Hochkarätige Sonderausstellungen und eine Fülle attraktiver Veranstaltungen. Es ist dieses Jahr viel los im bundesweit beachteten Jesteburger Kunsttempel

Jesteburg. Mitten im Wald, ganz in der Nähe von Jesteburg, schlummert ein Kleinod. Wer sich für die Kunst des 20. Jahrhunderts interessiert, vor allem für die aufregende Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Ende der 30er Jahre – für den ist ein Besuch der Kunststätte Bossard geradezu ein Muss. Auf einem Heidegrundstück, das rund drei Hektar umfasst, erstreckt sich ein Gesamtkunstwerk, das in ganz Europa absolut einmalig ist.

Architektur, Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Gartenarchitektur verschmelzen hier zu einer Einheit, die ganz klar die künstlerische Handschrift von Johann Michael Bossard und seiner Frau Jutta trägt. Dazu gehören ein Atelierhaus, in dem die Bossards gemeinsam lebten und arbeiteten, der Kunsttempel, ein expressionistischer Bau, in dem Bossard ein eigens konzipiertes Raum- und Bildkonzept umsetzte und die große Gartenanlage mit Skulpturenhain, einem Gemüse- und zwei Obst- sowie dem Klostergarten.

Das ganze Jahr über können die Besucher auf eigene Faust die Bossardsche Kunststätte erkunden. Darüber hinaus bieten die Kuratorin Gudula Mayr und ihr Team aber auch noch ein buntes Kulturprogramm mit zahlreichen Sonderveranstaltungen an. Geplant sind Ausstellungen, Konzerte, Vorträge, Kreativ-Kurse für Kinder und Erwachsene sowie Aktionstage für die ganze Familie.

Noch bis Ende Februar ist die Anlage am Wochenende geöffnet, ab März beginnt langsam die Saison: An jedem Sonntag können Besucher an Führungen teilnehmen, zusätzlich findet am 8. März die Sonderführung „Frauen an der Kunststätte Bossard" statt. Ebenfalls beginnen im März die Kunstworkshops, bei denen man sich im kleinen Kreis zu einem speziellen Thema künstlerisch mit den Ideen Bossard aktiv auseinandersetzen kann und bei denen man auch als Anfänger viele Inspirationen mitnimmt. Den Anfang macht von 27. bis 29. März der Gestaltungskurs „Von der Idee zum Bronzeguss“.

Im April, wenn der Frühling Einzug hält, bietet die Kunststätte ein neues Highlight: Jeden Donnerstag darf man den Privaträumen des Künstlerehepaars bei einer Kurzführung einen Besuch abstatten. Von April bis September locken jeweils am letzten Freitag im Monat „Kaffeeduft und Kunstgenuss“, ein Angebot, das sich speziell an Besucher über 65 Jahre richtet. Nach dem Ausstellungsbesuch genießt man Kaffee und hausgemachten Kuchen, dazu geht im Schweizer Schuppen der Zeitzeuge Harald Wohlfahrt seinen Erinnerungen an die Kunststätte nach.

Am Pfingstsonntag und -montag wird es rund um die Kunststätte besonders bunt: dann findet wieder „Gartenlust und Kunstvergnügen“ statt, Ende Mai ein ganz besonderes Vergnügen, denn die Aussteller bieten Aroma-, Nutz- und Zierpflanzen, Gartenkunst, Möbel, Kunsthandwerk und Kulinarisches.

Im Juni erklingen in Jesteburg die Werke von Bach, Schumann, Debussy und Ravel, gespielt von dem vielversprechenden Nachwuchspianisten Amadeus Wiesensee, am 6. Juni kann man sich von dem Talent des 20-Jährigen überzeugen. Auf Entdeckungstour auf dem Drahtesel geht es am 28. Juni. Dann bricht man auf zu einer dreistündigen Erkundungstour zu den Bauplastiken auf, mit denen sich Johann Bossard in Hamburg verewigt hat. Besonders schön leuchtet die gesamte Anlage am 11. Juli, bei der Museumsnacht. Die Gebäude sind farbig beleuchtet, dazu gibt es Führungen, Unterhaltung und hausgemachte Köstlichkeiten im Hofcafé.

Am 7. und 8. November setzt die Kunststätte der dunklen Jahreszeit ein „Herbstleuchten“ entgegen. Aussteller lassen mit ihren Werken und Waren das Neue Atelier funkeln, das Hofcafé bereitet wärmende Köstlichkeiten vor und für Kinder ist ein Laternenumzug geplant. Besondere künstlerische Höhepunkte im Jahresprogramm sind drei Sonderausstellungen. Aus Anlass der Fertigstellung des Werkverzeichnisses der Druckgrafiken Johann Bossards, das als Datenbank im Internet frei zugänglich gemacht werden wird, beginnt am 22. März eine umfassende Schau zu diesem Thema mit dem Titel „Dekorativ bis expressiv: Johann Bossard als Grafiker“.

Bis zum 26. Juli sind dann Buch-Illustrationen, Bildzyklen und aufwendig gestaltete Einzelblätter zu sehen. Ebenfalls für Aufmerksamkeit wird im Sommer die Sonderausstellung zum 75. Geburtstag des hannoverschen Künstlers Timm Ulrichs sorgen. Vom 2. Juli bis 27. September ziehen Skulpturen und Installationen des „Totalkünstlers“ in der Gartenanlage ein und bieten einen interessanten Kontrast zu den Werken Bossards. Beteiligt an diesem Projekt sind der Kunstverein Buchholz, sowie der Cuxhavener Kunstverein und Kunstverein und Stiftung Springhornhof Neuenkirchen.

Auch den nur selten gezeigten Gipsmodellen und Zeichnungen Ernst Barlachs wird in diesem Jahr bei Bossard Raum gegeben. Vom 31. Juli bis 1. November wird „Der Mann, der die geheimen Melodien hört: Ernst Barlach und die Musik“ präsentiert. Die Ausstellung wird natürlich auch zahlreiche bekannte und beliebte Originale des Künstlers zeigen. Das gesamte Jahresprogramm mit allen Kursen, Führungen, Vorträgen und Veranstaltungen kann ab sofort auf der Homepage eingesehen werden und liegt dort auch zum Download vor: www.bossard.de

Noch ist das Gesamtkunstwerk sonnabends und sonntags von 10 bis 16 Uhr zu besichtigen; vom 1. März bis zum 31. Oktober werden Ausstellungsräume und Gartenanlage wieder von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.