Airbus unterstützt das Schulprojekt an der Technischen Universität Harburg bereits im zweiten Jahr mit 30.000 Euro

Kaum eine Berufsgruppe ist hierzulande aktuell so gefragt, wie Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler. Überdies sind Frauen dabei noch immer deutlich unterrepräsentiert. Allerdings gibt es berechtigte Hoffnungen, dass sich das in den kommenden Jahren ändert. Ein ermunterndes Indiz lieferte die große Abschlusspräsentation des Projekts „Kinderforscher“ am Mittwochabend im Audimax der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH).

Für zwei Stunden war der größte Vorlesungssaal fest in der Hand von 250 Dritt- und Vierklässlern aus zehn Hamburger Schulen. An Dutzenden Mitmachstationen präsentierten sie Experimente, die bekannte Alltagsphänomene auf spielerische Weise erklären. „Wir wollen mit unserem praxisorientierten Projekt Grundschüler früh für die Welt der Naturwissenschaften und der Technik begeistern. Natürlich auch, um ihr Interesse an einer beruflichen Orientierung in diesem Bereich zu wecken und zu fördern“, sagt Gesine Liese, an der TUHH zuständig für Konzeption und Koordinierung des Projekts.

Besonderes Augenmerk legen die Wissenschaftler dabei auf die Einbindung von Mädchen. Erfahrungsgemäß identifizieren sie sich häufig mit technischen oder naturwissenschaftlichen Fächern nicht in dem Maße wie Jungen. „Allerdings auch deshalb, weil ihnen Erfahrungen durch eigenes Erleben fehlen“, wie Gesine Liese weiß.

Also entwickelte sie mit ihrem Team ein Konzept, um die Neugier der Schüler am „experimentellen Forschen“ zu wecken. Offenbar mit großem Erfolg, wie im Audimax allenthalben zu beobachten war. Dort schienen die forschenden Mädchen teilweise sogar in der Überzahl. So wie beispielsweise an der Station, die Einblicke in das Innenleben eines Computers gab. Oder an der Station, die sich mit der Traglast von Brückenkonstruktionen beschäftigt.

Mädchenpower bestimmte auch die Projektpräsentation der Grundschule Kerschensteinerstraße. Hier demonstrierten Mukades und Monia, warum ein Flugobjekt einfach weiter fliegt, wenn es aerodynamisch geformt ist. Mit einem ziemlich simplen, deshalb aber umso effektvolleren Experiment. „Wir haben verschieden geformte Luftballons aufgeblasen, an ihnen einen Strohhalm befestigt, durch den Strohhalm eine Schnur gezogen und den Luftballon dann losfliegen lassen“, erklärte Monia den Versuchsaufbau. „Ein länglicher Ballon fliegt wie eine Rakete, ein runder ist dagegen ganz schön lahm“, schilderte Mukades die unterschiedlichen Flugeigenschaften. Und Kadir ergänzte stolz: „Ein länglicher hat einmal mehr als zehn Meter geschafft, das war unser Rekord.“

Hocherfreut vom wuseligen Treiben im Audimax zeigte sich auch Airbus-Manager Gunnar Groß. In diesem Jahr unterstützt der Flugzeugbauer das Projekt bereits zum zweiten Mal mit 30.000 Euro. Aus gutem Grund: „Ich habe hier heute viele Ingenieure von morgen gesehen. Wir brauchen auch in den nächsten Jahren viele helle Köpfe. Und wenn ich mich so umschaue, braucht uns vor der Zukunft nicht Bange zu sein“, sagte Groß den 250 Kinderforschern. Bevor er Projektleiter Professor Andreas Liese das Modell eines A 350 als Zeichen der fortgesetzten Kooperationsbereitschaft übergab.

Um die Faszination Fliegen hautnah zu vermitteln hat das Unternehmen mit der TUHH nicht nur die Airbus-Forscherboxen entwickelt. Der Boeing-Rivale, der am größten deutschen Standort für die zivile Luftfahrt in Hamburg allein 40.000 Mitarbeiter beschäftigt, bietet auch Praktika für Schüler ab 15 Jahren und vielseitige Ausbildungsmöglichkeiten in diversen technischen Berufen an.

Unterstützt wird das einzigartige Projekt, das 2007 aus der Taufe gehoben worden war, indes auch von der Nissen-Stiftung. Seit 2011 hat sich die Stiftung von Andreas August Friedrich Nissen und Alwine Schulze-Nissen mit insgesamt 36.000 Euro an den Kosten der Wissenschaftsinitiative beteiligt. Rund 1000 Hamburger Schüler haben seitdem an dem Projekt teilgenommen. In diesem Jahr erstmals auch 25 Mädchen und Jungen der niedersächsischen Grundschule Klecken.

Aus dem Bezirk Harburg waren Kinder der Grundschulen Kerschensteinerstraße, Schnuckentrift, Alte Forst, Marmstorf und am Kiefernberg dabei. Sie haben bei ihren Uni-Besuchen auch das DLR-SchoolLab mit Flugsimulator und Windkanal sowie einen Schiffssimulator und die äußerst umfangreiche Uni-Bibliothek kennengelernt. Dort hätten sie nicht nur den Lesesaal gesehen und den Weg eines Buches von der Bestellung am Computer über das Magazin im Keller und das Laufband bis zur Ausgabe verfolgt, wie der Kiefernberg-Drittklässler Jonathan stolz berichtete. Ganz wichtig war ihm indes auch die Anmerkung, dass Bücherdiebe in der Uni-Bibliothek keine Chance hätten: „Weil nämlich beim Verlassen ein Alarm ausgelöst wird.“