Hinter den Kulissen des seit langer Zeit leerstehenden Gebäudes tut sich was. Auch für die Gastronomie gibt es Hoffnung

Harburg . Der Wandel vollzieht sich im Verborgenen und ist allenfalls vom Hinterhof an der Amalienstraße aus wahrzunehmen. Aber dorthin hat ein Passant vom Harburger Ring oder von der Fußgängerzone am Lüneburger Tor ohnehin keinen Zutritt. Somit ist von außen nicht zu erkennen, dass in den Sobottka-Immobilien am Lüneburger Tor inzwischen alle ehemalige Zahnarzt- und Augenarztpraxen von Generalunternehmer Nysret Mustafa zu Wohnungen umgebaut worden sind - insgesamt 17 Ein-, Zwei- und Drei-Zimmerwohnungen. Die Praxen hatten zuvor leer gestanden, weil Ärzte vor zehn Jahren in Räume des damals neuen Phoenix Centers umgezogen waren.

Nach dem Umbau zu Wohnungen zeigt sich im nächsten Schritt nun der von den Immobilien-Eigentümern Margot und Horst Sobottka beauftragte Makler Oliver Creon aus Marxen außerordentlich zufrieden, dass er in kurzer Zeit alle diese Wohnungen in bester Harburger Innenstadtlage vermietet bekommen hat. „Mieter sind überwiegend junge Leute,“ sagt er, „darunter auch mehrere Studenten.“ Zum Endspurt auf die letzte noch freie Wohnung hatten sich drei Mietinteressenten zur Besichtigung angemeldet.

Nun geht der Umbau an den Sobottka-Immobilien weiter. Während im Unter- und Erdgeschoss vom Haus Lüneburger Tor 9 bereits alle Technik für eine Bierbrauerei und ein Restaurant installiert ist, schickt Generalunternehmer Nysret Mustafa seine Bauhandwerker ab Anfang Februar in die drei darüber liegenden Etagen. Sobottkas ehemals dort eingerichteten Büro- , Aufenthalts- und Lagerräume sollen in ein „Boardinghouse“ verwandelt werden, in eine Appartementanlage mit Hotelanschluss. Alle drei Etagen sind durch eine Brücke mit dem Haus Lüneburger Tor 8 bis 10 verbunden, das die Eigentümer zum Hotel umbauen und anschließend verkaufen wollen. Nysret Mustafa: „Das erste und zweite Obergeschoss müssen komplett entkernt werden. Pro Etage werden etwa 330 Quadratmeter neue Nutzfläche entstehen. Ich rechne damit, dass das Boardinghouse im Juni bezugsfertig wird.“ Künftige Langzeitmieter der Appartements dürften dann allerdings noch keinen Hotelservice in Anspruch nehmen können.

Immobilienmakler Oliver Creon ist nach dem Vermieten der neu geschaffenen Wohnungen nun damit befasst, die Gastronomie in Untergeschoss und Erdgeschoss am Lüneburger Tor 9 voranzubringen. „Priorität hat dabei Nachhaltigkeit und nicht Geschwindigkeit“, sagt er, „das soll ein vernünftiger Betreiber übernehmen. Es sind einige gute Leute auf dem Markt. Verhandlungen werden Zeit kosten. Letztlich soll ein Betreiber gefunden werden, der zur Belebung dieses verkehrsgünstig gelegenen Stücks Harburger Innenstadt beiträgt.“

Als Harburgs Innenstadt vor etwas mehr als 35 Jahren für den Bau der SBahn, der Fußgängerzonen Lüneburger Straße und Lüneburger Tor sowie für den Bau des Harburger Rings erheblich umgekrempelt worden war, hatte auch das Unternehmer-Ehepaar Sobottka, das ein Fachgeschäfts für hochwertige Haushaltsausstattungen, von Porzellanwaren bis Besteckgarnituren, betrieb, in den Neubau von Immobilien investiert. Südlich vom Harburger Ring entstanden die Geschäftshäuser Lüneburger Tor 8 bis 10 sowie Lüneburger Tor 9 bis 13. Im Haus 9 bis 11 befand sich Sobottkas Fachgeschäft. Die Geschäftsräume waren zuletzt, bis vor etwa drei Jahren, noch von der Firma WMF genutzt worden. Die künftige Gastronomie nimmt nur etwa die Hälfte der ehemaligen Ladenflächen in Anspruch. In die zweite Hälfte könnte auf unterer Ebene wieder Ladennutzung folgen, darüber weitere Wohnnutzung. Nach den Worten von Horst Sobottka sind die Überlegungen noch nicht abgeschlossen. Verzögerungen habe es auch bei der Suche nach einem geeigneten Hotelbetreiber gegeben.

Das Hotel soll laut Sobottka kein eigenes Restaurant betreiben sondern lediglich für ein Frühstücksangebot sorgen. Für den Restaurantbetrieb sei das künftige Brauhaus zuständig, das nur wenige Meter entfernt sei. Das künftige Hotelgebäude am Lüneburger Tor 8 bis 10 war 1977 gebaut und 2003 auf vier Geschosse plus Staffelgeschoss aufgestockt worden. Margot Sobottka erinnert daran, dass das Arbeitsamt damals in das erweiterte Gebäude einziehen wollte. Das Amt habe dann allerdings einen Rückzieher gemacht. Von 2006 bis zur Pleite im Jahr 2010 hatte der griechische Gastronom Konstantinos Englezos im Erdgeschoss des Hauses sein Restaurant „Engelbräu“ mit eigener Bierbrauerei betrieben. Anschließend gaben die Betreiber der O’Learys Sportsbar mit Fortsetzung des Brauereibetriebs von August bis zur Pleite im Juli 2012 ein nur kurzes Gastspiel.