Briefkasten aufgehebelt und Dokumente entwendet. Einrichtung bittet ihre Kunden, Schriftstücke neu einzureichen

Harburg. Was sollte das? Es war am vergangenen Wochenende irgendwann zwischen Freitagmittag zwölf Uhr und dem frühen Montagmorgen. Da muss irgendetwas über ihn, sie oder auch gleich mehrere Personen gekommen sein. War ihnen zu langweilig, waren sie betrunken oder wollten sie nur ihre überschüssige Kraft loswerden? Egal: Das Ergebnis erreicht auf der Skala der dümmsten Straftaten in Harburg mit Sicherheit einen vorderen Platz.

Was was geschehen? Die Täter fanden ihren Weg zum Jobcenter in der Harburger Innenstadt und brachen dort den Außenbriefkasten auf. Aber statt es damit bewenden zu lassen, nahmen sie auch noch 50 bis 60 Unterlagen und Briefe mit, die die Kunden des Centers dort eingeworfen hatten. Wo diese Unterlagen geblieben sind, ist bislang unklar. Das gilt zudem auch für die Sonnabend-Ausgabe des Abendblatts.

Dagegen ist klar, dass die Schriftstücke dem und den Dieben nichts nützen werden. „Uns schickt niemand Geld oder Wertsachen. Die Menschen bekommen von uns Geld“, sagt Jürgen Schlenker, Leiter des Jobcenters, in dem an drei Standorten 180 Mitarbeiter vor allem Langzeitarbeitslose und über die Jugendberufsagentur auch junge Menschen betreuen.

Zwar wurden zuvor schon mal Briefkästen im Inneren des Gebäudes am Werder 1 aufgebrochen, weil Kunden eigene Papiere wieder hervorholen wollten. Doch einen Diebstahl am Kasten vor der Tür hat Schlenker noch nicht erlebt. Ähnlich äußerte sich auch ein Sprecher des Kommissariats 46 in Harburg, wo der Diebstahl angezeigt und ein Aktenzeichen vergeben wurde. Die Beamten stellen fest, dass die Diebe den Briefkasten aufgehebelt hatten und schauten anschließend noch in die in der Nähe stehenden Mülltonnen. Die entsprechende Papiere konnten sie aber dort nicht finden.

Für die Kunden des Jobcenter könnte sich der Diebstahl nun böse auswirken. Denn die Menschen, die Arbeitslosengeld II erhalten, müssen alle sechs Monate einen Weitergewährungsantrag stellen. Geht das Papier verloren, kommt im schlimmsten Fall kein Geld bei den Betroffenen an. Immerhin geht es hier monatlich um bis zu 399 Euro für Erwachsene und 234 bis 302 Euro für Kinder, die mit im Haushalt leben.

Um mögliche Komplikationen zu vermeiden, bittet das Jobcenter nun alle Kunden, die im Zeitraum von Freitagmittag bis Montagfrüh sieben Uhr, Anträge, Nachweise und anderen Briefverkehr in den Kasten eingeworfen haben, diese Schriftstücke erneut im Jobcenter einzureichen. Sollte dies im Einzelfall nicht möglich sein, sollten sich die betroffenen Personen umgehend mit ihrem Ansprechpartner im Standort in Verbindung setzen. Die Öffnungszeiten sind Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von acht bis zwölf Uhr und für Berufstätige auch donnerstags von 15.30 bis 17 Uhr.

Einen Hintergrund für das Vorgehen kann sich Schlenker nicht vorstellen. „Wir bedauern den Vandalismus“, sagt er. Der Briefkasten wurde inzwischen „mit Eigenmitteln“ repariert und kann wieder genutzt werden.

Beim Jobcenter hat man die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Schriftstücke doch noch wieder auftauchen könnten. Vielleicht können der Dieb oder die Diebe ja ihre Beute einfach wieder zum Jobcenter zurück bringen und in den Briefkasten legen. Das würde vielen Menschen helfen.

Ohnehin dürften sich die Täter inzwischen dieselbe Frage stellen, die alle bewegt, die bisher mit dem Fall zu tun haben: Was sollte das?