Gelungene Inklusion: in der Bücherei der Berufsbildenden Schulen Buchholz – doch das Projekt hängt von Spenden ab

Buchholz. Ohne sie läuft hier nichts. Die Schulbibliothek der Berufsbildenden Schulen Buchholz, die derzeit für 370.000 Euro umgebaut und erweitert wird, wäre die überwiegende Zeit geschlossen, gäbe es Greta Tenambergen nicht. Die junge Frau ist für die Ausgabe und Rückgabe und das Einsortieren der Bücher sowie weitere administrative Aufgaben verantwortlich. Die 22-Jährige ist über die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg zu ihrem Job gekommen. In der Tostedter Werkstatt der Lebenshilfe, in der Menschen mit Behinderungen arbeiten, durchlief sie den Berufsbildungsbereich und bewarb sich im Sommer 2012 um einen Praktikumsplatz in der Schulbücherei.

Vorangegangen war ihre Teilnahme am Qualifizierungsprogramm QUBI. „Dort habe ich erfahren, dass in der Schulbibliothek ein Praktikumsplatz frei wird. Ich habe mich dort beworben, weil ich gern lese und weil ich dort zur Schule gegangen bin“, erzählt Greta Tenambergen. Sie wurde zum Probearbeiten eingeladen und überzeugte mit ihrem Einsatz. „Eigentlich hätte ich die Stelle gar nicht gleich bekommen sollen, sondern erst die Qualifizierungsmaßnahme beenden. Dann hat es aber doch geklappt“, erzählt sie. Im August wurde das Praktikum in einen ausgelagerten Arbeitsplatz umgewandelt.

Für die 22-jährige Buchholzerin bedeutet dies: ein fester Arbeitsplatz am Wohnort, den sie per Bus erreichen kann, mit einer täglichen Arbeitszeit von 8 bis 15 Uhr. Manchmal bleibt sie freiwillig sogar länger. „Wenn der Bus zu voll ist, nehme ich lieber den nächsten“, sagt sie. Ihre Aufgaben sind umfangreich: Außer der eigentlichen Buchausgabe und -rücknahme kümmert sie sich auch um die zahlreichen abonnierten Zeitschriften. „Ich sortiere sie ein und benachrichtige die Lehrer per E-Mail, wenn neue Zeitschriften eingegangen sind. Es gibt je nach Fächern verschiedene Verteiler, nur das Heft der Stiftung Warentest bekommen alle“, erläutert sie.

Im Moment ist Greta Tenambergen wegen der Umbauarbeiten in der Schulbücherei wieder in Tostedt in der Werkstatt tätig. Voraussichtlich nach den Osterferien ist die neue Bibliothek fertig. Greta wird dann auch für die Ausgabe der elektronischen Medien verantwortlich sein. Und ihre Verantwortung nimmt sie sehr ernst. „Die meisten Schüler sind wirklich nett. Probleme gibt es nur manchmal, wenn sie versuchen, Getränke und Taschen mit in die Bücherei zu nehmen“, sagt sie. Gelegentlich schafft es der eine oder andere, eine Flasche an Greta vorbeizuschmuggeln, „weil ich mit dem Rücken zu ihnen sitze.“ Doch die zierliche junge Frau weiß sich inzwischen zu behaupten. Nur ganz selten muss sie mal Verstärkung in Person der Schulassistentin oder Sozialarbeiter holen.

Um organisatorische Dinge, die die neue Bücherei betreffen, macht sich die 22-Jährige schon jetzt Gedanken: „Aber wenn die Schüler zur Lerninsel wollen, müssen sie doch hier durch – mit den Taschen.“ Dafür muss also noch eine Regelung gefunden werden. Zur Überbrückung hat Greta auch drei Wochen in der Buchholzer Stadtbücherei hospitiert. Wieder ganz etwas anderes. „Am Anfang bin ich ganz schön viel umhergerannt, bis ich mich auskannte. Und dort ist immer richtig viel los.“

Dass die junge Frau in der Schulbibliothek arbeitet, ist nicht selbstverständlich: Die Schule bekommt weder vom Landkreis noch vom Land Niedersachsen Geld, um eine Arbeitskraft zu bezahlen. Egal ob mit oder ohne Behinderung. „Wir bekommen nur Geld für Lehrkräfte“, erläutert Schulleiterin Johanna Eggeling. Nicht-Lehrkräfte wie Sekretärin und Hausmeister zahlt der Landkreis, die Assistentin und die Sozialpädagogen die Schulbehörde, und einen Minijobberin für die Bücherei. Die Kollegin hilft Greta Tenambergen bei Dingen, die sie allein nicht bewerkstelligen kann.

Gretas Stelle ist dagegen komplett spendenfinanziert. Die Tostedter Vorwerk-Stiftung hat 6000 Euro übernommen, die Buchholzer Wirtschaftsrunde – mit Einnahmen aus dem jährlichen Grünkohlessen – 2500 Euro, auch vom Förderkreis der Schule kommt ein kleiner Beitrag. „Insgesamt können wir die Stelle damit anderthalb Jahre finanzieren“, sagt Johanna Eggeling. Und danach? „Ich habe noch keine Vorstellung“, sagt Greta, die sich in ihrer Freizeit gern mit dem Computer beschäftigt und damit auch kleine Geschichten schreibt. Sie könnte jederzeit in die Tostedter Werkstatt zurückkehren. Aber vielleicht muss sie das gar nicht. „Wir sind zuversichtlich, dass es auch danach noch weitergeht“, sagt die Schulleiterin. „Viele Firmen sind demgegenüber sehr aufgeschlossen.“