gelegt sind.

216 Plätze hat die Transit, auf der vorläufigen Belegungsliste stehen schon 226 Menschen. Dieser Überhang sei aber kein Fehler, sagt Beate Schmid-Janssen von der Anstalt Fördern und Wohnen: „Zwischen der Erstellung so einer Liste und der tatsächlichen Belegung einer Einrichtung springen immer ein paar potenzielle Bewohner ab“, sagt sie. Einige fänden anderweitig Obdach und wieder andere würden in der Zwischenzeit eine Ablehnung für ihren Asylantrag ihr Aufenthaltsrecht verlieren und müssten das Land verlassen.

Fördern-und-Wohnen-Geschäftsführer Rembert Vaerst will die Transit nicht mit den Wohnschiffen verglichen wissen, die in den 90er-Jahren am Altonaer Fischmarktkai lagen und dort schnell einen Brennpunkt für soziale Probleme aller Art bildeten. „Wir haben aus den Fehlern von damals gelernt“, sagt er. „Die Transit ist ist nicht so groß wie die Altonaer Schiffe und auch nicht so dicht belegt. Außerdem haben wir hier mehr Sozialbetreuung eingeplant, als damals.“

Der pure Luxus erwartet die Bewohner dennoch nicht: Jede Kabine auf der Transit ist 12 Quadratmeter groß und für die Belegung mit zwei Personen vorgesehen. Für Familien sind jeweils zwei oder drei Kabinen mit Zwischentüren verbunden. Mit je zwei Betten, einem Schrank einem Tisch und zwei Stühlen wirken die Kabinen schon ohne Bewohner eng. Toiletten und Duschen werden gemeinschaftlich genutzt. Auf jedem der drei Decks gibt es je einen Damen- und Herrenduschraum mit mehreren Kabinen sowie je zwei Toilettenanlagen pro Geschlecht. Auch gekocht wird in Gemeinschaftsräumen: In jeder Pantry stehen drei Herde, eine Pantry steht für 15 bis 20 Menschen zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es mehrere Gemeinschaftsräume pro Deck.

„Eine Jugendherberge ist besser ausgestattet“, sagt Hans-Joachim Schulz. Hauptberuflich Sprecher des Channel Hamburg, engagiert er sich ehrenamtlich bei der Flüchtlingshilfe Binnenhafen. Die Initiative von Anwohnern und Anliegern möchte den Wohnschiffsbewohnern unter die Arme greifen. „Wir haben schon einiges geplant und werden das Anfang der Woche präsentieren“, sagt Schulz. „Allerdings müssen wir auch erst einmal abwarten, wer überhaupt kommt und welche Bedürfnisse da sind.“

Überwiegend werden Familien auf die Transit ziehen. Hinzu kommt eine große Anzahl Paare, beziehungsweise allein Erziehende mit einem Kind. Nur ein geringer Teil der Bewohner werden Alleinstehende sein.

Der Liegeplatz der Transit war nicht unumstritten. Rembert Vaerts rechtfertigt die Entscheidung: „Hier ließ sich der Platz am schnellsten und am besten herrichten“, sagt er. „Und wir brauchen derzeit schnelle Lösungen. Der Zustrom an Flüchtlingen ist unvermindert.“ Dass Harburg mehr belastet sei, als andere Bezirke, sieht er nicht: „Überall entstehen derzeit neue Unterkünfte. Dass sie sich in einigen Bezirken auf kleinem Raum konzentrieren, ist nicht glücklich, aber es ist dem Zeitdruck geschuldet.“

Für die neuen Bewohner der Transit, könnte der Liegeplatz kaum besser sein: Sie sind von hier aus schnell zu Fuß in der Stadt – schneller als von den meisten anderen Unterkünften.