Wie der Landkreis Harburg den Standort Salzhausen neu gestalten will. Insolvenzverfahren soll Ende März enden

Salzhausen/Winsen. Frühjahr 2018, Salzhausen: Das Gesundheitszentrum im Ort floriert. Mehrere Facharzt-Praxen haben die Chance ergriffen, die modernen Operationssäle zu nutzen. Zu ihnen gehören Allgemein-Mediziner aus Salzhausen, Zahnärzte und Gynäkologen, Teams für ambulante urologische Eingriffe und eine Praxis für Physiotherapie, deren Patienten nicht nur aus der Metropolregion, sondern aus ganz Norddeutschland kommen. Die neue gemeinnützige GmbH schreibt als Tochter der Kreis-Krankenhaus-Gesellschaft schwarze Zahlen und die Unsicherheit über den Standort ist kein Thema mehr.

Noch ist das keine Realität. Doch es wäre die Lösung für das insolvente Krankenhaus Salzhausen, die derzeit alle Verantwortlichen anstreben. An deren Spitze: Landrat Rainer Rempe (CDU), der das Angebot für das Haus auch aufrecht erhielt, als noch die Praxis-Management Gesellschaft Curagita aus Heidelberg vor dem Einstieg stand. Zudem Norbert Böttcher, der Chef der Krankenhausgesellschaft des Landkreises, der nun für einen dritten Standort verantwortlich ist.

Immerhin: Der Anfang für die geschilderte Entwicklung ist gemacht. Da ist zunächst Andreas Schneider, ein Facharzt für Urologe, der seit 23 Jahren in Winsen arbeitet. Mit seinen Kollegen Kilian Rödder und Tim Neumann bildet die selbstständige Gemeinschaftspraxis den ersten Kristallisationspunkt für das Projekt, für das sich der Landkreis drei Jahre Zeit nehmen wird. Die drei Ärzte sind seit 2012 ein Team, operieren in Salzhausen und belegen mit ihren stationären Patienten die einzigen genehmigten urologischen Betten im Krankenhausbedarfsplan des Landkreises. Dabei kommt die Praxis neben ihren ambulanten Behandlungen aus der Metropolregion in Salzhausen auf 1000 stationäre Patienten. Mit der Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus in Buchholz tut sich nun die Möglichkeit auf, Operationen dorthin zu verlegen, wenn ein anschließender Aufenthalt in einer Intensiv-Station absehbar ist. Wenn die Urologie 2017 nach Buchholz verlegt wird, wird es auch weiter ambulante Eingriffe in Salzhausen geben.

In der Chirurgie sind derzeit die Chefarzt Andreas Leck und die Fachärztin Petra Techam zuständig. Beide sind bei der Kreis-Krankenhaus-Gesellschaft angestellt. Sie operieren zwar schon heute auch in Winsen, die Chirurgie wird aber noch bis 2016 vor Ort sein. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass künftig neue Belegärzte die vorhandenen Kapazitäten nutzen.

Am weitesten fortgeschritten ist das neue Konzept für Salzhausen für die Innere Medizin. Die stationäre Abteilung ist seit Anfang des Jahres geschlossen. Doch mit Heike Schlobohm hat eine Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie ihre Praxis mit acht Mitarbeitern in die Räume des Krankenhauses verlegt. „Trotz Rechtsunsicherheit und der Konkurssituation habe ich mich bewusst für den Standort Krankenhaus entschieden, um den Gesundheitsstandort im Ort zu unterstützen“, sagt Schlobohm. Von den 21 Beschäftigten aus der Inneren Abteilung des Krankenhauses sind dagegen nun 16, darunter zwei Ärzte nach Winsen gewechselt. Fünf ehemalige Mitarbeiter haben sich über den vom Kreis aufgestellten Sozialplan abfinden lassen.

Der Anfang in Salzhausen ist also gemacht. „Gespräche mit weiteren Kooperationspartnern laufen“, sagt Krankenhaus-Geschäftsführer Norbert Böttcher. Für Ergebnisse sei es aber noch zu früh. Klar ist hingegen, wie der Übergang finanziert wird. Allein für die Monate zwischen August und Dezember 2014 rechnet der Chef der Krankenhausgesellschaft mit einem Verlust von 500.000 Euro, die der Kreis übernommen hat. Für die Jahre 2015 bis einschließlich 2017 sind jeweils 800.000 Euro aus den Haushalten vorgesehen. Drei Mal jährlich 400.000 Euro trägt zudem die Krankenhaus-Gesellschaft bei, um so den erwarteten Verlust von 1,2 Millionen Euro pro Jahr zu decken. Damit engagiert sich das Unternehmen ebenfalls stark, das positive Ergebnis von 2013 hilft aber, die Summen aufzubringen. Die 1,5 Millionen Euro, die noch bis zum Abschluss des Insolvenzverfahrens gezahlt werden müssen, übernimmt ebenfalls der Landkreis.

Selbst die Stimmung in der Belegschaft mit jetzt noch rund 100 Mitarbeitern habe sich gewandelt, versichert Birgit zu Felde, die Pflegeleiterin. Denn zunächst hatten sich die Mitarbeiter über das Engagement der Heidelberger Praxis-Management gefreut. „Das Angebot des Kreises war aber hervorragend“, sagt zu Felde. Auch die Mitarbeiter, die nach Winsen gewechselt seien, seien dort zufrieden.

Insolvenzverwalter Jan Ockelmann rechnet nun mit einem raschen Ende des Insolvenzverfahrens. Zwar stehen für die Neuformierung des Hauses zu einer gemeinnützigen GmbH noch einige Schritte aus. So müssen die Gläubiger und das Amtsgericht Lüneburg als Insolvenzgericht noch zustimmen und schließlich der Genossenschaftsverband die Lage prüfen. Denn die Klinik lag als einzige bundesweit in den Händen von rund 1000 Genossen. Ockelmann erwartet jedoch keine Widerstände mehr. In diesen Tagen schreibt er am Insolvenzplan. Ende März soll alles entschieden und abgeschlossen sein.