Das Bauwerk kostet jetzt statt 1,6 Millionen Euro gut 2,1 Millionen Euro. Brückenportal bekommen rot-bunte Klinker

Winsen. Die neue Luhebrücke in Winsen nimmt Gestalt an. Zwei Kolonnen des Brückenspezialisten Hofschröer aus Lingen schalen derzeit den Überbau ein, in den später Beton gegossen wird. Zehn Männer arbeiten in Regen und Sturm. An diesem Vormittag ist Besuch gekommen: Dirk Möller, der Leiter der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Lüneburg und deren Sachgebietsleiter Brückenbau, Christian Magill stehen auf den Holzgerüst. Die beiden Ingenieure legen sich fest: „Kommt es nicht noch zu großen Unbilden beim Wetter, wird das Bauwerk im April fertig.“ Damit würde der Verkehr durch die City der Kreisstadt deutlich entlastet.

Die Bauarbeiten hatten sich durch den weichen Boden, in den 27 zwölf Meter lange Pfeiler eingelassen worden waren, verzögert. Von Mai bis September 2014 ruhten die Arbeiten. Danach wurden weitere Pfähle eingelassen, um die Brücke endgültig zu stabilisieren. Gleichzeitig begann die Auseinandersetzung über die Schuldfrage und damit über die Übernahme der zusätzlichen Kosten für die Sanierung. Sie endete mit einem Kompromiss. „Die Ursache für das Problem bei der Gründung lässt sich nicht mehr aufklären“, sagt Möller. Daher habe man sich außergerichtlich mit Hofschröer geeinigt. „Unser Anliegen war es, weitere Verzögerungen beim Bau zu vermeiden“, so Möller. Wer wie viel der zusätzlich rund 600.000 Euro trägt, ließ der Straßenbau-Ingenieur, der seit 2006 an der Spitze der Behörde steht, offen. Wirtschaftsminister Olaf Lies hat jedoch in einer Antwort auf die Anfrage des Winsener Landtagsabgeordneten André Bock eingeräumt, dass allein das Land bisher Nachtragszahlungen von knapp 284.000 Euro geleistet hat. Insgesamt steigen die Kosten für die Brücke nun von geplanten 1,57 Millionen Euro auf gut 2,1 Millionen Euro.

Die nächsten Schritte beim Bau stehen fest. Ende Februar soll der Beton mit der Stahl-Bewehrung gegossen werden. Dann wird die Oberfläche mit Epoxidharz abgedichtet, der unter einem Zeltdach aufgebracht wird. Auf dieser Oberfläche werden auf beiden Seiten der Brücke 3,5 Meter breite Kappen aufgesetzt, auf denen später die Fuß- und Fahrradwege entstehen. Die Fahrbahn wird danach asphaltiert. „Regen wird diese Arbeiten nicht stoppen“, versichert Magill. „Nur bei lange anhaltendem Schnee und Eis könnten noch Verzögerungen auftreten.“

Mit dem Einsatz des neu ausgesuchten Epoxitharzes soll die Bauzeit verkürzt werden. Denn es kann, anders als das bisher vorgesehene Material, schon nach sieben statt nach 21 Tagen auf Beton aufgetragen werden. Zudem hat Hofschröer seine Mannschaft vor Ort aufgestockt und für die Widerlager der Brücke vorgewärmten Beton verwendet, der Arbeiten bei niedrigeren Temperaturen zulässt. Mit der Planfeststellungsbehörde und der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Harburg wurde zudem vereinbart, dass trotz des Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiets auch in der Dämmerung gearbeitet werden kann. Hofschröer darf zudem Kolonnen am Sonnabend schicken, wenn dies arbeitstechnisch sinnvoll ist und die Witterung es erlaubt.

„Wir haben aber an Sonnabenden noch keine Arbeiter gesehen“, entgegnet der CDU-Landtagsabgeordnete Bock. Er bezweifelt noch immer, dass der Termin für die Fertigstellung gehalten werden kann. Auf Antwort auf seine zwei Anfragen nach dem Baufortschritt im Sommer und Herbst hatte Bock zudem wochenlang warten. „Die Landesregierung hat sich viel Zeit gelassen“, sagt er. In dem Antwort-Schreiben aus Hannover werden auch die höheren Baukosten für die Brücke genannt.

Immerhin: Die Steine für die nach außen geschwungenen Brückenportale hat sich die Stadt inzwischen aussuchen können. Es werden rot-bunte Klinker auf beiden Seiten der knapp 52 Meter langen und 15 Meter breiten Brücke über die Luhe. Das Bauwerk soll für die kommenden 100 Jahre bis zu 40 Tonnen schwere Fahrzeuge tragen, die über die Landesstraße 234 hinwegrollen. Magill ist weiterhin überzeugt: „Die Winsener werden ihre Brücke mögen.“