Oberbaudirektor Jörn Walter hält eine Ansiedlung der Hamburger Brauerei in Wilhelmsburg für wenig wahrscheinlich

Wilhelmsburg. Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter hält es für wenig wahrscheinlich, dass sich die Holsten-Brauerei in Wilhelmsburg ansiedelt. „Wilhelmsburg ist sicher nicht der Ort, an dem man sich darüber Gedanken machen müsste. Für Wilhelmsburg sehe ich eine geringe Gefahr“, sagte Jörn Walter auf Nachfragen des Publikums einer Diskussion zur Stadtentwicklung auf den Elbinseln im Bürgerhaus Wilhelmsburg. Mit dieser Aussage schließt der Oberbaudirektor allerdings den Standort auch nicht aus. Damit gibt Jörn Walter der Spekulation um eine Ansiedlung der Hamburger Brauerei in Wilhelmsburg zumindest weiter Nahrung.

Bei der Diskussion auf Einladung des Vereins Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg nannte der Oberbaudirektor noch einige Details zu der bisher eher geheimnisumwitterten Suche der Holsten-Brauerei nach einem neuen Standort in Hamburg, die bisher noch nicht bekannt geworden waren. Die „Lust“ des Bierbrauers, sich im Hafen anzusiedeln, sei gering, sagte Jörn Walter noch. Die Holsten-Brauerei prüfe verschiedene Standorte – diese Suche gehe von Bergedorf bis in den Norden Hamburgs. Das Unternehmen selbst macht keine Aussagen über mögliche Standorte, die es in Erwägung zieht.

Ein neuer Prüfauftrag des Senates an die IBA Hamburg hatte für die Spekulation gesorgt, die Holsten-Brauerei könnte möglicherweise auf ein Gelände am Haulander Weg im Süden Wilhelmsburgs ziehen. Am 9. Dezember hatte der Senat die IBA Hamburg damit beauftragt, zusätzlich zum ursprünglich geplanten Bau von bis zu 850 Wohnungen am Haulander Weg in Wilhelmsburg eine zweite Variante mit gewerblich genutzten Flächen des Projektgebietes zu prüfen. Die am Haulander Weg vorgesehen Fläche für Gewerbe erstreckt sich über 60.000 Quadratmeter. Das entspricht exakt der Fläche, die die zur dänischen Carlsberg-Gruppe gehörende Holsten-Brauerei für den Neubau ihrer Produktionsstätte benötigt.

Der Verein Zukunft Elbinsel steht einer Ansiedlung der Holsten-Brauerei in Wilhelmsburg skeptisch gegenüber. Die Interessenvertretung Wilhelmsburger Bürger kritisiert den Prüfauftrag, am Haulander Weg möglicherweise auf Wohnungsbau zu verzichten und stattdessen Gewerbe anzusiedeln.

Das Umdenken des Senates kam für die Öffentlichkeit auf den Elbinseln überraschend. Eigentlich hätte die IBA Hamburg am Haulander Weg ein ökologisches Vorzeigeprojekt mit Klimahäusern vorgesehen. Bei der Umsetzung der Alternative „Wohnen“ entstünde der Stadt ein Defizit von 3,9 Millionen Euro. Die Umsetzung der Alternative „Gewerbe“ würde lediglich zu einem Defizit von 0,9 Millionen Euro führen.

Der Vorstand des Vereins Zukunft Elbinsel sieht in der Alternativplanung für Gewerbe ein Indiz dafür, dass die Stadtentwicklung in Wilhelmsburg nach der Internationalen Bauausstellung an Bedeutung wieder verloren habe und Interessen der Wirtschaft Priorität gewännen.

Jörn Walter widerspricht dem Vorwurf. Das Rahmenkonzept des Senates „Hamburgs Sprung über die Elbe 2013+“ sei ein starkes Signal für die Stadtentwicklung in Wilhelmsburg. „Das Wohnen soll hier gestärkt werden – mehr noch als in den vergangenen sieben Jahren“, sagte der Oberbaudirektor. Hintergrund: Der Senat hat die IBA Hamburg beauftragt, mit Planungen insgesamt 4000 zusätzliche Wohnungen auf den Elbinseln zu realisieren.

Jörn Walter machte aber auch deutlich, dass bestehende Unternehmen in Wilhelmsburg gehalten werden sollen. Die Freie und Hansestadt Hamburg wolle die Arbeitsplätze behalten und in eine Zukunft führen, sagte er.

Ideen, Wohnungsbau am Elbe-Seitenarm Reiherstieg zu realisieren, hält Jörn Walter für unrealistisch. Die Hafenwirtschaft werde dazu keine Fläche abgeben. „Wir werden mit dem Wohnen nicht an den Reiherstieg kommen“, so der Oberbaudirektor, „weil gegenüber der Hafen ist – so einfach ist das. “