Winsen will bis Mitte 2015 Antrag auf Förderung für die City vorlegen. Zahl der Plätze für Flüchtlinge steigt auf 400

Winsen. Die Verwaltung der Kreisstadt steuert auf ein neues Ziel zu. Bis zum 1. Juni soll ein Antrag für Städtebauförderung beim Land Niedersachsen vorliegen, mit dem um mehrere Millionen Euro für Winsen geworben wird. Das angestrebte „Städtebauliches Entwicklungskonzept Innenstadt“ (ISEC) soll sich mit Handel und Gewerbe, Mobilität sowie Leben und Arbeiten in der City befassen. „Über eine Neugestaltung der City wird seit 20 Jahren diskutiert, jetzt wollen wir starten“, sagt Bürgermeister André Wiese (CDU). Erster Höhepunkt wird eine Bürgerversammlung zum Thema sein, die für den 23. Februar geplant ist.

Für das Projekt hat Wiese bereits ein Team im Rathaus zusammengestellt. Ende Mai sollen der Planungsausschuss und der Verwaltungsausschuss das Konzept absegnen. Der Rat soll im Juli endgültig zustimmen. „Wir können nur mit solchen Zuschüssen arbeiten, wenn wir uns nicht finanziell übernehmen wollen“, sagt Wiese. Interessant für die Bürger und vor allem Einwohner der Innenstadt ist dabei, dass bei der Städtebauförderung auch private Investitionen bezuschusst werden können.

Bei den eigenen Finanzen bleibt in Winsen 2015 wenig Spielraum. Der Haushalt ist zwar mit gut 370.000 Euro im Plus, mit der Erhöhung von Gewerbe- und Grundsteuer aber eben nur knapp ausgeglichen. „Vielleicht brauchen wir noch einen Nachtragshaushalt“, sagt Wiese. Klar ist: Beschließt der Kreis im März eine höhere Umlage für die Gemeinden, muss der Rotstift her. Denn eine Steigerung der Umlage um drei Punkte, wie sie im Gespräch ist, würde die Stadt rund eine Million Euro kosten. Diese Summe über eine neuerliche Steuererhöhung 2016 aufzubringen, schließt der Bürgermeister aus: „Das könnten wir den Bürgern nicht verständlich machen.“ Wiese geht daher davon aus, dass rasch über konkrete Einsparmöglichkeiten nachgedacht werden muss.

Die Ausgaben der Stadt sind auf den Ausbau von zunächst drei Grundschulen zu Ganztagsschulen für sieben Millionen Euro konzentriert, von denen 4,2 Millionen Euro auf 2015 entfallen. „Die Architekten stehen fest, in den Sommerferien könnte es losgehen“, so der Bürgermeister. Dazu wird die Sanierung des Innenstadtrings beginnen und auch am Bahnhof werden die Bagger rollen. Der Bau dort soll beginnen, wenn die Zusage über einen millionenschweren Zuschuss der Landesnahverkehrsgesellschaft zum Bau des Parkhauses vorliegt. Während der Arbeiten werden auf der nördlichen Hauptseite des Bahnhofs keine Parkplätze mehr zur Verfügung stehen, was die Situation für Pendler erschweren wird. Im Frühjahr will die Verwaltung einen Ablaufplan für die Baumaßnahmen vorlegen. Ziel ist die Bauarbeiten 2016 abzuschließen und dann 550 Pkw- und 200 Plätzen für Fahrräder anbieten zu können.

Wachsen soll die Stadt mit dem Baugebiet Winsener Wiesen Süd, wo jetzt das Gebiet für 250 Wohnungen in Einfamilien-, Doppel-, und Reihenhäusern sowie in mehrgeschossigen Gebäuden erschlossen werden soll. Kleinere Gebiete in Stöckte und Borstel sollen im Frühjahr erschlossen werden. Die Politiker wollen aber auch über weitere Bebauungspläne nachdenken. Der Bürgermeister rechnet mit einem Wachstum bei den Einwohnern von rund einem Prozent pro Jahr. Die Zweit-Wohnsitze eingerechnet kommt die Kreisstadt derzeit auf 35.500 Bürger.

Die Zahl der Flüchtlinge in der Stadt wird, sobald die neue Container-Anlage an der Bürgerweide im März bereit steht, um weitere 120 steigen. Dann hat Winsen 400 Plätze für Asylbewerber geschaffen. „Wir haben damit die für uns geltende Quote bis Ende des Jahres erfüllt und liegen im Landkreis vorn“, sagt Wiese. Das sei vor allem eine Folge der früh etablierten Willkommenskultur in der Stadt.

In die Beratungen über die Y-Trasse geht Wiese vom 13. Februar an mit einer „konstruktiven Grundhaltung.“ In der Diskussion mit inzwischen angemeldeten 85 Teilnehmern geht es für die Kreisstadt um viel. Denn die Stadt ist gleich von mehreren Trassenvarianten betroffen. „Die Neubaustrecken Ashausen - Suderburg und Ashausen - Unterlüß lehnen wir ab“, macht Wiese klar. Welche Belastungen der Ausbau von Gleisen auslöst, haben die Winsener beim Bau des dritten Gleises nach Lüneburg erlebt: Lärm, Ramm-Arbeiten an den Wochenende oder zeitraubenden Bus-Ersatzverkehre gehörten dazu. Zudem stellt sich für die Pendler nun die Frage, ob neue Gleise den Bürgern nutzen oder allein dem Transport von Containern vorbehalten bleiben.

Immerhin: Wiese wird beim Dialog alles aus erster Hand erfahren. Die Sitzungstermine hat er bereits in seinem Kalender vermerkt.