Die Hamburger Schulbehörde erwägt nun doch einen temporären Komplett-Umzug der Harburger Grundschule

Harburg. Die anhaltenden Proteste an der Grundschule Kerschensteinerstraße gegen die Umzugspläne der Schulbehörde sind nicht ungehört verhallt. Um den Ausbau der benachbarten Goethe-Schule-Harburg (GSH) voranzutreiben, sollen bis Mai 2016 Vorschüler sowie die ersten und zweiten Klassen der „Kersche“ an den Standort der Schule Schwarzenbergstraße verlegt werden. Ende 2017, Anfang 2018 ist dann der finale Umzug der gesamten Grundschule ins Lessing-Gymnasium Am Soldatenfriedhof geplant. Nun soll es aber einen Plan B geben.

Der zuständige Schulinspektor Thorsten Altenburg-Hack teilte im Harburger Sozialausschuss am vergangenen Montag im Rathaus überraschend mit, die Schulbehörde erwäge nun doch einen temporären Komplettumzug der gesamten Grundschule. Konkreter wollte er nicht werden, weil die Alternative erst einmal mit den „unmittelbar Betroffenen" eingehend zu erörtern sei. Eine Abordnung der Behörde und ein Vertreter des für den Schulbau zuständigen Gebäudemanagements Hamburg (GMH) werde bereits am nächsten Tag mit dem Elternrat der „Kersche“ zusammentreffen, um die neue Option zu besprechen.

Das Treffen hat es am Dienstag dann auch tatsächlich gegeben. Neben Altenburg-Hack waren auch Schulamtsleiter Norbert Rosenboom und GSH-Abteilungsleiter Klaus Blättner anwesend. Dennoch waren die Elternvertreter anschließend so schlau wie vorher. „Wir hatten die große Hoffnung, dass uns der Plan B bereits vorgestellt wird. Stattdessen bedankte sich Herr Rosenboom lediglich für unser großes Engagement in der Sache“, sagte der Elternratsvorsitzende Mehmet Sahin. Die Behördenvertreter hätten erst für Ende Januar, Anfang Februar konkrete Aussagen zu Alternativlösungen avisiert. Deshalb gäbe es im Elternrat gleichermaßen Hoffnung wie Enttäuschung.

Die Elternvertreter haben aber noch einmal deutlich gemacht, dass das Gros der Elternschaft den Teilumzug an den Standort Schwarzenberg weiter ablehnt und auf einer „Komplettlösung für alle Schüler“ besteht. Dem Brandbrief Anfang Dezember waren erst eine außerordentliche Elternversammlung und dann ein Protestmarsch durch Harburgs City am 13. Dezember gefolgt. Überdies hatte der Elternrat noch vor dem Jahreswechsel einen Protestbrief mit knapp 500 Unterschriften bei der Behörde abgegeben.

Dieser Druck scheint die Planer der großen Harburger Schulrochade, in die auch Lessing-Stadtteilschule, das Humboldt-Gymnasium und die Stadtteilschule Maretstraße involviert sind, zum Umdenken bewegt zu haben. Dabei hatte Schulinspektor Altenburg-Hack noch kurz vor Weihnachten erklärt, wegen dieser engen Verzahnung sei „der Zwischenumzug der Grundschule Kerschensteinerstraße an die Schule Schwarzenbergstraße Mitte 2016 unumgänglich“.

Auf Abendblatt-Nachfrage, warum nun ein Plan B ohne Einzelheiten im Raum stehe, antwortete Behördensprecher Peter Albrecht: „Wir prüfen derzeit Alternativen, wollen im Moment aber noch keine möglichen Standorte öffentlich nennen, weil erst Gespräche geführt werden müssen.“ Unterdessen ist bereits klar, dass mögliche Optionen rar sind. Für Mehmet Sahin wäre der temporäre Komplettumzug in den Schulkomplex am Alten Postweg in Heimfeld denkbar, der nur 900 Meter von der „Kersche“ entfernt ist.

Bereits im Sommer 2016 soll nun der Umzug der Staatlichen Schule für Sozialpädagogik (W5) auf den Campus der Handelsschule (H10) im Göhlbachtal abgeschlossen sein. Damit würden die aktuell genutzten Räumlichkeiten ein Jahr früher frei werden als ursprünglich vorgesehen. Gegen diese Variante spricht allerdings, dass auch das benachbarte Friedrich-Ebert-Gymnasium seit Jahren einen wachsenden Raumbedarf hat und endlich zum Zuge kommen will.

Eine andere Option wäre nach Ansicht der in Schulfragen überaus kompetenten CDU-Abgeordneten Helga Stöver der Komplettumzug in die einen Kilometer entfernte Schule Baererstraße. Die ehemalige Sprachheilschule gehört zum Regionalen Bildungs- und Beratungszentrum Harburg. Und das soll laut Schulbehörde in den nächsten Jahren am Standort Schwarzenbergstraße konzentriert werden. „Die ,Kersche’ hat aktuell etwa 260 Schüler, die Schule Baererstraße zirka 230. Das könnte von der Größe her also passen“, so Stöver. Überdies leben viele „Kersche"-Schüler ohnehin zwischen Eißendorfer- und Bremer Straße. Und hätten so kaum einen längeren Schulweg als jetzt.