Schauspieler der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg zeigen ihre Träume. Benefiz für Hospizverein Hamburger Süden

Harburg. Alle Sprachen der Welt sprechen. Eine Bundesligakonferenz moderieren. Mutter sein. Alle einfrieren, die einen nerven. Mit einem bloßen Zeig des Fingers. Das sind Träume! Träume von Frauen und Männern mit Behinderung. Träume, die sie in ein Theaterstück verwandelt haben. 2014 hat es den Theaterpreis internationales Amateurtheater bekommen, jetzt wird es im Rieckhof zu sehen sein.

„Weltenbrecher“ heißt die Theatergruppe der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg, Leiter ist der Sozialpädagoge und Theaterpädagoge Stefan Schliephake. „Wo der Pfeffer wächst“ heißt das Stück des Ensembles, „ein Stück von Lebensträumen und anderen Katastrophen“, wie Schliephake mit einem Augenzwinkern sagt.

Mit ihrem Stück sind die Laienschauspieler bereits im Theater Lüneburg aufgetreten sowie bei regionalen und internationalen Festivals, die mit Abstand aufregendste Reise war die zu den Theatertagen am See in Friedrichshafen im Frühjahr vergangenen Jahres – dem größten Amateurtheaterfestival Europas. Im Juli 2013 waren die „Weltenbrecher“ bei den Theatertagen europäischer Kulturen in Paderborn zu Gast – als einzige Gruppe mit Schauspielern, bei denen eine Behinderung zu ihren Eigenschaften zählt. Und als erste.

Die Frauen und Männer arbeiten in verschiedenen Arbeitsbereichen der Lebenshilfe-Werkstätten, Schauspieltraining und Theaterarbeit sind fester Bestandteil der Personalentwicklung der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg.

Die Aufführung im Rieckhof ist ein Benefiz-Gastspiel zu Gunsten des Hospizvereins Hamburger Süden. „Dass wir für die Hospizarbeit ohne Gage auftreten, ist für uns ganz klar. Hier haben unsere Träume sicher viel Kraft, um die Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Und gerade am Ende des Lebens suchen viele nach Momenten in ihrem eigenen Leben, wo Träume gelebt worden sind“, sagt Weltenbrecherin Susanne Kracht.

Gleichzeitig arbeiten im „Offenen Atelier“ in Lüneburg Menschen mit und ohne Behinderung an einem neuen Stück: „Nach der Sehnsucht sehen“ heißt die Produktion, die das „Offene Atelier“ des Instituts für Kunst, Kultur, Bildung und Gemeinwesenentwicklung (KuBiG e.V.) auf die Bühne des Theaters Lüneburg bringen will. Der Blick geht dabei hinter die Bühne: Was passiert vor der Premiere? „Der Zuschauerraum im T.NT-Studio des Theaters Lüneburg ist gedreht, sodass das Publikum all das sieht, was es nicht sehen soll“, erklärt Stefan Schliephake, der in dem Stück selbst mit auf der Bühne steht. „Die tragischen, aufgeladenen, entzaubernden, aber auch besonders wahren Geschichten hinter der Bühne. Die Akteure versuchen alles, um die Bühnenhandlung zu retten und trotz aller Widrigkeiten ihre Szene abzuliefern.“

Seit 2002 produziert das „Offene Atelier“ inklusive Theaterstücke, es ist die fünfte Produktion. „Eine Stärke der Bühnenhandlung ist, dass sie ein gesellschaftliche Wirklichkeit vorausnimmt, in der die Behinderung nur ein Aspekt von Persönlichkeit ist und nicht mehr die zentrale Kategorie“, heißt es über den besonderen Aspekt des gemischten Ensembles. „Am Anfand des Stücks fragen sich die Zuschauer vielleicht noch: Wer hat hier eigentlich eine – und wenn ja – welche Behinderung? Im weiteren Verlauf geben viele Zuschauer den Versuch nach Zuordnungen auf und geben sich lieber der Inszenierung hin.“

Premiere von „Nach der Sehnsucht sehen“ ist am Dienstag, 24. März, weitere Vorstellungen laufen am 31. März sowie am 1. April jeweils ab 20 Uhr in der T.NT-Studiobühne des Theaters Lüneburg. Infos und Karten: 04131/42100.

Die Vorstellung von „Wo der Pfeffer wächst“ am Mittwoch, 21. Januar, beginnt im Rieckhof um 18.30 Uhr.