Verein „traudich“ lädt zum ersten Trauer-Wochenendseminar für Familien im Landkreis Harburg

Buchholz. Seit gut sechs Jahren leitet der Verein „traudich“ Gesprächsgruppen für Kinder und Jugendliche, die um einen nahen Angehörigen trauern. Schon in den Anfängen stellte sich dabei heraus, dass auch die Erwachsenen, die die Kinder zu den Gruppentreffs begleiten, sich gern über den Verlust ihrer Angehörigen austauschen wollen. Die Treffen finden alle zwei Wochen im Buchholzer Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop statt und sind gut besucht – aktuell sind es 17 Kinder und Jugendliche in zwei Gruppen.

Weil aber nicht alle Eltern mittwochnachmittags Zeit haben – und wegen des zunehmenden Ganztagsschulbesuchs auch immer weniger Schüler, bietet der Verein im März erstmals ein Wochenendseminar als Alternative an. Es richtet sich an Familien, die einen Elternteil verloren haben und deren Kinder mindestens acht Jahre alt sind. Um die Kosten für die Teilnehmer niedrig zu halten, findet das Seminar ebenfalls im Kaleidoskop statt, so dass keine Übernachtungskosten anfallen. Die Gebühr beträgt pro Familie 30 Euro.

Das Vorbild dieser Veranstaltung entdeckte Wilfried Bolte vom Verein „traudich“ in Bremen, wo sich das erste Trauerzentrum in Deutschland etabliert hat. Als Abschlussarbeit seiner Ausbildung zum Trauerbegleiter hat er das Wochenendseminar für Buchholz konzipiert. Die Ziele: „Die Gespräche in der Familie sollen wieder zugelassen werden. Wir wollen auch einen Blick in die Zukunft wagen“, erläutert Bolte.

Wenn ein Elternteil stirbt, trauern der hinterbliebene Partner und die Kinder gleichermaßen, „aber Kinder wollen Eltern oft nicht mit ihrer Trauer zusätzlich belasten“, erklärt dazu Dietmar Koop, der Vereinsvorsitzende. Zugleich übernähmen Kinder bewusst oder unbewusst Verantwortung, die sie überfordere. „Du bist jetzt der Mann im Haus ist ein Satz, der auch heute noch häufig in Familien fällt, wenn der Vater gestorben ist“, sagt Koop.

Der Verein „traudich“ gibt den Kindern und Jugendlichen bei den 14-täglichen Treffen einen Raum, in dem sie unter sich sind und unter Gleichgesinnten, denn alle haben Ähnliches erlebt. Im Zimmer nebenan haben auch die erwachsenen Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und Trost zu spenden. Bei den Treffen gibt es feste Rituale ebenso wie freies kreatives Arbeiten oder gemeinsame Spiele. „Die meisten Teilnehmer kommen über einen Zeitraum von etwa einem Jahr“, sagt Dietmar Koop. Im Verein helfen rund 20 Ehrenamtliche mit, die in den vergangenen sechs Jahren rund 70 Kinder und Jugendliche begleitet haben.

Mit dem Wochenendseminar will der Verein sein Angebot ausweiten, wenn es gut angenommen wird, soll es jedes Jahr stattfinden. Termin ist von Freitag, 13., bis Sonntag, 15. März, getagt wird am Freitag von 15 bis 21 Uhr, am Sonnabend von 9 bis 21 Uhr und am Sonntag von 9 bis 15 Uhr. Für Verpflegung ist gesorgt, es ist geplant, auch gemeinsam zu kochen. Mit allen Teilnehmern wird vorher ein Gespräch geführt, um individuelle Fragen zu klären. Um Anmeldung, entweder telefonisch bei den Organisatoren unter 04181/292516 und 04181/37475 oder per Mail an info@traudich-buchholz.de, wird bis Mitte Februar gebeten.