Wohnungsbau und noch mehr Gewerbeansiedlung standen im Fokus beim Neujahrsempfang in Hittfeld

Hittfeld. Unternehmer und Vertreter aus Politik und Verwaltung - mehr als 200 Gäste – haben sich am Montag auf den Weg in die Burg Seevetal in Hittfeld gemacht, um beim Neujahrsempfang dabei zu sein. Geladen zu dem Abend hatte die Gemeinde Seevetal gemeinsam mit den Gewerbevereinen aus Fleestedt, Meckelfeld, Maschen und Hittfeld. Zunächst traf man sich im Foyer der Burg Seevetal, für viele Unternehmer eine Gelegenheit, sich mal wieder außerhalb der eigenen Büroräume direkt von Angesicht zu Angesicht auszutauschen.

Später nahmen die Gäste Platz im großen Saal. Zunächst begrüßte Gemeindebürgermeisterin Martina Oertzen die Anwesenden. Sie blickte zurück auf das vergangene Jahr, das auch für Seevetal sehr ereignisreich war. Denn die globalen Auswirkungen der Krisen und bewaffneten Konflikte sind längst auch in der Gemeinde angekommen. 180 Flüchtlinge sind derzeit hier untergebracht, es werden mehr werden in diesem Jahr. Oertzen appellierte an die Anwesenden, sich für Toleranz und Verständnis für die Kriegsflüchtlinge einzusetzen und dankte ausdrücklich all den vielen ehrenamtlichen Helfern, die dazu betragen, dass sich die Menschen hier willkommen fühlen: „Diese große Bereitschaft hat mich tief bewegt“, so Oertzen. Anschließend kam die Gemeindebürgermeisterin auf die wirtschaftliche Lage Seevetals zu sprechen - ein Thema auf das sie gern genauer einging, denn die Gemeinde kann eine stabile Entwicklung vorweisen. Der Haushalt umfasst rund 60 Millionen Euro. Zurzeit ist Seevetal mit 14,8 Millionen Euro verschuldet, dies bedeutet eine pro Kopf-Verschuldung von 370 Euro. Am Ende des Jahres steht die Gemeinde voraussichtlich mit 23 Millionen Euro in der Kreide, pro Kopf sind es dann 580 Euro. Um so wichtiger sind die Steuereinnahmen, die aus dem Handel und Gewerbe in die Gemeindekasse fließen. 34 Prozent des Haushalts kommen allein aus der Gewerbesteuer. „Der Mittelstand ist das Rückgrat unserer Gesellschaft und bringt den Wohlstand in unsere Gemeinde“, betonte Oertzen ausdrücklich.

Außerdem sei die exponierte Lage südlich von Hamburg attraktiv zum Wohnen, Leben und Arbeiten. Seevetal ist die einwohnerstärkste Gemeinde ohne Stadtrecht in ganz Deutschland, 40 000 Menschen leben zurzeit hier. Davon pendeln 13 000 Arbeitnehmer täglich nach Hamburg, 8300 Menschen aber kommen jeden Tag aus Hamburg und Umgebung hierher, um in Seevetal zu arbeiten. Dies sei der Verdienst der vielen attraktiven Firmen und Unternehmen, die in der Gemeinde angesiedelt sind, betonte Oertzen. „Stillstand bedeutet Rückschritt“, sagte die Verwaltungschefin weiter und verwies auf ein informelles Handlungskonzept, das der Gemeinderat im Dezember vergangenen Jahres mit großer Mehrheit verabschiedet hat. Darin geht es um die Neuausweisung von Wohnbebauung und Gewerbeansiedlung. So wird es neue Flächen für Firmen in Maschen, Ramelsloh, Hittfeld und am Beckedorfer Bogen geben. Mehr Wohnraum, vor allem für junge Familien und ältere Menschen steigere die Attraktivität Seevetals. Für dieses Jahr sieht Oertzen auch den Ausbau von Bildungsangeboten und die Betreuung für Kinder und Jugendliche ganz vor auf der Agenda. Weiterhin soll der Sanierungsstau vor allem beim Straßenbau abgebaut werden, das wichtigste Projekt ist die Westumfahrung Hittfeld, die in diesem Jahr fertig gestellt wird.

Im Anschluss an Martina Oertzens Ausführungen trat dann als prominenter Gast der Budnikowski-Geschäftsführer Cord Wöhlke ans Rednerpult und referierte vor den anwesenden Unternehmern über die Philosophie seines Unternehmens, die eng mit dem wirtschaftlichen Erfolg des Drogeriehändlers zusammenhängt. 1979, als er in die Leitung des Unternehmens eintrat, gab es weniger als 50 „Budni“-Filialen in Hamburg, heute sind es 180 Geschäfte in der Hansestadt und in der näheren Umgebung. Mit einem Jahresumsatz von 400 Millionen Euro ist Budnikowski heute das viergrößte Unternehmen in der Branche. „Der Mensch steht im Mittelpunkt“ lautet das Firmencredo, das Wöhlke auch den Anwesenden mit auf den Weg gab. Er vertritt die Strategie: „Zuerst kommt der Kunde, dann die Mitarbeiter und dann das Unternehmen“. Der familiäre Umgang und Stabilität bringe zufriedene Mitarbeiter, „so eine Unternehmenskultur ist eine Möglichkeit, sich von Wettbewerbern zu differenzieren“.

Wöhlke beschäftigt Mitarbeiter aus 51 Nationen: „Diese Vielfalt sehen wir als Chance - das sollten wir auch in der Gesellschaft begreifen.“ Er betonte, das man als Unternehmer auch eine übergeordnete Verantwortung habe. „Fairness in allen Bereichen - darum wird es zukünftig in der Gesellschaft gehen“, warb Wöhlke bei den Anwesenden. Am Ende seines Vortrags sprach sich Wöhlke für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Hamburg und der Metropolregion aus: „Das muss auf Augenhöhe geschehen“. Der Applaus seiner Zuhörer gab ihm mit dieser Forderung recht.