Im Landkreis Harburg sank die Zahl der Menschen ohne Job 2014 auf den niedrigsten Wert seit mehr als 20 Jahren

Winsen. Mehr Jobs und sinkende Arbeitslosigkeit: Dieser Trend hält im Landkreis Harburg an. Mit 6143 Arbeitslosen lag die Zahl im vergangenen Jahr so niedrig wie seit dem Jahr 1993 nicht mehr. Damals wurden 5658 Menschen ohne Job gezählt. Die Arbeitslosenquote sank 2014 gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 0,1 Prozentpunkte auf durchschnittlich 4,7 Prozent. Insgesamt waren so 90 Personen weniger arbeitslos als 2013. In diesem Jahr soll nun die Schwelle von durchschnittlich 6000 Arbeitslosen unterschritten werden. So prognostiziert das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), das zur Bundesagentur gehört, für den Bezirk Lüneburg-Uelzen 2,9 Prozent Arbeitslose weniger. Der Kreis Harburg, der zum Bezirk zählt, käme dann auf 5964. „Der Arbeitsmarkt blieb 2014 unbeeindruckt vom verhaltenem Wirtschaftswachstum“, sagte Fred Nippert, einer der beiden Teamleiter der Arbeitsagentur für die Geschäftsstellen in Winsen und Buchholz. Das dürfte sich in diesem Jahr kaum ändern.

Denn auch die Beschäftigung soll 2015 weiter zunehmen. So wird die Zahl der Arbeitsplätze nach der IAB-Prognose auf 55.832 steigen. Das wäre erneut ein Plus um 2,1 Prozent. Schon 2014 war die Entwicklung positiv. So entstanden 1421 neue Arbeitsplätze, ein Plus von 2,7 Prozent. Im Landkreis erhöhte sich die Zahl der Jobs auf 54.684. Hauptbranchen sind der Handel einschließlich der Kfz-Betriebe (13.208 Jobs), das Gesundheits- und Sozialwesen (7492) und das Verarbeitenden Gewerbe mit Handwerk und Industrie (6056). Das höchste Wachstum verzeichnete mit fünf Prozent auf 4289 Arbeitsplätze die Logistik. Durchschnittlich waren bei der Arbeitsagentur jeden Monat 1261 freie Arbeitsplätze gemeldet.

Deutlich mehr Einwohner des Landkreises haben dabei einen festen Job. Denn allein 60.000 Menschen pendeln zu ihrer Arbeitsstelle, während rund 21.000 zu ihrer Firma in den Kreis hinein fahren. Damit nimmt der Kreis bei den Pendlern zumindest im Norden einen der vorderen Plätze ein. Insgesamt sind 93.036 Menschen aus dem Landkreis sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 2252 mehr als im Jahr 2013, wobei die Statistik Daten vom jeweiligen Juni vergleicht.

Einziger Wermutstropfen bei der Entwicklung am Arbeitsmarkt ist die Vermittlung von Fachkräften. Inzwischen dauert es im Durchschnitt 119 Tage (2013: 102 Tage) bis eine Stelle wieder besetzt ist. „Es gibt nicht überall Engpässe“, so Arbeitsagentur-Teamleiter Marc Bleimeister. Auffallend sei die Lage jedoch in den Bereichen Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe, bei der Gebäude- und Versorgungstechnik und in den Gesundheitsberufen. Dort sind Stellen länger als 200 Tage vakant.

Insgesamt listen Arbeitsagentur und Jobcenter, das vor allem Langzeitarbeitslose betreut, 23 Berufe auf, für die Bewerber gesucht sind. „Darunter sind mit den Fachverkäufern und den Steuerfachangestellten nur zwei kaufmännische Berufe“, so Nippert. Dagegen gibt es mit Fleischern, Floristen, Friseuren und Bäckern einige handwerkliche Tätigkeiten mit Anlagenmechaniker, Kfz-Mechatronikern und Elektroinstallateuren aber auch technische Berufe, für die es zu wenige Interessenten gibt.

Um bei Engpässe zu vermeiden, setzen Arbeitsagentur und Jobcenter auf die Qualifizierung von Menschen, die arbeitslos sind oder sich durch eine Fortbildung in ihrem Unternehmen einen Job als Fachkraft sichern können. 769 Mal wurden Weiterbildungen 2014 gefördert – 10,2 Prozent mehr als 2013.

Für 2015 stehen nun für den gesamten Bereich der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen, zu der der Landkreis Harburg zählt, mehr als 25 Millionen Euro bereit. 20,7 Millionen Euro davon hat die Arbeitsagentur für die Eingliederung, zur Berufsorientierung, für Hilfe bei der Ausbildung oder für die Förderung von Beschäftigten vorgesehen. Das Budget des Jobcenters beträgt 5,2 Millionen Euro, von denen jedoch auch Mittel in laufende Maßnahmen sowie für Mieten und Personalkosten aufgebracht werden müssen. „Wir gehen aber davon aus, dass mehr als zwei Millionen Euro auf neue Qualifizierungen entfallen“, sagte Klaus Jentsch, der Geschäftsführer des Jobcenters. Bisher gab es keinen genehmigten Antrag, der nicht finanziert werden konnte.

Für Langzeitarbeitslose gibt es 2015 ein neues Projekt auf Bundesebene. Um sie wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren, wurden zusätzliche Mittel bereit gestellt. Mitarbeiter des Jobcenters suchen nun Firmen, die den Menschen eine Chance geben wollen. „Wir übernehmen für mehrere Monate den Großteils des Lohns“, so Jentsch. Für den Kreis Harburg rechnet der Geschäftsführer mit 33 Kunden, die berücksichtigt werden können. Ziel ist, dass sie nach der Förderung beschäftigt bleiben. Bislang war das bei ähnlichen Projekten nach sechs Monaten bei 60 Prozent der Kandidaten der Fall.