Bei der 15. Marmstorfer Teichwette schlagen sich Schützenkönig Kurda und Museumschef Weiss im Dauerregen wacker

Marmstorf . Wenn sich etwa 1500 Menschen bei eisiger Kälte um einen Tümpel in Hamburgs Süden versammeln, dann ist Teichwette in Marmstorf. Am Sonntag ging das beliebte Spektakel wieder in Szene – und das bereits zum 15. Mal. Diesmal standen sich der amtierende Schützenkönig des Schützenvereins Marmstorf von 1897, Rainer Kurda, und Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg mit Sitz in Harburg, gegenüber. Ihre Mission: Einander trockenen Fußes in der Mitte des Schulteiches zu treffen.

Damit das auch gelingt, haben der Schützenkönig und sein Gefolge auch diesmal vier Wochen lang im „Werft“-Schuppen des Hofes von CDU-Bezirkspolitiker Rainer Bliefernicht gehämmert und gezimmert, um zwei tragfähige Gefährte zu Wasser lassen zu können. Da Marmstorfs amtierende Schützenmajestät Kurda den bezeichnenden Beinamen „der Segler“ trägt, schipperte er stilecht in einem zum Wikingerschiff umgewerkelten Segelboot. Für den Museumsdirektor kam die schwimmende Motto-Plattform diesmal als Hammaburg daher.

Pünktlich, wie immer Punkt 12 Uhr, war es so weit. Mit einer unüberhörbaren Salutsalve gaben die Lützower Jägerden Startschuss. Höchste Alarmbereitschaft auch für die unerschrockenen Froschfrauen und -männer des Tauchclubs Seevetal. Sie sorgten ziehender und schiebender Weise dafür, dass sich die Pontons langsam, aber sicher aufeinander zubewegten. Um sich schließlich bei strömendem Regen in der Mitte des Teiches zu treffen. Wo die beiden Kapitäne den Wettgewinn – mehr oder weniger trockenen Fußes – mit einem Handschlag und einem Fläschchen hochprozentigen Likörs besiegelten.

„Das war wirklich ein spannendes und aufregendes Abenteuer. Zumal es ja nicht nur Wasser von unten, sondern auch jede Menge von oben gab“, sagte Professor Weiss dem Abendblatt. Dennoch sei es ein wunderbarer Spaß gewesen, der für ihn trotz äußerst widriger Umstände in keiner Weise getrübt gewesen sei. Auf dem Wasser hatte der gebürtige Oberbayer einmal mehr seine Entertainerfähigkeiten unter Beweis gestellt. Während der Überfahrt erzählte er, dass die Wikinger 845 tatsächlich die Hammaburg überfallen hätten. Allerdings seien sie auch bald wieder verschwunden, „weil es offenbar nicht viel zu holen gab“. Das gelte auch für seine schwimmende Hammaburg. Da helfe auch der Spaten wenig, dem man ihm kurz vor dem Ablegen in die Hand gedrückt habe. Außerdem hätten die Archäologen ja längst ans Tageslicht geholt, was es da zu finden gäbe.

Die Liste der Wettpaten ist so lang wie prominent. Sie reicht von Bäcker-Legende Peter Becker (2001) über Hamburgs Kurzzeit-Bürgermeister Christoph Ahlhaus von der CDU (2009) und NDR-Talkqueen Bettina Tietjen (2013) bis zu Fernsehkoch Rainer Sass (2014). Doch nicht alle Wettpaten waren in der Vergangenheit wirklich auf dem Teich. Hamburgs unumstrittenes Kickeridol Uwe Seeler verfolgte das Spektakel 2011 aus einer Art Loge, weil er kurz zuvor unverschuldet in einen schweren Autounfall in Waltershof verwickelt war und deshalb eine dicke Halskrause tragen musste. So hatte er den damaligen HSV-Torwarttrainer Claus Reitmeier auf den schwankenden Tor-Ponton entsandt, der sich dort ballernder Weise mit dem Schützenkönig ein packendes Duell lieferte. Keiner der beiden ist seinerzeit über Bord gegangen – wie das bei der Marmstorfer Teichwette ohnehin gute Tradition ist.

Der Wetteinsatz von je 250 Euro und der Erlös des Verkaufs von Speisen und Getränken kommt diesmal der benachbarten Schule Elfenwiese zugute, einer Bildungseinrichtung mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung.