Die Sozialdemokraten leiten den Generationenwechsel ein. Bei der Kommunalwahl sollen mehr als 30 Prozent der Stimmen gewonnen werden

Winsen. Es tut sich was bei der SPD im Landkreis Harburg. Mit dem Wechsel an der Spitze der Kreistagsfraktion hat der Generationswechsel begonnen. Dort hatte im November der Einzelhandelskaufmann und Karstadt-Teamleiter Tobias Handtke den Vorsitz vom langjährigen Landtagsabgeordneten und ehemaligen Landrat des Kreises, Professor Jens-Rainer Ahrens, übernommen. Handtke ist 38, Ahrens, 76, ist jetzt stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Dem Schnitt in der Fraktion wird nun auch ein weiterer in der Partei folgen. So deutet alles darauf hin, dass der langjährige Unterbezirksvorsitzende Klaus-Dieter Feindt (64) zur Wahl am 18. April nicht mehr antreten wird. Bereit steht dagegen einer, der bereits einen vehementen Wahlkampf um das Amt des Landrats geführt und nur knapp gegen den Favoriten Rainer Rempe (CDU) verloren hat: Thomas Grambow (51), Oberstleutnant der Reserve, Diplom-Verwaltungswirt und heute Regionalcontroller bei der Knappschaft, einem Träger der gesetzlichen Krankenversicherung.

Schon Anfang der nächsten Woche wird voraussichtlich eine Vorentscheidung fallen. Nach dem Neujahrsempfang an diesem Sonntag in Hanstedt treffen sich der Vorstand des Unterbezirks und die Ortsvereinsvorsitzenden am kommenden Montagabend, 19. Januar, in Maschen. Auf der Tagesordnung der Sitzung stehen auch Personalvorschläge. Dazu wird nach Informationen des Abendblatts auch gehören, dass Klaus-Dieter Feindt für sein Amt künftig nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Gleichzeitig soll Feindt, der seit 1999 an der Spitze des Unterbezirks steht und zuletzt 2013 wieder gewählt wurde, die Bereitschaft Grambows zur Kandidatur verkünden. Feindt ist bekannt für seine Loyalität zur Partei und hat es bisher stets verstanden, ihre Ziele mit kämpferisch formulierten Meinungsäußerungen voran zu bringen. Für Grambow soll es mit der Kandidatur zum Landrat, als er mehr als 48.000 Stimmen erhielt, nicht erledigt sein.

Endgültig entscheiden werden beim Parteitag in der Burg Seevetal die mehr als 70 Delegierten aus den zwölf Ortsvereinen, in denen die knapp 1200 Genossen im Kreis organisiert sind. Ob Grambow für die Führung des Unterbezirks bis Mitte April der einzige Kandidat bleibt, ist dabei offen. Theoretisch kann sich jedes SPD-Mitglied bewerben. Doch vieles spricht für Grambow, schon weil bislang kein weiterer Kandidat bekannt ist. Das derzeit einzige hochrangige Aushängeschild der Partei im Kreis, die Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler, dürfte mit ihrer Arbeit im Wahlkreis und in Berlin ohnehin ausgelastet sein.

Auf die SPD im Landkreis kommt bis zur Kommunalwahl im Herbst 2016 viel Arbeit zu. Mit dem Wechsel in den beiden Spitzenämtern wird ihr Generationenwechsel nicht zu Ende sein. Unruhe brachten zudem die erzwungene Demission von Cornelia Ziegert als Fraktionschefin im Jesteburger Gemeinderat, die sie als schieres Mobbing empfindet, und der überraschende Rückzug von Norbert Rath. Rath, der SPD-Ortsvereinsvorsitzende und Ratsherr in Winsen, hatte auf Grund von neuen beruflichen Perspektiven seinen Rücktritt erklärt.

Dennoch gilt in der Partei das Ziel, bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr deutlich mehr als 30 Prozent der Stimmen zu gewinnen. Beim vergangenen Urnengang 2011 waren es 30,1 Prozent, zwei der 19 Sitze im Kreistag hat die SPD inzwischen aber verloren, weil die Politiker die Partei verlassen haben. Schon bei Grambows Kandidatur als Landrat hatten Linke und Grüne ihn unterstützt. Bisher arbeitet die SPD im Landkreis mit wechselnden Mehrheiten. Ob sich dies durch eine engere Zusammenarbeit mit den beiden anderen Parteien ändern wird, ist offen. Denn weder der offensichtlich scheidende Feindt, noch Grambow oder auch Handtke wollten sich gegenüber dem Abendblatt auf eine künftige Strategie festlegen.

Dennoch sind die Themen für die Zukunft, die über den Erfolg der Politik bestimmen werden, schon heute klar. Sie drehen sich um den Verkehr für Pendler einschließlich großzügiger geschnittener Tarifzonen für die S-Bahn, um die geplante Y-Trasse für Güterzüge, um deren Verlauf auch zwischen den Landkreisen gestritten wird aber auch um Steuererhöhungen, um den Ausbau von Schulen oder die Kinderbetreuung sowie die Infrastruktur für neue Wohnungen und Häuser. Eine Klausurtagung im Februar soll nun Partei und Fraktionen im Kreis für diese Ziele enger zusammenführen. Für Grambow steht auch der Sprung in den Kreistag an. Seine Ambitionen hat er bereits angemeldet. Das Problem: Neu Wulmstorf, wo er Ortsvereinsvorsitzender, stellvertretender Bürgermeister und stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist, stellt fünf Mitglieder des Kreistags. In der SPD-Fraktion sitzen aber davon nur zwei. Diese beiden Plätze sind an Handtke und Anneliese Scheppelmann vergeben. Für Grambow wäre ein weiteres Mandat zu erkämpfen.

Blickt man weiter voraus, muss sich die SPD auch für die nächste Landratswahl 2022 rüsten. Dabei könnte das Duell von 2014 erneut ausgetragen werden. Gut möglich, dass Rempe wieder antritt und als künftiger Unterbezirksvorsitzender und Kreistagspolitiker dürfte Grambow auch in acht Jahren nicht zögern.