In der Corneliusgemeinde informierten zuständige Stellen über das geplante Flüchtlingscamp Am Aschenland

Fischbek. Ende dieses Jahres, spätestens aber Anfang 2016, bekommen die Fischbeker 250 neue Nachbarn. Die Sozialbehörde plant Am Aschenland, zwischen dem OBI-Markt, der Bahnlinie und dem Neubaugebiet Vogelkamp eine neue Flüchtlingsunterkunft. Die Modulhäuser sollen so aussehen, wie die Unterkunft in Lewenwerder und werden auf der Fläche stehen, die die IBA Hamburg derzeit für die Wohnbebauung entwickelt und vermarkten wird. „Wir haben mit der IBA eine Vereinbarung geschlossen, dass die Einrichtung spätestens 2019 abgebaut wird, damit hier der Wohnungsbau weitergehen kann“, so Heie Kettner von der Sozialbehörde in einer Infoveranstaltung in der Cornelius-Kirche Fischbek.

Initiiert worden war die Veranstaltung von der Cornelius-Gemeinde. Hier wollen sich die Menschen auf ihre neuen Nachbarn vorbereiten und gleichzeitig eine Hilfsinitiative für die Flüchtlinge gründen. „Eine Kirche ist Zufluchtsort für Menschen in Not. Daher bin ich froh darüber, dass diese Veranstaltung heute hier ín unserer Kirche stattfindet“, sagt Pastor Gerhard Janke. Der Druck auf die zuständigen Behörden – die Innenbehörde ist für die Erstaufnahme der Flüchtlinge, die Sozialbehörde für die Folgeunterbringung zuständig – ist groß. Sie brauchen Flächen für die Unterbringung der Menschen, die in Hamburg Asyl suchen. Auch wenn die Zahlen aus den 90er-Jahren noch längst nicht erreicht seien, so Kettner, müsse man „nach menschlichem Ermessen davon ausgehen, dass die Zahl der Flüchtlinge steigt, mindestens aber auf dem jetzigen Niveau bleibt.“ Im vergangenen Jahr suchten 13.000 Flüchtlinge in der Hansestadt Asyl. Rund die Hälfte der Neuankömmlinge wurden nach dem Königssteiner Schlüssel auf andere Bundesländer verteilt. Das entspricht einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahr von etwa 60 Prozent. Der Hauptteil der Flüchtlinge komme aus dem Bürgerkriegsland Syrien. 90 Prozent aller Syrischen Flüchtlinge erhalten in Hamburg auch den Schutzstatus, dürfen also bleiben. Das Problem: Die zentralen Erstaufnahmen der Innenbehörde – hier werden die Menschen etwa drei Monate lang betreut – platzen aus allen Nähten, weil die Sozialbehörde Probleme bei der Folgeunterbringung hat. „Derzeit“, so Heie Kettner, „leben etwa 11.000 Flüchtlinge und Obdachlose in unseren 70 Einrichtungen in der Stadt. Davon könnte ein Großteil schon in Wohnungen umziehen. Aber der Wohnungsmarkt in Hamburg ist äußerst angespannt“. Werde eine günstige Wohnung frei, stünden Flüchtlinge immer am Ende der Liste, weil insbesondere private Vermieter noch zu große Vorbehalte gegen ausländische Mieter hätten.

Behördenintern werde zwar an Konzepten gearbeitet, künftig Wohnungen zu bauen, die insbesondere für diese Klientel geeignet seien. Dazu aber brauche die Stadt Investoren, und die seien eben nicht so leicht zu finden. Bis dahin werden also Flüchtlinge weiter in Containern, oder wie am Aschenland, in Modulhäusern untergebracht werden müssen. Die Sozialbehörde plant auf der Fläche neben OBI zehn Häuser mit jeweils zwei Etagen. Eines der Häuser werde als Verwaltungsgebäude geplant. Die Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen werden mit Küche und Bad ausgestattet sein. Familien sollen so untergebracht werden, dass sie eine Wohneinheit für sich haben. Kettner: „Aber wir müssen natürlich den Raum, der uns dort zur Verfügung steht, so gut wie möglich ausnutzen.“

Betreiben wird die neue Einrichtung – noch liegt dem Bezirksamt Harburg kein Bauantrag vor, weil sich die Pläne noch ändern können – von fördern & wohnen. „Wir richten drei bis 3,5 Stellen für Sozialpädagogen Am Aschenland ein und beschäftigen einen Technischen Mitarbeiter“, sagt Beate Schmid-Janssen, Bereichsleiterin Harburg bei fördern & wohnen. Die Flüchtlinge müssen zwar nicht mehr betreut werden, so wie dies in den Zentralen Erstaufnahmen der Fall ist. Dennoch brauchen sie Hilfe beispielsweise bei Behördengängen. Seit Beginn dieses Jahres können die Menschen, wenn sie denn einen Schutzstatus erreicht haben, auch arbeiten. Aber natürlich, so Schmid-Janssen, sei es für die Menschen in diesen Einrichtungen von großem Wert, wenn sie Unterstützung von Ehrenamtlichen aus der Cornelius-Gemeinde bekommen. „Ich würde anregen, dass wir einen Runden Tisch organisieren, bevor die ersten Flüchtlinge in die Unterkunft Am Aschenland einziehen“, schlägt Schmid-Janssen vor. Zum Schluss der Informationsveranstaltung richtete Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) noch einmal einen Apell an die Zuhörer in der Cornelius-Kirche, weitere Flächen vorzuschlagen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet seien.