FeWa kann weder Feinstaub- noch Lärmschutzgutachten vorlegen. Baulücke an der Winsener Straße bleibt

Harburg. Die Chancen für die Anwohner an der Winsener Straße, den Neubau von 140 Wohnungen Höhe Winsener Straße 80 zu verhindern, steigen deutlich. Seit das Wohnungsbauunternehmen FeWa plant, die Baulücke mit einem Neubau für 140 Wohnungen und einer Ladenzeile zu schließen, wehrt sich eine Gruppe von Anwohnern dagegen. Ihr Argument: Die ohnehin hohe Feinstaub- und Lärmbelastung an der Straße würde durch das Schließen der Baulücke weiter steigen. Und das widerspreche europäischem Recht.

„Bislang liegen uns von der FeWa weder die geforderten Lärmschutz- und Feinstaubgutachten noch ein Verkehrskonzept vor“, sagt der CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Harburg, Ralf-Dieter Fischer. Er rechne damit, dass das gesamte Projekt wieder auf die Agenda in den zuständigen Fachausschüsse kommen und neu diskutiert werde.

Fischer weiter: „Los legen wollte die FeWa mit dem Neubau schon vor mehr als einem Jahr. Im Moment müht sich die Verwaltung damit ab, das Neubauprojekt doch noch in Gang zu bringen.“ Die Chancen, dass hier an der Winsener Straße ein solcher Komplex tatsächlich gebaut werde, sagt der CDU-Politiker, stünden inzwischen nur noch bei 50 zu 50. Für Heinrich Küpers und Dr. Friedrich Körner, sie wohnen an der Winsener Straße gegenüber der Baulücke, wäre auch schon allein die Chance, dass der Neubau nicht kommt, ein Schritt zum Erfolg. „Bei einer Veranstaltung im Rieckhof am 14. Januar hatte Bürgermeister Olaf Scholz uns sogar zugesagt, dass nicht gebaut wird, wenn die Feinstaubbelastung an dieser Stelle schon jetzt über den Grenzwerten liege“, so Küpers und Körner. Nach der Veranstaltung im Rieckhof hat der Ingenieur Heinrich Küpers nun auch einen Brief an den SPD-Bürgermeister im Hamburger Rathaus abgeschickt. Darin fordert er ihn deutlich auf, das Bauvorhaben zu stoppen.

Wie es heißt, würden in diesem Bereich bereits jetzt sowohl die zulässigen Lärmpegel als auch die Luftschadstoffwerte der Bundes-Immissions-Schutzverordnung erheblich überschritten. Damit werden die dort ansässigen Bewohner und die Passanten in ihrer Gesundheit erheblich belastet.

„Die Sachlage ist Ihren Behörden und Ihren Parteifreunden seit Jahren bekannt“, schreibt Küpers. „Mit Besorgnis sehe ich hierin die Fehlentwicklung, europäische Richtlinien nicht ordnungsgemäß umzusetzen“, so Heinrich Küpers weiter. Die Hamburger Baubehörden, so der Vorwurf der Anwohner an der Winsener Straße, „missachten in fahrlässiger Weise“ die eigens für die Hansestadt erarbeiteten Luftreinhaltepläne.

Die Antwort aus dem Hamburger Rathaus ist für Körner und Küpers enttäuschend. Scholz lässt die Harburger durch eine Mitarbeiterin wissen, dass er ihre Bitte „aufgrund der bezirklichen Zuständigkeit“ an die „Leitung des Bezirksamtes Harburg“ weitergeleitet habe. Aus dem Harburger Rathaus allerdings haben die Anwohner bislang wenig Unterstützung bekommen.

Baudezernent Jörg Heinrich Penner will den Neubau. Allerdings muss dem ganzen Projekt die Hamburger Kommission für Bodenordnung zustimmen. Denn ursprünglich gehörte die Fläche an der Winsener Straße 80 der Stadt Hamburg.

Wie berichtet, hatte die Stadt dem städtischen Wohnungsbauunternehmen SAGA/GWG ein ganzes Paket an Flächen übertragen mit der Maßgabe, dort Wohnungsbau zu entwickeln. Einige Flächen aus dem Paket, darunter auch dieses Grundstück, will die SAGA weiter verkaufen. Dazu braucht sie die Zusage der Kommission für Bodenordnung.

Aber das Projekt war in der Vergangenheit nicht nur wegen der enormen Belastung der Anwohner an der Winsener Straße in die Kritik geraten. Ursprünglich wollte die FeWa in dem Neubau auf öffentlich geförderte Wohnungen einplanen. Die Idee wurde inzwischen verworfen.

Der Verkauf dieser günstigen Wohnungen, so die Befürchtung des Harburger Baudezernenten Penner, würde sich wegen der hohen Investitionen für den Lärmschutz an dem Gebäude wenig rentieren.

Andererseits lässt gerade der Erste Bürgermeister Olaf Scholz kaum eine Gelegenheit aus, jedem, der es hören will, zu versichern, dass das Hamburger Wohnungsbauprogramm genau diesen Wohnraum schaffen wolle.