Arbeitsagenturen sehen aber keine schwächelnde Konjunktur. Initiative „Azubi plus“ soll Beratung in Jugendberufsagenturen ausbauen

Harburg/Winsen. Nach dem Tiefstand bei den Arbeitslosen im Dezember im Bezirk Harburg und dem nur leichten Anstieg im Landkreis hat sich der Arbeitsmarkt in beiden Bereichen im Januar saisonüblich entwickelt. Die Zahlen zeigen nach oben. Doch sowohl der Chef der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen, Bernd Passier, als auch Jürgen Knauff, amtierender Agenturchef in Harburg, sehen die Entwicklung nicht dramatisch. „Der Dezember-Januar-Anstieg in absoluten Zahlen fiel zwar nicht erheblich geringer aus als im vergangenen Jahr, jedoch blieb die Arbeitslosigkeit deutlich unter dem Vorjahresniveau,“ sagt Passier, zu dessen Bereich der Landkreis Harburg zählt. Dies sei ein Zeichen dafür, so Passier, dass der regionale Arbeitsmarkt auf einem soliden Fundament stehe und die Zunahme keine konjunkturellen Gründe habe. Auch Knauff verweist für den Bezirk Harburg darauf, dass sich im Januar 183 Menschen weniger arbeitslos meldeten als im Vorjahr.

Im Landkreis liegt die Arbeitslosenquote in diesem Monat bei 4,7 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im Dezember. Ohne Job waren im Januar 6234 Menschen, 406 mehr als zum Jahresende.

In Harburg beträgt die Quote jetzt 9,6 Prozent nach 8,9 Prozent im Dezember. Von Arbeitslosigkeit betroffen sind 7786 Menschen. Das sind 571 mehr als vor einem Monat. Der Bedarf an Fachkräften bleibe aber im Hamburger Bezirk weiter hoch, so Knauff. So liegt die Zahl der gemeldeten offenen Stellen mit 1248 derzeit um 17 höher als im Dezember und sogar um 181 höher als im vergangenen Januar.

Kein Wunder also, dass der siebte Neujahrsempfang der Arbeitsagentur in Harburg am Mittwochabend unter dem Thema Sicherung von Fachkräften stand. „Auf dem Arbeitsmarkt sieht es gut aus, aber es wird schwieriger, Stellen zu besetzen“, sagte die Vize-Chefin der Arbeitsagentur Hamburg, Michaela Bagger, die in Harburg zu Gast war. Deshalb appellierte sie an die Unternehmen, in die Ausbildung zu investieren und der Agentur die Stellen zu melden, damit sie rasch besetzt werden können. „Stellen Sie Praktika bereit und geben Sie schwächeren Bewerbern eine Chance“, sagte Bagger. Derzeit jedoch gibt es bezogen auf dem Ausbildungsmarkt in Harburg bei zuletzt 600 gemeldeten Stellen und 1100 Bewerbern eine Lücke von 500 Lehrstellen.

Für die Hamburger Handwerkskammer geht Oliver Thieß, der Leiter Bildungspolitik, zwar von einer derzeit steigenden Zahl von Ausbildungsverträgen aus. Er kritisierte aber, dass Jugendliche sich zu stark auf ein Studium ausrichten würden, die Vorteile der Ausbildung in Firmen und Berufsschulen zu wenig bekannt seien und an den Schulen zu wenig auf das Handwerk hingewiesen werde. Auf der anderen Seite hätten die Schüler mit den mittleren Abschlüssen oft nicht ausreichende Kenntnisse für eine Lehre.

Für eine noch bessere Beratung der Jugendlichen haben Arbeitsagentur und Jobcenter im Oktober nun die Initiative Azubi Plus gestartet. Die Vermittlung in Ausbildungsplätze wird dabei über die Jugendberufsagenturen gesteuert, wo die Mitglieder der zwei Teams mit hamburgweit 36 Beratern angesiedelt sind. „Sie kommen vom Arbeitgeber-Service und wissen, welche Leute sich die Arbeitgeber wünschen“, sagt Wiebke Rehr, eine der beiden Bereichsleiter des Services in Hamburg. Sie steht an der Spitze des Projektes Azubi Plus. Dessen Aufgabe wird es auch sein, Jugendliche auf Chancen in verwandten Berufen aufmerksam zu machen, wenn es mit der Bewerbung für den Traumberuf nicht geklappt hat.

Die nächste Aktion, bei der Firmen um neue Lehrlinge werben können, ist für Mai/Juni geplant. In der Harburger Arbeitsagentur können sich Arbeitgeber an einem Stand präsentieren und Schüler Gespräche mit den Firmen führen oder Bewerbungsmappen abgeben.

Gast des Empfangs war am Mittwoch auch Ines Rosowski, die derzeit als Vize-Chefin der Agentur in Lübeck arbeitet. Sie wird wie erwartet am 1. April nach Harburg zurückkehren und dort wieder die Leitung der Agentur übernehmen.