Zum Monatsende schließt der Laden auf Zeit am Rande der Harburger Fußgängerzone – eine Erfolgsgeschichte endet

Harburg. In zwei Wochen heißt es „Tschüs“ für den Pop-up Store in Harburg. Vier Monate lang sorgte der Laden auf Zeit für mehr Vielfalt in der Harburger Innenstadt und zog Neugierige und Kunden an, die schon lange nicht mehr in der Lüneburger Straße shoppen waren. Die zwölf Frauen, die den Store betrieben haben, bieten noch bis zum Monatsende Dinge an, die man sonst nur auf guten Kunsthandwerkermärkten findet. Von kleinen Filzmäusen bis zu aufgearbeiteten Möbelstücken, von feinen Pappschachteln bis zur Harburger Hafenkiste gab es Handgemachtes, Einmaliges und ausgewiesen Kreatives.

Die Resonanz und die Freude der Kunden über das attraktive Angebot bewog die Frauen dazu, nicht wie zuerst angedacht zum 31. Dezember zu schließen, sondern um einen Monat zu verlängern. Der Vermieter Karsten Schachner stand dabei den Frauen zwischen 30 und 84 Jahren tatkräftig zur Seite, wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er ihnen das Geschäft gern noch länger zu besonders günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt. Sogar nördlich der Elbe stieß der Erfolg des Harburger Ladens auf Interesse. Eine Studentengruppe im Studiengang Stadtplanung an der HafenCity Universität Hamburg besuchte die Damen vor Ort und beschäftigt sich zur Zeit mit der Nutzung solcher Verkaufskonzepte.

Für die Frauen, die dieses Projekt in die Tat umgesetzt haben, war es eine Erfolgsgeschichte. Von Anfang an war die Kundschaft begeistert, vor allem in der Weihnachtszeit war das Geschäft immer voll. Aber der Erfolg brachte die Frauen manchmal auch an den Rand ihrer Kräfte. Jeweils zwei waren immer vor Ort, um zu beraten und zu verkaufen, der schwunghafte Absatz hatte natürlich auch zur Folge, dass sie regelmäßig nachproduzieren mussten. Alle Frauen produzieren ihre Sachen nebenbei, haben Familie, engagieren sich ehrenamtlich oder arbeiten in einem festen Job. Das alles unter einen Hut mit dem Pop-up Store zu bringen, war für viele manchmal ganz schön stressig. Dementsprechend einmütig war die Entscheidung, den Laden zum Monatsende dicht zu machen. „Letztendlich macht ja gerade dies auch das Pop-up Prinzip vom Laden auf Zeit aus“, erklärt Uschi Tisson, die hier ihre Harburger Hafenkiste anbietet.

„Es hat viel Spaß gemacht, aber jetzt ist auch ein bisschen die Luft raus“, sagt Michaela Skoeries, die im Pop-up Store ihre selbst designte Kleidung für Kinder anbietet. Traditionell herrscht in den ersten Monaten des Jahres im Einzelhandel eher Flaute, und auch in dem Harburger Geschäft ist es momentan ruhig – auch das war ein Grund, den Laden zuzumachen. Skoeries will sich jetzt wieder mehr Zeit für Haus und Tochter nehmen, gibt weiterhin Nähkurse im evangelischen Zentrum an der Hölertwiete und auch in ihrem Atelier ist einiges liegen geblieben, um das sie sich kümmern muss. Hilke Jonas, sie stellt Kisten und Kästen aus Papier her, muss sich dringend um Nachschub kümmern, im März und April stehen für sie die nächsten Kunsthandwerkermärkte an. Uschi Tisson wird ihre Hafenkiste weiterhin in ihrer Dorfscheune in Ehestorf verkaufen, außerdem will sie sich ehrenamtlich um die Betreuung von Flüchtlingen im Harburger Binnenhafen kümmern.

Und auch die Möbeltischlerin Birgit Gutzki-Heitmann hat ohne den Pop-up Store keinen Leerlauf. Auf sie wartet der Bürgerschafts-Wahlkampf. Außerdem stellt sie über den Sommer in der Kunsthandwerkerhalle im Wildpark Schwarze Berge aus, in ihrer Werkstatt wartet also auch noch Arbeit auf sie. Alle zwölf Frauen könnten sich vorstellen, vor Weihnachten wieder in der Harburger Innenstadt einen Laden auf Zeit aufzumachen. „Wir haben uns jetzt ein Konzept erarbeitet und wissen jetzt viel besser, was man alles bedenken muss“, erklärt Gutzki-Heitmann, „die Frage ist nur, ob uns dann jemand nimmt“.

Denn daran hapert es nach wie vor: Bisher stehen die Besitzer der leer stehenden Geschäfte in der Lüneburger Straße dem Pop-up Prinzip immer noch skeptisch gegenüber. Bis auf Karsten Schachner, der schon zum zweiten Mal eine Pop-up Store in seinem Geschäfthaus möglich gemacht hat, gibt es noch keine Zusage von anderen Immobilienbesitzern. „Wir hoffen, dass wir mit dieser Erfolgsgeschichte Überzeugungsarbeit bei den Vermietern leisten können – Pop-up ist besser als Leerstand“, bestätigt Dagmar Overbeck, Mitglied im Harburger Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus. „Wir haben allen gezeigt, dass so ein gutes Angebot mehr und andere Kunden in die Lüneburger Straße lockt“, sagt sie und könnte sich sogar bis zu fünf Pop-up Läden in der Harburger City vorstellen. Sie ist sich sicher, dass es genügend Interessenten für diese Projekte gibt. Die können sich beim Business Improvement District (BID) melden, Ansprechpartnerin ist dort Jana Braun.

Wer noch nicht im Harburger Pop-up Store war oder noch einmal bei den Damen vorbeischauen möchte, hat noch zwei Wochen Gelegenheit dazu. Das Geschäft ist geöffnet von mittwochs bis freitags von 10 bis 18 Uhr, und am kommenden Sonnabend von 10 bis 14 Uhr. Am Sonnabend 31. Januar, kann man sich dann zwischen 10 bis 18 Uhr von den Damen verabschieden.