Landkreis Harburg verdoppelt in Tostedt die bislang zugesicherten Belegungszahlen

Tostedt. Der Landkreis Harburg weicht von seiner bisherigen Praxis in der Unterbringung von Asylbewerbern ab. Ab sofort sind auch Container-Unterkünfte mit deutlich mehr als 60 Bewohnern möglich. Damit verdoppelt der Kreis die bislang zugesicherte maximale Belegungsgröße. Die ersten großen Wohnanlagen entstehen zurzeit auf der Bürgerweide in Winsen sowie in der Todtglüsinger Straße in Tostedt. Letztere soll bis Mai von insgesamt 120 Flüchtlingen bezogen werden. Über das Vorhaben informierte Sozialdezernent Reiner Kaminski kürzlich die direkten Anwohner.

Etwa 220 Bürger waren der Einladung der Kreisverwaltung ins Christus Centrum gefolgt. Um zu verhindern, dass sich ungebetene Gäste unter das Publikum mischen, kontrollierte die Polizei am Eingang die Ausweise der Besucher. Anlass dafür bot auch der Informations-Tweet der AG-Nordheide bei Twitter. Die hatte am 17. Januar gepostet, dass die „Überfremdung des Landkreises“ mit dem Bau des dritten Containerdorfes in Tostedt weitergehe. „Die Kontrolle ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil bei der letzten Veranstaltung in Tostedt zum Thema Asylbewerber-Unterbringung einige Vertreter der rechten Szene den Ablauf gestört hatten und des Raumes verwiesen werden mussten“, erklärte Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Scholz.

Viel ruhiger verlief die Diskussion trotz Polizeiaufgebot allerdings nicht. Zahlreiche Anwohner beschwerten sich energisch über die Informationspraxis des Landkreises, kritisierten, dass die Bürger nach wie vor kein Mitsprache-Recht bei der Suche nach Standorten haben. Auch die Sorge um den allgemeinen Frieden in der Todtglüsinger Straße wurde laut. „Die Wohnanlagen waren vor nicht mal ganz so langer Zeit ein sozialer Brennpunkt. Wir befürchten jetzt, dass das mit dem Einzug von 120 Asylbewerbern wieder so wird“, sagte ein Anwohner. „Eine Anlage in die unmittelbare Nachbarschaft zu setzen, halte ich vor diesem Hintergrund für vollkommen falsch.“

Sollte der Kreis die Planungen wie gehabt vorantreiben, könnte schon bald die Erschließung der 6500 Quadratmeter großen Fläche hinter dem Christus Centrum beginnen. Ein Bolzplatz in der Nähe ist ebenfalls eingeplant.