Werner Gottwald ist einer der Miterfinder der Harburger Willkommenskultur

Harburg. Als Bürgermeister Olaf Scholz am Montag einen Empfang gab, um den vielen Hamburgern zu danken, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren, war Werner Gottwald einer von den etwa 1200, denen gedankt wurde. In Harburg ist er nicht einfach einer unter vielen, auch wenn er das gerne so bescheiden darstellt. Werner Gottwald ist einer der Miterfinder der gelebten Harburger Willkommenskultur. Er gründete im sozialen Netzwerk facebook die Gruppe „Harburger helfen Flüchtlingen", über die sich sehr viele der Engagierten austauschen und organisieren.

„Ich hatte mich darüber geärgert, dass in einer großen Harburger facebook-Gruppe einige wenige Mitglieder viele rechte Stammtischparolen verbreiteten, wenn es um Flüchtlinge ging. Um die Diskussion von diesen Kommentaren zu trennen, gründete ich die aktuelle Gruppe.“

Aus dieser Gruppe heraus entsanden diverse Aktivitäten, wie die Harburg-Spaziergänge mit Bewohnern der Erstaufnahme, Sachspendensammlungen, eine Sportgruppe oder Ausflüge – und die Ideen, was man tun könnte, werden ständig mehr.

Gottwald 57, ist seit seiner Jugend ein engagierter Bürger. Er machte selbstverwaltete Jugendarbeit in der Johannisgemeinde, engagierte sich in der Anti-Atomkraftbewegung und gegen Wohnungsnot in München. Seit seinem Zivildienst lebte er nämlich in Bayern, bis er vor vier Jahren zurück nach Harburg kam, um seine Mutter zu pflegen.

Beinahe wäre er nach dem Tod seiner Mutter wieder nach Bayern zurückgegangen, doch seinen alten Job gab es nicht mehr. „Das ist wohl auch gut so“, sagt er. „Es gibt hier ja genug zu tun.“

Was Werner Gottwald und seinen Mitstreitern wichtig ist: die Flüchtlinge in die Arbeit einzubinden und mitbestimmen zu lassen. „Hilfe von oben herab geht häufig daneben“, sagt er. „Das sorgt nicht nur bei den Helfern für Frustration, sondern auch bei denen, denen geholfen wird.“