Letzte Bürgerwerkstatt legt Details fest. Im Mai bekommt der Stadtrat das fertige Entwicklungskonzept vorgelegt

Buchholz. Einmal noch aufwärmen durch Aufstehen, einmal noch Gruppendiskussion, einmal noch Klebepunkte verteilen, dann ist die Gemeinschaftsarbeit am Buchholzer Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vollbracht. Zum letzten Mal hat die Stadt zur Bürgerwerkstatt in die Empore eingeladen, zu der 80 Teilnehmer gekommen sind. Insgesamt viermal konnten die Buchholzer ihre Vorschläge benennen, diskutieren und zu Papier bringen, die dann im kleinen Kreis ausgewertet und nach Themen gruppiert wurden. Am Montag hat der Soziologe Markus Birzer die Abschlusswerkstatt in der Empore moderiert.

Wer an den vorherigen Werkstätten teilgenommen hat, kennt Birzers Markenzeichen, das „Aufstehsoziogramm“, bei dem er bestimmte Gruppen aufruft, sich zu erheben. Überraschung: Bei der Frage „Wer ist zum ersten Mal dabei“ stehen zehn Leute auf. Ein Paar erklärt: „Wir sind erst vor kurzem hierher gezogen und wollen uns gern einbringen.“ Insgesamt, so Birzer, hätten alle Veranstaltungen zusammen 1300 Besucher gehabt. Aus 300 eingebrachten Vorschlägen wurden 200 ausgewählt. Vorige Woche sind sie dem Stadtrat präsentiert worden, jetzt sollen die Bürger sie bewerten. Das heißt, sie in acht Handlungsfeldern nach ihrer Dringlichkeit, Wichtigkeit, Finanzierbarkeit und Machbarkeit in vier Stufen einordnen.

Mit Knabberzeug, Saft und Wein in Stimmung gebracht, gibt es ein letztes Mal die legendäre ISEK-Gruppenarbeit. „Ist das Thema wichtig? Wer ist für Kategorie eins?“, fragt die Moderatorin, und sechs Hände schnellen in die Höhe. „Wer ist für zwei?“ Nur drei von elf. Ein Kreuz auf dem Raster bei „sehr wichtig“, und weiter zum nächsten Thema. Gelächter, als jemand zum Vorschlag, die Findlinge aus der Fußgängerzone zu entfernen, sagt: „Wir wollen das nicht, also ist das auch nicht machbar.“ Ein anderer gibt bei der Bebauung des Citycenter-Parkplatzes zu bedenken: „Das ist sicher nicht unproblematisch, sonst hätte man es längst gemacht.“

Ernüchternd: Die Vorschläge zur Aufwertung der Innenstadt kosten alle viel Geld. Aber wie viel wirklich? 10.000 oder 100.000 Euro? Zum Glück sind auch Mitarbeiter der Verwaltung da, zum Beispiel vom Bauamt. „Herr Kaufhold, was kostet eigentlich ein Bebauungsplan?“ Seine Antwort „kommt drauf an“ führt dazu, dass die Mehrheit für die teuerste Kategorie stimmt und einige dies leise anzweifeln. Die Zeit drängt, Markus Birzer drückt aufs Tempo. „Punkte kleben nicht vergessen“, mahnt er. Denn jede Gruppe soll ihre drei wichtigsten Maßnahmen markieren. Barrierefreiheit im baulichen wie im übertragenen Sinne, eine attraktive Innenstadt, bedarfsgerechter Wohnraum, bessere Sportstätten, Erhalt der Natur, eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur und Wirtschaftsförderung, insbesondere im Einzelhandel, wurden dabei als die wichtigsten umzusetzenden Ziele ausgemacht.

Baudezernentin Doris Grondke, die das Projekt ISEK initiiert hat, dankt den Buchholzern für ihre Anregungen und ihr Engagement. „Herausgekommen ist ein gelungenes Gemeinschaftswerk“, betont sie. Die Ergebnisse des Abends werden nun ausgewertet, zusammengefasst und dem Stadtrat am 12. Mai zum Beschluss vorgelegt. Damit ist der zweijährige Zeitrahmen für das ISEK, von der Auftaktveranstaltung im Mai 2013 bis zum fertigen Papier im Mai 2015, eingehalten.

Was also hat das ISEK, das jetzt erst richtig anfängt, gebracht? Erste Vorschläge sind umgesetzt oder in Arbeit, vieles ist noch zu tun, manches wird am Geld scheitern. Nach der Abschlusswerkstatt werden Dankesworte für die Organisatoren ausgesprochen, Geschenke verteilt. Und weil es schneit und noch Wein und Gebäck da sind, bleibt man noch ein bisschen. Denn auch das ist ISEK: Viele Menschen, die sich vorher nie begegnet sind, haben sich kennengelernt. Menschen, die etwas verbindet: der Wille, Buchholz lebens- und liebenswert zu machen.