Gilde und Bezirksamt sind sich einig: Zumindest für das Jahr 2015 zieht das Vogelschießen auf den Rathausplatz um

Harburg. Nun ist amtlich, was die Harburger Medien schon länger spekulieren und einige sogar vermeldeten, bevor es feststand: Das Harburger Vogelschießen zieht vom Schwarzenberg auf den Harburger Rathausplatz um. Erst einmal für dieses Jahr, vielleicht sogar für die Zukunft. Anlass, aber nicht einziger Grund ist die provisorische Flüchtlingsunterkunft, die derzeit noch auf dem Schwarzenberg steht. Die soll zwar Ende März abgebaut werden, aber erstens mag so recht noch niemand daran glauben und zweitens müsste der traditionelle Festplatz auf dem Schwarzenberg danach auch erst einmal so wiederhergerichtet werden, dass Schützenfest und das Hochschul-Sportfest der TUHH, die mittlerweile zusammen ein Vogelschießen bilden, dort stattfinden können.

„Wir haben wegen der Flüchtlingsunterkunft begonnen, uns nach Alternativen umzusehen und haben uns dabei so sehr mit der Variante Rathausplatz angefreundet, dass wir es in diesem Jahr auf jeden Fall probieren.“, sagt Gildepatron Enno Stöver. Er hat die Vision eines Harburger Stadtfestes, das über das reine Vogelschießen und den Rathausplatz hinausgeht. Im Bezirksamt stieß er damit auf offene Ohren:

„Ich halte das für eine gute Entscheidung“, sagt Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, „Darin sehe ich die Chance, eine größere Anzahl interessierter Harburgerinnen und Harburger anzusprechen und damit auch zu einer Belebung der Harburger Innenstadt beizutragen.“

Durch den Umzug in die Innenstadt möchte die Gilde sich und ihr Fest auch wieder mehr in der Stadt verankern. Zuletzt waren die Besucherzahlen auf dem Schwarzenberg von Jahr zu Jahr rückläufig. Die Gründe sind vielfältig und nicht nur bei der Schützengilde zu suchen. So ist zum Beispiel das Vogelschießen schon lange nicht mehr das einzige Fest im Sommer, zu dem alle Harburger zusammenkommen. Das Binnenhafen- und das Außenmühlenfest sind starke Konkurrenten. Das Image der Schützen ist auch eher ein ernstes, als ein fröhliches. Die Gilde versucht, gegenzusteuern, wo sie es selbst kann. Zum Beispiel, indem sie sich zur Gesellschaft hin öffnet. Beim Winterball ist dies bereits gelungen. Ein Jahrzehnt, nachdem dieser von einer mehr oder weniger reinen Schützenveranstaltung mit zivilen Gästen zum Stadt-Ball mit Schützenprägung umgewidmet wurde, kommen auch Harburger , die man sonst nie auf diesem Ball gesehen hätte, einmal im Jahr gerne ins Hotel Lindner. Auch der Ball hatte rückläufige Zahlen und wächst mittlerweile wieder.

Ähnliches schwebt den Schützen auch für den Rathausplatz vor: „Das Festzelt und die Sportfläche sollen den Kern der Festfläche bilden. Drum herum schwebt uns ein Stadtfest vor, für das auch Harburger Bürger und Initiativen Ideen einbringen können. Wir sprechen schon mit dem City-Management. Es wäre ja durchaus denkbar, dass in der Lüneburger Straße ein Karussell aufgestellt wird oder in der Achse vom Rathausplatz zum Museum eine Feiermeile entsteht. Vielleicht will sogar jemand eine Bühne für Live-Musik aufstellen. Wir sind da offen und gespannt darauf, was passiert. Wir sehen den Umzug auch als Chance, aus einem alten Trott herauszukommen.“

Die umliegenden Restaurants und Geschäfte freuen sich schon über die Entscheidung der Gilde. „Nicht nur, weil es mir mehr Umsatz bringt“, sagt Kioskbetreiber Ibrahim „Ibo“ Batal, „sondern auch weil viele Gildemitglieder sowieso schon meine Stammkunden sind und ich sie dann auch während des Vogelschießens sehe. Die meisten haben ja Büros in der Innenstadt oder zumindest mal etwas zu tun hier.“

Auch Toni Duke, Kellner im „Dubrovnik“, freut sich: „Das Vogelschießen ist eine Jahrhunderte alte Tradition. So was schätze ich“, sagt er. „Dass das jetzt hier vor der Tür stattfindet, ist doch schön.“

Bislang war der Rathausplatz nur ein zeremonieller Ort für das Vogelschießen. Der Ausmarsch und der Zapfenstreich fanden hier statt. Vorerst ist der Umzug in die Innenstadt nur für 2015 geplant. „Aber wir werden uns im Juli zusammensetzen und evaluieren, wie es auf dem Rathausplatz gelaufen ist“, sagt Stöver. „Vielleicht finden die Behörden und wir ja, dass das so weitergehen sollte.“